Ich möchte mal kurz was dazu schreiben.
1.) Könnte es sein, daß der Höhenabfall der analogen Tonaufzeichnung "angenehmer" ist, da er u.U zwar früher anfängt, aber flacher verläuft?!?
Ja definitiv. Ein starker Höhenabfall wirkt dumpf. Zu viele Höhen zwar "digital brilliant" aber eben "digital" und das ist für viele Analogbefürworter entscheidend.
Die Psychologie spielt hier mit rein.
Man möchte gerne wertvolle Diamanten, weil die so schon glänzen. Aber bitte nicht zuuu sehr, denn dann können es nur billige künstliche sein...so kommt mir das vor.
Seidenglanz - edel, richtig glänzend - billiger Polyestersatin.
Etc.pp. die gleichen Mechanismen scheinen auch hier eine Rolle zu spielen.
2.) Manches analoges Gerät reagiert nun mal komplexer, als es sich mit einer rein digitalen Reproduktion darstellen ließe (noch?!?)?!?
Ausrede, die zwar technisch stimmt aber irrelevant ist.
Klar klingen zwei Röhrenamps alle anders auch anders als die digitale Simulation.
Aber was ist nun besser oder schlechter?
3.) Wir verbinden gedanklich analoge Geräte mit der "guten alten Zeit", ich auch.
Wir haben "mehr Optik". Eine Bandmaschine wirkt "eindrucksvoller" als ein "blöder" Laptop...
Definitv. Dasselbe bei Schallplatte. Oder mechanische Uhren.
4.) Analoge Geräte sind intuitiver zu betätigen, sie haben "Sonderfälle", die in einer rein digitalen Umgebung nicht realisiert werden (siehe 2). Ich erinnere an den "Extremmodus" der alten Ureis, wo man alle "Kompressionsmodustasten" gleichzeitig gedrückt hat.
Dafür gibt es digital andere Möglichkeiten. Z.B. zwanzig Urei-Simulationen in Reihe.
5.) Wir haben in der letzten Zeit zuviel stressige Digitalprobleme gehabt (Absturz, Datensicherung...) und sehnen uns nach den fast unkaputtbaren Analoggeräten zurück.
Reine Romantik. Analoge Technik macht nur andere Probleme. Probleme die sich nicht über ein Update per Internet beheben lassen.
Zumindest bei guten(!) Analogbändern kann man sagen, daß die um ein wesentliches länger halten, als jede gebrannte CD/DVD (auch eigene Erfahrungswerte)
Vielleicht brauchen wir auch für gewisse Produktionen diese technischen Unzulänglichkeiten.
Ja. Dasselbe bei Film.
Das liegt aber auch in der Natur der Sache.
6.) Digital ist: Geht oder geht NICHT. Analog geht immer irgendwie und die Grenze zwischen "Geht sehr gut" und "geht schlecht" ist sehr fließend. Geht gar nicht taucht eher bei absolutem Geräteversagen oder eigener Blödheit auf.
Ja, genau das meinte ich.
Das ist aber auch ein Problem _wie_ die digitalen Werte gespeichter werden. Das low significant bit ist genauso wichtig wie das most significat bit. Würde man die MSB mit ähnlicher Redundanz speichern wäre das Verhalten des digitale Alterungsprozesses ähnlich.
7.) Die (in sehr vielen Kilos abgewogene) Robustheit. Die Geräte waren noch aus dem vollen geschnitzt.
Psychologie.
8.) Man konnte bei diesen Geräten - im wahrsten Sinne des Wortes - noch was löten.
Und sie konnten runterfallen und kaputtgehen.
9.) Extremfall Röhren. Ich liebe sie auch, habe damit auch noch gebaut und werde es auch noch tun. Die technischen Daten von Mikrophonvorverstärkern mit Röhren sprechen eindeutig gegen deren Verwendung, aber sehen sie nicht "schön aus"?
Ja. Aber muss es dann ein Röhren-Mikrofon-verstärker sein?
Bei der heimischen Stereoanlage könnte ich das eher verstehen.
Ja, definitiv. "Dreck würzt".
Meine Erfahrung: "echt" wirken künstliche Dinge dann wenn sie "dreckig" sind.
D.h. zufällige Abweichungen vom Ideal besitzen, wirklich im wahrsten Sinne des Wortes dreckig aussehen (d.h. wieder zufällig verdunkelt/verrauscht). Eine digital simulierte gleichmässige Patina wirkt wieder künstlich. Wichtig sind immer die statistischen Abweichungen, die bestimmten Regel folgen müssen.