Klavieraufnahme

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blaubar

Klavieraufnahme

Beitrag von blaubar » Di 22. Mai 2007, 14:35

Wie nehmt ihr ein Klavier auf.
Nach (meineserachtens) eigentlich guten Aufnahmen mit zwei normalen Nieren über dem offenen Kasten, habe ich den Tipp bekommen, doch das nächste Mal mit zwei Kugeln zu arbeiten (Distanz zwischen den Miks soll viermal grösser sein, als der Abstand zu den Saiten) und zusätzlich eine Niere von aussen an den Resonanzboden. So gäbe es weniger Phasenprobleme und somit bessere Resultate
Macht ihr das auch so?

Klavieraufnahme

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Jens

Re: Klavieraufnahme

Beitrag von Jens » Di 22. Mai 2007, 18:19

Ein Wohnzimmerklavier mit typischer Klavierliteratur wird für eine Tonaufnahme zu Recht aus Klanggründen gemieden.
So etwas ist eventuell bei Oldtime-Jazz und bei Tango-Orchester als Kolorit noch zu verwenden.
Wenn du schon gute Aufnahmen gemacht hast, dann ist das eben deine niedrig angesetzte Meinung.
Siehe: "Wie mache ich eine Klavieraufnahme?"
http://www.sengpielaudio.com/Klavieraufnahme.htm
hafi69

Re: Klavieraufnahme

Beitrag von hafi69 » Di 22. Mai 2007, 19:28

""(Distanz zwischen den Miks soll viermal grösser sein, als der Abstand zu den Saiten) und zusätzlich eine Niere von aussen an den Resonanzboden. So gäbe es weniger Phasenprobleme und somit bessere Resultate""
Das klingt noch einem ganz schlechtem Tip.
Aber probier es doch aus und überzeuge Dich selbst.
Die Idee mit den Kugeln an sich ist grundlegend richtig, wird bei gleicher Aufstellung aber auch nicht grundlegend anders klingen - es gibt mehr Rauminformation, sinnvoll nur wenn der Raum etwas hergibt. Eine heraushörbare Wohnzimmer-Akustik z.B. wird eher selten erwünscht sein.
pkautzsch

Re: Klavieraufnahme

Beitrag von pkautzsch » Mi 23. Mai 2007, 00:50

Die Niere am Resonanzboden ist hervorragend im Bigband-Kontext geeignet, da man dort oft weniger Übersprechen vom Schlagzeug hat. Der Klang unterm Resonanzboden ist recht ausgewogen, allerdings kann etwas Höhenanhebung per EQ durchaus sinnvoll sein. Insbesondere, wenn der Deckel offen ist und das Klavier neben dem Schlagzeug steht, hat man kaum andere Chancen. Typische Nahmikrofonierung von oben kann da durchaus zum Schlagzeug-Raummikrofon werden.
Für eine reine Klavieraufnahme würde ich allerdings eher mit Druckempfängern in ausreichendem Abstand arbeiten. 3 Meter können das schon sein. Evtl. eine Stütze recht nah für "Direktheit".
Gustavo

Re: Klavieraufnahme

Beitrag von Gustavo » Mi 23. Mai 2007, 09:28

"Der Klang unterm Resonanzboden ist recht ausgewogen, allerdings kann etwas Höhenanhebung per EQ durchaus sinnvoll sein."
Wie kommst du bei diesem Kasten denn unten den Resonanzboden? Wir reden immer nur von diesem "Heimkasten".
HermannP

Re: Klavieraufnahme

Beitrag von HermannP » Mi 23. Mai 2007, 10:43

Hallo, beim Piano ist die (offene) Rückwand der Resonanzboden, das heisst, man stellt das Mikro dann nich nicht unter, sondern hinter das Klavier.
Gruß
Hermann
blaubar

Re: Klavieraufnahme

Beitrag von blaubar » Mi 23. Mai 2007, 10:52

Also, der Tipp mit den Kugeln kam von einem sehr bekannten Toning., der alles was Rang und Namen hat, aufgenommen und produziert hat. Deswegen finde ich die Aussage, dass das einfach ein schlechter Tipp ist, nicht ohne weiteres überzeugend. Müsste ausprobiert werden. Ich habe aber im Moment keine 2 Kugeln... weswegen ich nach e u r e n Erfahrungen frage.
Das Klavier wird für Worldmusicsachen verwendet, selbstverständlich nicht für Klassik.
Juppy

Re: Klavieraufnahme

Beitrag von Juppy » Mi 23. Mai 2007, 11:31

... kam von einem sehr bekannten Toning., ...
Gerade beim Klavier ("upright" wie auch "grand") führen Kochrezepte seltenst zu wirklich guten Ergebnissen - hier hilft einzig Erfahrung und Ausprobieren, welche Mikrofone und Positionen - mitunter erst in der Abmischung - "besser" klingen.
Ich habe bei Beschallungen schon mit den Tourtechnikern, die mitunter namhafte Größen waren, zusammen gearbeitet und war teilweise entsetzt zu sehen, wie diese sich stur an ihre "Rezepte" hielten und welche Ergebnisse damit bei dem speziellen Instrument erzielt wurden.
(Und wer für Aufnahmen die Vorschläge von Sengpiel einfach nachbaut, kann auch ganz böse auf die Nase fallen ...)
Meine Erfahrung zeigt, daß es "das Klavier" nicht gibt, sondern jedes Instrument - auch in Abhängigkeit vom Raum - individuell betrachtet werden muß. Was bei dem einen großartig ist, führt bei dem anderen unweigerlich zur klanglichen Katastrophe ...
Allerdings muß ich auch zugeben, daß meine Erkenntnissen aus all diesen "Fremdaufbauten" in meine Mikrofonierung dieses speziellen Flügels Eingang gefunden haben.
Ein Klavier ("upright") für eine Aufnahme zu benutzen, finde ich jedoch generell problematisch - von oben "in den Kasten" mikrofoniert gibt selten einen schönen und "tragenden" Klavierton, die Mikrofonierung des Resonanzbodens führt schnell zu eínem "holzigen" Klang. Eine Notlösung kann eine Kombination von beidem sein.
PS: Auch ich ziehe in vielen Situationen Kugelkapseln für die Mikrofonierung eines Klaviers vor.
Meine Standards:
Kugeln: SCHOEPS CMC52H, dpa 4090
Nieren: SCHOEPS CMC54, beyerdyn. MC930
Auch wenn ich schon "Größenwahnsinnige" getroffen habe, die 5 Mikrofone für einen Flügel gebrauchen, reichen meist drei richtig platzierte völlig aus.
Holodeck

Re: Klavieraufnahme

Beitrag von Holodeck » Mi 23. Mai 2007, 12:26

Hallo,
aber um ein Klavier für eine Aufnahme zu mikrofonieren, kann (od. muss) man die "Frontplatte" abnehmen, damit man nicht diesen topfigen von oben in den Kasten-Sound bekommt.
Dann kann eine Klavier auch manchmal passender klingen, als ein Flügel.
Grüsse
Jens


http://www.aufdemholodeck.de/musikproduktion.html
Juppy

Re: Klavieraufnahme

Beitrag von Juppy » Mi 23. Mai 2007, 12:35

... sofern nicht das Notenpult gebraucht wird ...
Mitunter hat man - je nach Zustand des Spielwerks - bei dieser "Abnahme" sehr laute Mechanikgeräusche.
Man könnte auch die Blende unter der Tastatur abnehmen und die Mikrofone entlang der Stege auf den Resonanzboden ausrichten.
Groterjan

Re: Klavieraufnahme

Beitrag von Groterjan » Mi 23. Mai 2007, 12:53

Zitat: Und wer für Aufnahmen die Vorschläge von Sengpiel einfach nachbaut, kann auch ganz böse auf die Nase fallen ...
Ganz richtig, besonders wenn er nicht Spitzenkünstler, sowie einen ständig von einem Klavierbauer sorgfältig gepflegten Flügel in guter akustischer Umgebung zur Verfügung hat.
http://www.mmguide.musicmatch.com/album ... 61&type=cl
http://www.mmguide.musicmatch.com/album ... 80&type=cl
Im Wohnzimmer wird die Tonaufnahme nichts, schon gar nicht mit einem Klimperkasten (upright-piano).
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