Beitrag
von .Jens » Do 22. Mär 2007, 13:37
Moin...
"Die Systematik hinter den (heute völlig zu Unrecht als "veraltet" betrachteten) Alten Schlüsseln ist ganz einfach: Setze den Bezugston (beim c-Schlüssel eben das c) so in die 5 Linien, daß keine Hilfslinien erforderlich sind. Die Duodezime (plus oben und unten je ein Halbton durch Vorzeichen) entspricht ja in etwa dem Umfang einer Singstimme - nur daß das c für einen Bass recht weit oben ist, und für einen Sopran sehr weit unten."
Das, was du beschreibst, ist aber von einer Systematik weit entfernt. Da stecken gleich zwei Willkürlichkeiten drin: Die Wahl eines Bezugstones "irgendwo in der Mitte" (und zwar bei jedem Schlüssel woanders) sowie schon die Festlegung der Stimmlagen an sich. Sinnvoll wäre einer der beiden Ansätze gewesen:
a) Der Grundton jeder Lage ist immer an der gleichen Stelle im Notensystem zu finden - also etwa in der Mitte oder auf/unter der untersten Linie - , der Schlüssel benennt dann nur noch die Tonart (und nicht etwa irgendeinen Ton (das wäre in etwa "mein" Ansatz). Bei diesem Ansatz wären zwar die Töne je nach Schlüssel verschiedenen Linien zugeordnet, ihre Funktionsbeziehungen wären aber in jedem Schlüssel gleich.
b) Die Töne haben eine feste Zuordnung zu den Linien, der Schlüssel legt nur die Oktave fest. womit aber wieder das Problem der "bb" und "##" auftreten kann.
"Eine sechste Linie wäre durchaus denkbar - ich habe z.B. keine ernsthaften Probleme mit einem dis, welches halt eine Hilfslinie braucht. "
Es wären - zumindest bei sauberer Schrift oder Druck - auch noch ganz andere Systeme mit einem größeren Tonumfang denkbar. Zum Beispiel, dass der Abstand von Linie zu Linie nicht zwei, sondern drei Töne umfasst: Ton auf der Linie, unmittelbar über der Linie, zwischen den Linien (keine der Linien berührend) und unmittelbar unter der nächsten. Es geht ja bei der Beschränkung auf 5 Linien erstmal nur darum, dass der Mensch "auf einen Blick" nicht mehr als 4-5 diskrete Werte erfassen kann, ohne zu zählen.
Ein anderes Beispiel wären zwei Fünfersysteme, die sich eine gemeinsame Hilfslinie teilen (wie z.B. Klavierpartituren), was immerhin einen Tonumfang von fast drei Oktaven ohne Hilfslinien umfasst und sich dennoch gut lesen lässt.
Und wenn man schon unbedingt die "C-Dur-Leiter" als Grundlage nehmen möchte, dann wäre auch ein Notensystem interessant, was sich an den schwarzen Tasten orientiert. Dann hätte man zwar 7-8 Linien, aber immerhin recht übersichtlich gruppiert in 2-3-2 (für eine Lage mit Grundton C) oder 3-2-3 (für eine Lage in F). Der Witz dabei: man käme ganz ohne Schlüssel aus und müsste "nur noch" die Oktave festlegen, was bei Singstimmen im Prinzip automatisch gegeben ist.
Jens