Zunächst Deine Frage, Blaubar (heißt Du eigentlich wirklich so, oder ist das Dein Künstlername, wenn letzteres deshalb meine Umschreibung neulich mit "Bär").
Ich bin zwar vorwiegend in der klassischen Musik tätig, aber ich mache auch durchaus Aufnahmen moderner Musik, oder auch solche wie Militärmusik wenn ich einen derartigen Auftrag bekomme oder auch "Dicke-Backe-Musik".
Mein Standpunkt ist nur der, daß alles technische Gerät was mir bei der Aufnahme von vornherein einen Eigenklang hinterläßt (seien es verfärbende Mikrofone, oder verfärbende Verstärker, oder ein ungeeigneter Aufnahmeraum) die nachfolgende Arbeit nur erschweren. Solche Eigenklänge sind nur schwer oder überhaupt nicht wieder heraus zu bekommen. Deshalb nehme ich Geräte die von vornherein mir so wenig wie technisch möglich verfälschen und alles andere was ich an "Sound" wünsche hinterher mit der Nachbearbeitung erzeuge bzw. entsprechend Effektgeräte einsetze. Je mehr man sich von Anfang an festlegt, desto unflexibler ist man im weiteren Produktionsverlauf. Einen bestimmten "Sound" erzeugen und dazu unbedingt ein Großmembranmikrofon zu benutzen - davon halte ich nicht viel. Das kann man mit entsprechenden Effektgeräten viel gezielter und vielfältiger.
@ Nikita
Du schreibst:
""Rainer.. wenn ich dich so reden höre; Ich würde nicht bei dir aufnehmen wollen, als Musiker ich würde denken du verstehst meine Intention nicht: Aber NEIN!
Ich denke, dass auch du ein sehr umgänglicher Kunstinteressierter, vielleicht Kunstversierter Mensch bist... there's still good in you

Ich kann dazu nur sagen:
Ich mache seit 1970 Tonaufnahmen, und seit 1976 diese professionell. Bisher hatte ich immer zufriedene Kunden. Ich rede denen nicht drein wenn es um die Umsetzung ihrer musikalischen Wünsche geht - lasse mir allerdings auch nicht dreinreden wie ich das technisch umsetze bzw. meine Vorstellungen von bestimmten Klangbildern realisieren möchte.
Zwar gibt es vereinzelt solche die immer alles besser wissen wollen - und so einen hatte ich auch schon - mir vorschreiben wollten wie ich die Mikrofone aufzustellen habe und allerlei weitere Mätzchen - aber die sind mit nichts zufrieden. Die machen heute ihre Aufnahmen im Studio X, morgen im Studio Y und übermorgen im Studio Z und sind nirgendwo zufrieden und nörgeln überall herum und zuletzt entscheiden sie sich für die Laienaufnahme die ein Amateur während eines Livekonzertes von ihrem Ensemble gemacht hat - mit selbstgebauten 4-Marks-Elektretmikrofonen vom Elekronik-Bastelladen um die Ecke und auf Compact-Cassettte - und sind auch noch stolz auf den Murks wo man vor lauter Verzerrungen, Verfärbungen und ein Brei von Hall - weil das Mikrofon im diffusen Schallfeld stand - den gesungenen Text nicht mehr versteht. Einen solchen Kunden hatte ich tatsächlich mal gehabt - aber der kam nur einmal und inzwischen gibt es dieses Ensemble nicht mehr.
Und bei mir steht bei Aufnahmen klassicher Musik nicht nur das realisierte Klangbild als solches im Mittelpunkt, sondern ich passe dieses dem dramaturgischen Inhalt der Musik an.
Wenn z.B. in Beethovens 9.Sinfonie die Stelle kommt "seid umschlungen Millionen", da möchte ich ein breit ausgedehntes Klangbild des Chores haben was mehr räumliche Tiefe hat, als ein enges, sehr vordergründiges Klangbild.
Oder in Bach's Matthäuspassion wo dann der Chor singt: "Sind Blitze sind Donner in Wolken verschwunden..." - da muß der Zuhörer nachher auch wirklich das Erdbeben nachempfinden können was der Komponist mit musikalischen Bildern zu malen gedacht hat. Wer da einfach nur "laut" macht ohne solides Baßfundament, der hat etwas gewaltig mißverstanden.
MfG
Rainer