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Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 17:47
von matico
hi leute!
mich würde einmal interessieren in wie weit eine gute notenkenntnis,sowie mathematik- und physikbegabung am beruf des tontechnikers beteiligt ist.ich habe keine besondere ahnung von noten,hasse mathematik und in physik war ich nich der beste,jedoch interessiert.wie sind diese drei sachen einzuschätzen?sind sie super wichtig,beiwerk,welches man gut schaffen kann oder oder...meinungen,rat und anregungen sind gefragt

aloha
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 18:52
von Mathematiker
Ich wuerde sagen: Ohne Noten und ohne Physik geht beruflich (dh. serioes Geld verdienen, nicht: spasseshalber Knoepfchen drehen) gar nix. Tontechnik ist Elektrotechnik/Nachrichtentechnik, Schall ist Physik, und Schneiden/Downmix etc. geht ueberhaupt nicht ohne Noten.
Stelle Dir vor, Du nimmst drums, bass einzeln auf und dann noch ein paar Takte vocals. Wie willst Du ohne Noten wissen, wie Du die einzelnen Spuren zusammenfuegen musst? Geht nicht.
Gruss,
Mathematiker
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 19:13
von matico
ok das verstehe ich schon. bedeutet das,dass ich mir notenlehre bevor ich studiere reinziehen darf,oder wird mir dort das ahndwerkzeug mitgegeben?bei der physik denke ich das mal...zumal finde ich den physikalischen sektor noch interessant.
ich habe vor an der deutschen pop den studiengang live-und studiotechniker zu belegen...so nebenbei;-)
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 19:53
von Mathematiker
Zu den deutschen Ausbildungsstaetten kann und will ich nichts sagen. Bei einem oesterr. Tonmeister-Studium gibt es eine Aufnahmspruefung, die sowohl einen musikalischen als auch einen technischen (und einen psychologischen...) Teil umfasst.
Musikalische und physikalische Kenntnisse sind in der Tontechnik nicht schmuckes Beiwerk, sondern absolute Grundlage. Wenn man weder ueber das eine noch ueber das andere verfuegt, waere ich bei einer solchen Berufswahl mal sehr skeptisch. Du musst bedenken, dass Du nicht der einzige bist, der auf den voellig ueberfuellten und schlecht funktionierenden Ton-Markt draengt. Warum sollte jemand gerade Dich als Tontechniker buchen und nicht jemand anderen? Ich wuerde mir das ernsthaft ueberlegen; wenn man sich mal finanziell verschuldet hat, ist es zu spaet...
Wenn Du ueber keinerlei Kenntnisse verfuegst, waere vielleicht ein Weg:
1., Lerne ein Instrument plus zusaetzlich singen.
Wenn Dir nie ein Lehrer beigebracht hat, worauf es ankommt, bis Du bei einer Aufnahme auch nicht in der Lage, das Deinen Leuten zu vermitteln und wirst mit den Musikern nicht kommunizieren koennen. Du kannst auch die Qualitaet nicht einschaetzen, die Anforderungen nicht formulieren. Ausserdem musst Du "Hoeren" lernen... Ueberhaupt kann es bei dem heutigen Disco-Zudroehnen nicht schaden, zuallererst einen Gehoertest beim HNO-Arzt zu machen.
Musikalische Ausbildung ist ein langer Weg, also besser zu frueh damit beginnen, als zu spaet.
2., Suche Dir einen Lehrer, der Dich privat in Physik und ggf. Mathematik unterrichtet. Wenn Dir das ueberhaupt nicht liegt, musst Du damit rechnen, dass Du um so mehr Zeit aufwenden musst, um das zu lernen und zu verstehen. Ohne geht es nicht!
Du wirst allerdings kaum jemanden finden, der Dich gratis unterrichtet... Also gehen die Investitionen bereits los, bevor Du noch irgendetwas mit Tontechnik zu tun hast. Ich persoenlich halte das Risiko eines Scheiterns fuer zu hoch. Die Investitionen sind wahrscheinlich in den Sand gesetzt.
Ich wuerde auch folgenden Beitrag mal zum Lesen empfehlen:
http://www.studio96.de/story%20040421%2 ... ikers.html
Gruss,
Mathematiker
http://www.studio96.de/story%20040421%2 ... ikers.html
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 20:18
von Mathematiker
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 21:00
von Lutz from the woods
Danke für den Hinweis auf diesen Link als Überblick auf das Tontechniker-Arbeitsgebiet.
http://www.studio96.de/jobs.html
Besonders gefiel mir dort der gelungene zutreffende Text:
So hart es auch klingen mag: Bei der derzeitigen Situation von Schulabgängern der "Handy-Generation" sind eine vernünftige schriftliche und mündliche Ausdrucksfähigkeit sowie eine ordentliche Rechtschreibung für die öffentlichkeitswirksame Medienlandschaft wesentlich qualifizierender, da viel seltener anzutreffen.
Die von der "Handy-Generation" so beliebte lässige Kleinschreibung ist hiermit auch angesprochen.
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 22:05
von DirkM
Die Frage war nach Notenkenntnis, sowie Mathematik- und Physikbegabung für eine Tontechnikausbildung.
Hier kann man talkmäßig etwas erfahren:
http://www.musiker-board.de/vb/plaudere ... udium.html
http://www.ton.hdk-berlin.de/faq.html
http://www.musikertalk.com/tonmeister-a ... t2635.html
http://www.hfm-detmold.de/eti/faq.html#zugangs
http://www.franz-titscher.de/musikpruefungen.html
http://www.wienxtra.at/forum/message.as ... 344083&p=6
http://www.musiker-board.de/vb/komposit ... udium.html
http://www.mdw.ac.at/I101/iea/tm/
Die alles entscheidende Hürde ist halt die Aufnahmeprüfung. Schriftlicher Test über Allgemeinbildung, Gehörbildung schriftlich: Melodie, Atonale Intervallreihe, Dreiklangsfolgen, Instrumentenvorspiel.
Gehörbildung mündlich. Hier ist eine Hürde, die Akkordlage des tiefsten Tons bei einem am Klavier angeschlagenen Drei- und Vierklang zu nennen. Das langsame "Vom Blattspiel" am Klavier aber im Takt von unbekannten Noten ist ein weiterer Knackpunkt.
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 22:14
von hafi69
""Ohne Noten und ohne Physik geht beruflich (dh. serioes Geld verdienen, nicht: spasseshalber Knoepfchen drehen) gar nix. Tontechnik ist Elektrotechnik/Nachrichtentechnik, Schall ist Physik, und Schneiden/Downmix etc. geht ueberhaupt nicht ohne Noten.""
Das geht an der Realität außerhalb der "U-Musik", die ein winziges Feld ist, komplett vorbei. Sonst braucht niemand Noten um zu Mixen.
""Stelle Dir vor, Du nimmst drums, bass einzeln auf und dann noch ein paar Takte vocals. Wie willst Du ohne Noten wissen, wie Du die einzelnen Spuren zusammenfuegen musst? Geht nicht.""
Mal abgesehen, daß dies Realitätsfremd ist: Es ginge sehr wohl auch ohne Noten.
Ich verdiene mein Geld seit vielen Jahren mit Tontechnik (Studio und Beschallung) und habe nur rudimentäre Notenkenntnisse. Wären sie jemals vorrausgesetzt worden hätte ich sie sicher vertieft, ist aber nie passiert, und wenn nur in meiner Rolle als aktiver Musiker.
In einem Stimme ich Dir aber voll+ganz zu: Unmusikalische Menschen sind fehl in diesem Job, und die Beherrschung eines Instruments (bzw. Gesang) ist sehr wünschenswert. Aber der Beruf "Tontechniker" im ALLGEMEINEN (und im Sinne dieses "Tontechniker-Forums") ist viel zu vielschichtig, um hier solche Statements loszulassen, darunter fallen gemeine Veranstaltungstechniker genauso wie Tonmeister. Ersterer wird niemals ein Blatt Noten sehen.
Und auch mit der Physik ist es so eine Sache: Ich kenne eine Menge *nicht ganz erfolgloser* (also immerhin professioneller) Studioleute/Produzenten, die haben von Physik nicht mehr Ahnung als ein Grundschüler. Vielleicht traurig und gar nicht nacheiferungswürdig, aber wahr.
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 22:34
von Holla
Man kann mit wenig Bildung als Roady bei einer Band anfangen und dann sich in die Beschallung einarbeiten und weil man die Titel kennt, kann man dann als Tontechniker auch mischen und alles ohne Noten editieren.
Wenn die Zeit für diese Band um ist und der Musikgeschmack sich ändert, kann der Techniker vielleicht sich noch als "Producer" versuchen. Er muss sich eine kleine Niesche suchen. Breitere Arbeit in einem Musikverlag mit Studio oder bei jüngeren Bands wird er nicht finden. Im Studio bekommt er auch mal Noten mit eingetragenen Schnitten zum Editieren - und dann geht nichts mehr. Auch geht die Kommunikation in Musikerkreisen im Tonstudio und bei Verlagen auch über Noten.
Alle Musiker und Tontechniker die im Studio gut beschäftigt sind, können selbstverständlich Noten. Man kann seine Unkenntniss nicht immer verbergen.
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 23:38
von hafi69
Das mag Deine eingeschränkte Sicht der Dinge sein. Hat mit der Realität wenig zu tun.
Zudem scheinst Du den Unterschied zwischen "Roady" und Tontechniker in der Beschallungsszene nicht zu verstehen. Dort gibt es Leute die verdienen sich eine goldene Nase ohne auch nur den Unterschied zwischen Moll + Dur wirklich zu kennen.
In der Studioszene geht das etwas anders zu - aber wie gesagt, ich kenne viele Beispiele - selbst für Studiomusiker, die nicht besonders Notenfest sind. Es wurde aber nur nach "Tontechniker" gefragt und NEIN, "Tontechniker" brauchen erstmal nicht zwingend gute Notenkenntnisse! Hier nur zu Verallgemeinern heißt Desinformation in die Welt setzen.
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: So 18. Feb 2007, 23:55
von Mathematiker
hafi meinte:
"Das geht an der Realität außerhalb der 'U-Musik', die ein winziges Feld ist, komplett vorbei. Sonst braucht niemand Noten um zu Mixen."
In der "E-Musik" brauchst Du um so mehr Notenkenntnisse. Als Aufnahmeleiter musst Du vorausschauend Partitur lesen koennen. Sonst kommt immer alles zu spaet: "Ach, da war ja das Floeten-Solo, und hier waren grade die Celli, ich erinnere mich...". Von einer Opern- oder Oratorienproduktion mit zig Saengern an verschiedenen Positionen ganz zu schweigen.
Auch beim Filmton sind Notenkenntnisse foerderlich.
hafi, man kann auch ohne Kenntnisse mit viel Glueck Erfolg haben. Keine Frage. Nur kann ich einen solchen Weg keinem empfehlen. Meine postings geben meine Meinung wieder - wenn jemand anderer Ansicht ist, kann er/sie diese posten. Dazu ist ein Forum schliesslich da...

Gruss,
Mathematiker
PS: Angeblich kann Pavarotti auch nicht Noten lesen.
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: Mo 19. Feb 2007, 00:07
von Mathematiker
hafi meinte:
"Das mag Deine eingeschränkte Sicht der Dinge sein. Hat mit der Realität wenig zu tun. [...]
NEIN, 'Tontechniker' brauchen erstmal nicht zwingend gute Notenkenntnisse! Hier nur zu Verallgemeinern heißt Desinformation in die Welt setzen."
Hier habe ich doch den Eindruck, dass Du ein wenig verallgemeinerst und Deine "eingeschraenkte SIcht der Dinge" als Realitaet praesentierst... Natuerlich koennten wir jetzt darueber diskutieren, was eigentlich ein Tontechniker ist (zB. im Unterschied zum "Tonmeister", "Veranstaltungstechniker", "Medientechniker").
In meinen Augen braucht ein Tonmeister auch Notenkenntnisse, ein Medientechniker nicht.
In einem gebe ich Dir allerdings Recht: Jemand der nur Geraete aufbaut, Kabel schleppt und Mics reinigt braucht nicht zwingend Notenkenntnisse.
Gruss,
Mathematiker
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: Mo 19. Feb 2007, 00:17
von Holla
"Jemand der nur Geräte aufbaut, Kabel schleppt und Mikrofone reinigt, braucht nicht zwingend Notenkenntnisse."
Das ist richtig; so wie ein Koch davon auch nichts wissen muss.
Wenn ein E-Gitarrist bei einem Filmorchester einsteigen will, also ne Mucke macht, dann muss er flott im Notenlesen sein. Die Sprache der Arrangeure sind eben Noten und der Aufnahmeleiter oder Tonregisseur muss unbedingt die Partitur überblicken können.
Er kann sonst keine markannten Anweisungen geben.
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: Mo 19. Feb 2007, 00:18
von hafi69
""hafi meinte:
"Das geht an der Realität außerhalb der 'U-Musik', die ein winziges Feld ist, komplett vorbei. Sonst braucht niemand Noten um zu Mixen."""
Ich meinte natürlich mit "winziges Feld" E-Musik. Habe mich also vertippt. In der E-Musik braucht man zwingend Noten, in der U-Musik deutlich weniger.
Re: Notenlehre und anderes Beiwerk...
Verfasst: Mo 19. Feb 2007, 00:40
von hafi69
""Natuerlich koennten wir jetzt darueber diskutieren, was eigentlich ein Tontechniker ist (zB. im Unterschied zum "Tonmeister", "Veranstaltungstechniker", "Medientechniker").""
Das ist eben die entscheidene Frage. Wer alles auf *seinen* Arbeitsbereich bezieht und "Klassiker" ist, für den ist das keine Frage. Aber diese Sorte ist außerhalb dieses Forums zumindest eine seltene.
Wer heute "Tontechnik" im weitesten Sinne macht, für den sind *Noten* nur eins von vielen Faktoren. Wer Beschallt braucht keine Noten, wer Remixe von Pop-Musik macht braucht keine Noten usw usf. - da ist das gehässige Beispiel vom "Kabelaufwickler" oder Roady überhaupt nicht angebracht und zeugt nur von einer dezent elitär arroganten Grundhaltung.
Notisten sind keine besseren Techniker. Was am Ende gefragt ist ist der Klang bzw. das Endergebniss - dazu muß man mit seinen Geräten umgehen können und ein großes musikalisches Verständniss und nicht zuletzt guten Geschmack und Menschenkenntniss haben.
Das gilt leicht eingeschränkt sogar für den "E-Bereich" - hoffentlich.
Wer mit Arrangeuren (in der Filmbranche o.ä.) zu tun hat wird sicher Notenkenntnisse gebrauchen können (danach wurde aber nicht gefragt!) - die Frage ist wie gut diese dann wirklich sein müssen.
Die lächerlich hohen musikalischen Anforderungen der Hochschulen jedenfalls entstehen doch nur aus dem Mißverhältniss Angebot (Studienplätze) und Nachfrage (Prüflinge), eher weniger aus der späteren Berufspraxis.
Was fehlt ist eine ordentliche, anerkannte, finanzierbare und praxisnahe Ausbildung für die "Normalsterblichen", fernab von so Dingern wie "Deutsche Pop", "SAE" oder der "Veranstaltungstechniker"- Ausbildung. Letzteres hat mit Tontechnik sehr wenig zu tun und ist zudem vollkommen überlaufen...