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Frage zum elektrischen Abschluss eines Preamp-Eingangs

Verfasst: Mi 23. Mai 2007, 18:05
von stefan
Tach zusammen,
im Zusammenhang mit Erdies Vergleichstest (http://f11.parsimony.net/forum16949/messages/64182.htm) sind mir zwei Fragen eingefallen, vielleicht weiss ja einer was Schlaues dazu:
Wie stellt sich der elektrische Abschluss des Eingangs eines Mic-Preamps dar, an dem ein ausgeschaltetes (P48=off) Kondensatormikrofon angeschlossen ist? Wie ist das im Vergleich zu einem zwischen XLR-Pin2 und 3 geschalteten 200Ohm Widerstand zu sehen?
Ich wollte mal ein paar Rauschmessungen an einem Recorder-Preamp nachvollziehen und dachte mal, das einzig Wahre zum Messen wäre ja ein angeschlossenes Kondensatormikro im Betrieb mit einer Dummy-Kapsel. ...aber wer hat sowas schon?
Gruss
Stefan

Re: Frage zum elektrischen Abschluss eines Preamp-Eingangs

Verfasst: Mi 23. Mai 2007, 18:42
von Goin
Frage: Wie stellt sich der elektrische Abschluss des Eingangs eines Mic-Preamps dar, an dem ein ausgeschaltetes (P48=off) Kondensatormikrofon angeschlossen ist? Wie ist das im Vergleich zu einem zwischen XLR-Pin2 und 3 geschalteten 200 Ohm Widerstand zu sehen?

Ein Mikrofon als Quelle an Pin 2 und Pin 3 der Mikrofonvorverstärkers findet den gleichen Abschlusswiderstand vor, egal, ob die 48 Volt Phantomspannung ein- oder ausgeschaltet sind. Beim Ein- und Ausschalten der Phantomspannung bleiben die zweimal 6,8 Kilo-Ohm Widerstände doch unverändert in der Schaltung erhalten. Wenn der Eingangswiderstand des Mikrofonvorverstärkers 2 Kilo-Ohm ist, dann liegen die 13,6 Kilo-Ohm dazu parallel und ergeben eine leichte Änderung des Gesamt-Eingangswiderstands auf 1,744 Kilo-Ohm.
Wenn ein 200 Ohm Mikrofon oder ein gleich großer Widerstand angeschlossen wird, dann ist die Pegeldämpfung 0,94 dB, wegen der 1,744 Kilo-Ohm Last. Das ist problemlos.

Re: Frage zum elektrischen Abschluss eines Preamp-Eingangs

Verfasst: Mi 23. Mai 2007, 20:07
von .Jens
Moin...
Die Frage war andersherum gemeint: Was "sieht" der Vorverstärker an Impedanz von dem (spannungslosen) Impedanzwandler / "Vor-Vorverstärker" des Mikrofons?
Jens

Re: Frage zum elektrischen Abschluss eines Preamp-Eingangs

Verfasst: Mi 23. Mai 2007, 21:41
von Rainer
"Ein Mikrofon als Quelle an Pin 2 und Pin 3 der Mikrofonvorverstärkers findet den gleichen Abschlusswiderstand vor, egal, ob die 48 Volt Phantomspannung ein- oder ausgeschaltet sind. Beim Ein- und Ausschalten der Phantomspannung bleiben die zweimal 6,8 Kilo-Ohm Widerstände doch unverändert in der Schaltung erhalten. Wenn der Eingangswiderstand des Mikrofonvorverstärkers 2 Kilo-Ohm ist, dann liegen die 13,6 Kilo-Ohm dazu parallel und ergeben eine leichte Änderung des Gesamt-Eingangswiderstands auf 1,744 Kilo-Ohm."

Widerspruch!!!
Wenn die Phantomspeisespannung ausgeschaltet ist, ist der Impedanzwandler im Kondensatormikrofon inaktiv! Bei einer inaktiven Schaltung ist aber der Ausgangswiderstand (und auch ihr Eingangswiderstand) nicht definiert.
Es muß also grundsätzlich mit eingeschalteter Phantomspeisung gemessen werden.

MfG
Rainer

Re: Frage zum elektrischen Abschluss eines Preamp-Eingangs

Verfasst: Mi 23. Mai 2007, 22:27
von stefan
Hallo Rainer,
...also sollte man korrekterweise dann doch mit einem Mikrofon messen, das eine Dummy-Kapsel hat. Die Kapsel einfach zu entfernen, damit das Mikrofon beim Messen kein Schall aufnimmt, ist dann wohl auch nicht korrekt, denke ich mal.
Gibt es sowas, wie eine Norm-Ersatzschaltung für ein Kondensatormikrofon, oder reicht wirklich nur ein 200 Ohm Widerstand?
Gruss
Stefan

Re: Frage zum elektrischen Abschluss eines Preamp-Eingangs

Verfasst: Do 24. Mai 2007, 09:43
von Swen
Mit Mikro ohne Kapsel messen geht so nicht. Der Eingang des Impedanzwandlers benötigt unbedingt einen definierten Abschluss. So "könnte" man anstelle der Kapsel einen passenden (!) Kondensator anschließen - wo wir auch schon bei den meisten modularen Mikros beim Problem wären. Den Kondensator kann man in der Regel eben nicht einfach mal anschließen. Man benötigt am besten eine "leere" Kapsel und baut den C dort ein. Dann ist er ordentlich kontaktiert und auch abgeschirmt. Bloß was hat man dann gekonnt? Man kann mit so einer Behelfskapsel eigentlich "nur" das Rauschverhalten des Mikrofon- Impedanzwandlers kontrollieren. Das hilft ggf. bei Reparaturen oder wenn man mehrere Impedanzwandler kontrollieren will...
Wenn man einen Preamp testen möchte macht man das meiner Meinung nach am besten mit einem 200 (oder wer-weiß-wieviel-) Ohm- Abschluss. Vorteil: Rauscht selbst "praktisch" weniger als der Impedanzwandler...

Re: Frage zum elektrischen Abschluss eines Preamp-Eingangs

Verfasst: Do 24. Mai 2007, 09:50
von Rainer
Für das Neumann KM 84 gibt es eine Dummy-Kapsel, die eine Ersatzkapazität darstellt. Sie hat auch eine Lemo-Einspeisebuchse über die man mit einem Tongenerator eine Simulation der gesamten Übertragungsstrecke vornehmen kann.
Für andere Neumann-Mikrofone gibt es sowas auch. Wie es bei Schoeps aussieht weiß ich nicht.

MfG
Rainer

Re: Frage zum elektrischen Abschluss eines Preamp-Eingangs

Verfasst: Di 29. Mai 2007, 00:20
von volki
"Die Frage war andersherum gemeint: Was "sieht" der Vorverstärker an Impedanz von dem (spannungslosen) Impedanzwandler des Mikrofons?"
Das kommt auf die Schaltungstechnik des Impedanzwandlers an. Je nach Schaltung wird sich der ohmsche Anteil der Ausgangsimpedanz (=Z.aus) mehr oder weniger erhöhen, da die vorhandenen aktiven Bauelemente ohne Stromzufuhr sperren und somit einen sehr großer Innenwiderstand haben. Zwei grundsätzliche Fälle, wie sich das auf den Preamp überträgt:
1. Mic mit Ausgangsübertrager -- die veränderte Z.aus wird weiterhin symmetrisch in die Mic-Leitung eingekoppelt. Je nach Übertragerkonstruktion kann sich aber - durch Interaktion von veränderter Z.aus und dem komplexen Impedanzgefüge des Übertragers selbst - der Frequenzgang und ergo das am Pre gemessene Rauschspektrum ändern. Wenn der Pre ebenfalls Übertragergekoppelt ist, kann der Effekt sogar doppelt auftreten.
2. Mic ohne Ausgangsübertrager -- hier ist in den meisten Fällen nur eine Ader aktiv getrieben, die andere ist passiv (also R + C) mit genau der Impedanz gegen Masse abgeschlossen, welche die aktiv getriebene in eingeschaltetem Zustand aufweist. Ohne Stromzufuhr erhöht sich wiederum die Impedanz der "aktiven" Ader, was hier allerdings die Symmetrie und damit die CMRR zunichte macht, sodaß die Rauschmessung wiederum verfälscht wird...
In fast allen Schoeps-Mic's sind beide Adern aktiv getrieben, da leidet die Symmetrie nicht (bei Sennheiser bin ich gerade überfragt). Allerdings, wie oben: Trotzdem wahrscheinlich erhöhtes Rauschen wegen erhöhtem Quellwiderstand, oder evtl. spektrale Verfälschung, falls Preamp Ü-gekoppelt.
DAHER: In diversen Service-Manuals, sowie sogar auch in den betreffenden DINs wird IIRC immer einfach ein Abschluß mit der Nenn-Quellimpedanz (also 200 Ohm) gefordert. Am besten einen XLR-Stecker nehmen und 200 Ohm von Pin 2nach 3, fertig! Zur Messung von "modernen" Z.out's dann halt 50 oder 30 Ohm. Ach ja, und möglichst keinen Stecker mit Plastik-Gehäuse (soll's ja auch geben!), denn der Widerstand sollte schon geschirmt sein! Wenn man's ganz genau nimmt und etwaige Kontaktprobleme vom Preamp-Gehäuse auf den Stecker ausschalten will, lötet man noch eine Brücke von Pin 1 zum Steckergehäuse ;-)
Hoffe, das hilft mehr als es verwirrt...
Prosit,
V.

Re: Wie sähe denn die Pegeldämpfung bei ...

Verfasst: Do 24. Mai 2007, 00:09
von Tobias
Ich wollte mal ein paar Rauschmessungen an einem Recorder-Preamp nachvollziehen
und dachte mal, das einzig Wahre zum Messen wäre ja ein angeschlossenes
Kondensatormikro im Betrieb mit einer Dummy-Kapsel. ...aber wer hat sowas schon?
Dann mißt Du nicht nur das Rauschen des Rekorder-Preamps sondern auch das Rauschen des Impedanzwandlers des Mikrofons.
Eine "Dummy-Kapsel" sollte eigentlich kein Problem sein: Einfach die Kapazität der Kapsel messen und die Kapsel durch einen entsprechenden Kondensator ersetzen.

Wie sähe denn die Pegeldämpfung bei ...

Verfasst: Mi 23. Mai 2007, 22:43
von Machiko
50 Ohm (Neumann) und bei 30 Ohm (Schoeps) aus?
Alternativ würde ich mich auch über die Formel freuen. ;-)