Grenzflächenmikrofonie...

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Machiko

Auch wenn es ketzerisch klingt ...

Beitrag von Machiko » Do 7. Feb 2008, 20:29

... manchmal kann ich Eure Intentionen einfach nicht nachvollziehen.
Wer Ton haben will, muß halt Mikrofone in Kauf nehmen ...
... genauso wie man Geräusche macht wenn man einen Nagel in die Wand schlägt, Eier zerschlagen werden um ein Omelett zu machen ... und manche Desinfektionsmittel auf Wunden brennen.
Wer also keine Mikrofone sehen möchte, weil das Fernsehteam höchste Priorität besitzt, kann den Ton auch das Fernsehteam aufdrücken (die wissen wie sie entsprechende Mikrofone verstecken).
Oder man nimmt dann halt den "hochwertigen" Kameraton.

Auch wenn es ketzerisch klingt ...

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Manuel

Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von Manuel » Do 7. Feb 2008, 18:11

hallo,
Ich stehe demnächst vor folgendem Problem:
Ich soll für einen alten Studienkollegen ein Konzert mitschneiden, die Aufnahme bekommen dann die Mitwirkenden Musiker als "Andenken", wie es immer so schön genannt wird. Für meinen alten Freund mache ich das auch gerne.
Das Problem ist aber, daß im Saal keine Mikros aus "optischen" Gründen aufgestellt werden dürfen. Wird auch gefilmt, oder was weiß ich. Habe unauffällige Micstative angeboten und auch Bilder geschickt, aber es wurde abgelehnt.
Abhängen ist ebenfalls nicht möglich, da ich keine Karabiner in die Wände schlagen darf (was ich ja noch verstehe) und es sonst keine Möglichkeit gibt.
Bliebe als letzte Möglichkeit halbwegs "unauffällige" Grenzflächenmic's am Boden zu platzieren. Was haltet ihr davon?
Bühne hat einen Holzboden, soweit ich weiß. Das Ensemble besteht aus 12 -14 Blechbläsern (Trompeten, Posaunen, Hörner & Tuba)
Da es keine CD Produktion werden soll, könnte das doch so funktionieren, oder hab ich hier einen kapitalen Denkfehler?
Falls wer "Erfahrung" damit hat, wäre ich für ein paar Tipps dankbar.
Möchte ihm nur als allerletzten Ausweg absagen, der Freundschaftwillen.
vielen Dank schon mal,
Manuel
Kunz

Re: Auch wenn es ketzerisch klingt ...

Beitrag von Kunz » Do 7. Feb 2008, 21:31

Gute Antwort von Machiko. Generell hat jeder Filmregisseur immer den flotten Spruch drauf: Ich will aber keine Mikrofone sehen. Wenn er aber Ton braucht, dann muss man kontern: Ach so, das soll wohl ein "Stummfilm" werden.
orgelmatt Orgelmatt

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von orgelmatt Orgelmatt » Do 7. Feb 2008, 19:37

Bitte ein paar Antworten!
Habe das Problem alljährlich (krieche der Feuerwehr wegen meinem Haupt-System in den A****, um mein Stativ im Fluchtweg aufstellen zu dürfen *echt kein Witz*) in unserem Theater/Konzertsaal.
pkautzsch

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von pkautzsch » Fr 8. Feb 2008, 00:28

Wo gehobelt wird, fallen Späne - und wenn das Video so wichtig ist, müssen sie wohl mit suboptimalem Ton leben.
Bei Blechbläsern könnte das mit den Grenzflächen halbwegs funktionieren - für Archivzwecke allemal, nur halt keine gute Visitenkarte für den Tonmenschen.
Interessanterweise sind oft diejenigen am intolerantesten gegenüber Mikrofonstativen, die rund ums Orchester 4 Eigenbau-Lichtstative (Gardena-Stangen in Sonnenschirmständern mit je 2 Baustrahlern drauf - ungelogen: das habe ich schon gesehen!) stellen lassen, und noch eins in die Mitte hinter den Chor, damit die ihre Noten sehen und das Publikum schön geblendet wird.
Sichtbare Mikrofonstative (besonders, wenn es mehrere sind und es daher "professionell" aussieht) haben hingegen gerade bei Laienensembles oft verkaufsfördernde Wirkung am CD-Stand am Ausgang.
Rainer

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von Rainer » Fr 8. Feb 2008, 08:00

Ganz kurz und schmerzlos: Auftrag strikt ablehnen - fertig! Wer keine Mikrofone duldet braucht auch keine Aufnahme - auch dann nicht wenn es der beste Freund ist. Immer den Zirkus mit den Filmern... :-(
Ich habe mich entschlossen, künftig sämtliche Aufträge abzulehnen bei denen nur wenige Mikrofone oder gar nur 2 geduldet werden. Dilettantischer Murks gibt es zur Genüge, das müssen wir als Profis nicht noch unterstützen - schadet nur dem eigenen Renommé.

MfG
Rainer
rainerk

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von rainerk » Fr 8. Feb 2008, 09:01

Mich würde mal die Antwort solcher Schwachmaten interessieren, wenn man sie fragt,
ob sie schon mal ein Konzert im Fernsehen angeschaut hätten, bei dem keine Mikrofone zu sehen waren.
Es grüßt RainerK
Manuel

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von Manuel » Fr 8. Feb 2008, 11:08

hallo liebe leute,
Ich wollte hier nicht wieder eine Diskussion vom Zaun brechen, Audio vs. Video.
Im TV sehen sie nur mehr ganz selten Mikrofone, da sie entweder abgehängt sind(Symphonieorchester) oder sowieso Playback gespielt wird.
Unter normalen Umständen würde ich so einen Auftrag auch ablehnen, aber nachdem eh nirgends mein Name draufsteht, und es eben für den alten Studienkollegen ist (der sich noch dazu einsetzt doch Stative aufzustellen), denke ich eben doch drüber nach eine Lösung zu finden.
Mir fielen nur mehr Grenzflächenmic's am Boden ein.
Könnte mir vorstellen, daß es funktionieren könnte, eine, für Archivzwecke, passable Aufbahme zu bekommen. Habe aber irgendwie Angst einen Denkfehler in meiner "romantischen" Vorstellung davon zu haben.
Hat noch jemand eine Idee, oder Erfahrungen, Tipps?
vielen Dank,
Manuel
rainerk

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von rainerk » Fr 8. Feb 2008, 12:08

Selbst wenn es Dir nicht hilft, kann ich mich hier nicht zurückhalten:
Auch im Fernsehen ist ein Konzert ein Konzert und keine Plärrbäck-Show, sonst ist es eben kein Konzert.
Und auch abgehängte Mics sind während einer Sendung hin und wieder zu sehen.
Für einzelne Instrumente / Gruppen sind auch bei weitgehender "Abhängung" stehende Stützen meist unvermeidbar.
Selbst beim Neujahrskonzert der Wiener - dass ja vom Fernsehen "lebt" - sind vereinzelt stehende Stützen zu sehen.
Es grüßt RainerK
Tonmaus

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von Tonmaus » Fr 8. Feb 2008, 12:46

Hallo Manuel,
1. von Grenzflächen halte ich meistens nichts. Mikrofone müssen erst mal da sein wo es klingt. Das ist meist nicht am Boden vor dem Ensemble.
2. Bitte unterscheiden: Für's Archiv, und "für die Tonne". Mindeststandards gelten.
3. Die hier mehrfach in den Raum geworfene Einschränkung der Mikrofonzahl scheint es ja offenichtlich nicht zu geben. (Du hast nicht davon gesprochen, dass es eine diesbezügliche Regel gäbe...)
4. Es bleibt der erst mal unauflösliche Widerspruch Mikrofone weder hängen noch stellen zu dürfen. Ich denke, das muss jemand auflösen, der die Macht dazu hat. Das ist meistens nicht der Tonmeister. Wenn diese Person zu allem nein sagt, landet man allerdings bei 5.
Wie man Mikrofone auch ohne bauliche Eingriffe hängen kann, dazu gibt es je nach örtlichen Gegebenheiten durchaus Ansätze. Das Wälder von Mikrofonstativen auch das normale Konzertpublikum stören, genauso wie Kameras im Übrigen, ist übrigens auch ein Aspekt. Eventuell sollten einige Kollegen mal ihre beruflichen Scheuklappen ablegen ...
5. Wenn 4. nicht gelöst ist, gibt's halt keine Aufnahme.
6. Wenn Du Dich bei 4. diplomatisch verhälst, sparst Du Dir auch die Entscheidung eine Absage geben zu müssen. Man muss nicht die Probleme anderer zu seinem machen, und umgekehrt. Soll Dein Freund doch ggf. auf jemand anders sauer sein...
Grüße,
Tonmaus
Manuel

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von Manuel » Fr 8. Feb 2008, 14:41

Hallo Tonmaus,
ad1) uneingeschränkte Zustimmung, ist wie gesagt, meine letzter Ausweg. Werde es einfach probieren, mal sehen was dabei rauskommt.
ad2) es gab hier ja schon mal eine Diskussion darüber. Wie man auch dazu sagt, Zweck der Aufnahme ist einzig und allein den ausübenden Musikern ein Andenken ihres Konzerts zu geben, welches sie sich zuhause anhören können und dann ihre falschen Töne zählen können ;-)
ad3) Einschränkung der Anzahl gibt es keine, allerdings würde ich so etwas im Normalfall auch nicht mit viel mehr als einem Stereo Hauptsystem (ORTF o AB) oder evtl. mit einem Art "Decca Tree"aufnehmen. (Blechensemble im Halbkreis und als "Andenken" für die Musiker)
ad4) Fürs abhängen der Mikrofone besteht tatsächlich keine Möglichkeit in dem Saal (was ich allein schon faszinierend finde), warum ich aber keine Stative aufstellen darf oder soll, hab ich ehrlich gesagt auch noch nicht verstanden.
Nächste Woche gibts mal eine Besprechung, man wird sehen was dabei rauskommt.
ad5) Jaja, ich weiß, aber es ist doch für den Studienkollegen :-) Was man für alte Freunde nicht so alles macht....
ad6) Er ist sowieso nicht sauer, er setzt sich auch dafür ein, daß doch Stative aufgestellt werden dürfen.
Alles in allem vielen Dank.
Mich wundert fast, daß noch kein anderer auf diese Idee gekommen ist mit den Grenzflächenmic's, vielleicht als "Jugendsünde" oder so ähnlich.
Diese Problematik dürfte sich anscheinend öfter stellen, als angenommen, einigen Beiträgen nach zu schliessen.
Ich bin fast schon geneigt, es einfach auszuprobieren, kann mir zwar nicht vorstellen, wie es klingt, bin aber gespannt.
Nochmal, falls schon mal wer sowas probiert hat, wäre sehr interessiert an Erfahrungsberichten.
liebe Grüsse
Manuel
hafi69

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von hafi69 » Fr 8. Feb 2008, 15:11

Eine Alternative zu GF können normale KM-Mikros auf niedrigen Tischstativen sein.
Eine anderen Idee ist die Verwendung von kleinen Mikros die man an Notenstativen anbringen kann (Clipmikros wie Beta98 oder abgesetzte Kapselsysteme).
Diese Lösungen sind aber nur dann richtig gut, wenn sie ein Hauptmikrofonsystem unterstützen sollen - und genau da liegt ja wohl das Problem.
Aber auch ohne ein HMS stelle ich mir das Ergebniss dann besser vor als nur mir zwei GF auf dem Boden. Ist allerdings auch ungleich aufwendiger.
jeff

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von jeff » Fr 8. Feb 2008, 15:58

moin!
"[...]Mich wundert fast, daß noch kein anderer auf diese Idee gekommen ist mit den Grenzflächenmic's, vielleicht als "Jugendsünde" oder so ähnlich.
Diese Problematik dürfte sich anscheinend öfter stellen[...]"

.
doch doch das ist hier auch schon mehrfach durchgekaut worden in den letzten jahren...
einfach mal die forensuche bemühen... und dann durchforsten.
grüße
Manuel

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von Manuel » Fr 8. Feb 2008, 16:12

hallo Jeff,
das hätte ich eigentlich probiert, wurde aber nicht fündig.
Danke für den Hinweis, werde es nochmal probieren.
grüsse
Manuel
Gernich

Re: Grenzflächenmikrofonie...

Beitrag von Gernich » Sa 9. Feb 2008, 00:33

Vielleicht ein kleiner Tipp: Man benötigt als Grenzflächenmikrofone keine Mikrofontypen, die als Grenzflächenmikrofone gebaut sind.
Es sind auch sehr gut normale Kleinmikrofone mit Kugelcharakteristik einzusetzen, die flach auf den Boden gelegt werden und die auf das Orchester zeigen. Oft reichen 3, 4 oder 5 Mikrofone vor dem Orchester.
Für die Einstellung der Panpots beachte folgende Hinweise:
http://www.sengpielaudio.com/VerteilenV ... uellen.pdf
http://www.sengpielaudio.com/VerteilenV ... uellen.pdf
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