Tips für Gesangsaufnahmen???

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Jona

Danke! aber eine Frage noch...

Beitrag von Jona » Mi 31. Jan 2001, 00:54

Hallo!
Erstmal Danke für die vielen zahlreichen und guten Tips!!!
Aber eins würd ich noch gerne wissen:
Wie ist das mit der Reihenfolge an Geräten für die Gesangs aufnahme?
z.B. mit Mic-Preamp, Kompressor(mit oder ohne deesser) - ist da eine wichtige Reihenfolge zu beachten? oder welche Reihenfolge ist ratsamer?
und zum Thema Deesser - gibts Deesser-PlugIns für Cubase o.ä.???
Vielen Dank im Voraus!!!
MfG
Jona

Danke! aber eine Frage noch...

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Tom

Gesang und Hall

Beitrag von Tom » Fr 26. Jan 2001, 16:40

....... Und noch n paar Tipps
Gesang und Hall
Viele, die erstmals versuchen, Hall in ihre Gesangsstimme einzubauen, erfreuen sich zwar an der aufgemotzten Aufnahme, scheitern aber nicht zuletzt am falschen Equipment und vor allem an falschen Einstellungen am grade eben erworbenen Multieffektgerät. Der Hall klingt zumeist dumpf und blechern. Das verhallte Instrument wird in den Hintergrund der spielenden Combo "gesaugt". Außerdem ist verhallter Gesang nicht mehr verständlich.
Wenn man weiß, wie, dann ists ganz einfach mit dem Hall. Insbesondere werde ich hier auf den Gesangshall eingehen.
Auch an dieser Stelle sei natürlich vorweggenommen, daß der folgende Text nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und daher vieles vereinfacht u. verkürzt dargestellt wird.
Ein wenig Background zur Raumakustik
Ein vom Ohr wahrgenommenes Geräusch enthält viele Informationen, die es uns erleichtern die Schallquelle zu orten und zu charakterisieren. Im Zuge der Evolution hat sich beim Menschen eine sehr differenzierte akustische Wahrnehmnungsfähigkeit entwickelt (siehe auch Hörphysiologie ). Wir nehmen leichte Veränderungen im Schall sehr detailiert wahr, können uns beispielsweise einen Raum anhand seiner Akustik bzw. seines Raumhalls vorstellen, ohne ihn zu sehen. Für einen dreidimensionalen Raumeindruck reichen kleinste Laufzeitunterschiede der Schallreflektionen beim Eintreffen am linken oder rechten Ohr.
Jeder kann ein Wohnzimmer in einer Aufnahme von einem Badezimmer unterscheiden. Der Nachhall im Wohnzimmer ist eher kurz, durch Teppich und Sofa sind im Nachhall die Höhen gedämpft, wohingegen im Badezimmer durch Fliesen und andere harte Gegenstände zu einer längeren Hallfahne führen, die ebenfalls mehr Höhenanteil im Frequenzgang enthält. Nun ist es sehr einfach, diese beiden Beispiele digital nachzuahmen, indem einfach eine Stimme aufgenommen und danach das Hallgerät dazugeschaltet wird. Schnell kann man mittels Durchsuchen der Presets des neuen Multi-Effektgerätes die verrücktesten Räume simulieren, vom drei Kilometer langen Tunnel mit Perserteppichen an den Wänden bis hin zur Schwimmhalle mit 100 Meter hoher Decke. Nur eines bleibt dabei meistens verwehrt: Eine Gesangsstimme mit Nachhall so in einen Song zu integrieren, daß es klingt.
Gegen einen Hall mit Blech im Gepäck
..kann man in der Regel nichts machen, außer das alte 16bit-Effektgerät mit 44.1kHz Samplerate beiseitezulegen, um sich einen Effekt mit 20bit oder mehr Auflösung mit entsprechend erhöhter Samplerate (am besten so hoch wie möglich) zu kaufen. Keine Angst! Der Markt bietet inzwischen auch für den kleinen Geldbeutel für 230.-DM bis 500.-DM gute Effektgeräte zu einer Qualität, die vor ein paar Jahren nur für vier bis fünfstellige Summen zu haben waren.
Diese Investition lohnt sich! Denn durch grobe Rasterung beim AD/DA-Sampling und bei der Berechnung des Halls in älteren Effektprozessoren entstehen Rundungsfehler, die sofort als Blech in der Aufnahme zu hören sind. Ein "kalter" Hall hat viel mit dem vielzitierten "Kälte-Effekt" einer CD im Vergleich zu einem Analogband zu tun. Aber auch für LoFi-Hall gibt es Anwendungen, also muß das alte Effektgerät nicht gleich im Müll landen (diese Spezialfälle diskutiere ich hier nicht, sorry).
Dumpf und muffig war gestern
Normaler Weise ist eine Raumakustik immer mit einer natürlichen Höhendämpfung und einer mehr oder minder vorhandenen Resonanz in den mittleren bis unteren Frequenzen verbunden. Der Raumklang hat etwas dumpfes und muffiges. Dementgegen emfinden wir eine Aufnahme als "edel" wenn genau diese Effekte nicht auftreten. Die saubere Hallfahne mit präsenten, vielleicht sogar geschickt überbetonten Höhen setzt sich im Mix durch. Sie klingt seidig und brilliant. Beim Gesang ist dies eigentlich immer oberstes Gebot. Denn, umso durchdringender der Nachhall ist, desto leiser darf man ihn im Mixdown einpegeln. dabei bleibt der Hall immer wahrnehmbar. Ein dumpfer Hall (mit gedämpften Höhenanteilen) muß lauter sein, damit man ihn wahrnimmt. Und laute Hallfahnen vermatschen fast immer den Mix.
Tiefenstaffelung mit EQ und Hallgerät
Die Regel mit der Höhenanhebung gilt im Übrigen auch für alle Mixbestandteile. Instrumente, die höhenreich sind, stehen im Vordergrund, andere stehen im Hintergrund. Also sollte auch der unverhallte Gesang in den Höhen etwas angehoben werden, damit er in den Vordergrund rückt. Jedoch treten nach Betonung der Höhen die S-Geräusche regelmäßig unangenehm laut hervor. Zum Ausgleich sollten daher Zischlaute durch Deessing in der Lautstärke limitiert werden. (Meistens ist allerdings eine Höhenpräsens bereits in guten Großmembran-Kondensator-Mics realisiert, so daß keine bzw. nur wenig Nachänderungen erforderlich sind.)
Tiefenstaffelung mit EQ
Man kann durch die Regelung der hohen Frequenzanteile im Song eine Tiefenstaffelung hervorrufen.
Vordergrund : Gesang, Schlagzeug, Solo-Instrumente
Mittelgrund : führende Begleit-Instrumente (z.B. Klavier, Rhythmusgitarre), Backing-Gesang
Hintergrund : Baß, Synthflächen, Hammond-Orgel und der Rest (z.B. Hallfahnen).
Wichtig hierbei ist, daß man die Tiefenstaffelung konsequent durchhält. Haben alle Instrumente präsente Höhen konkurieren sie im Vordergrund. Der Mix wird nicht transparent sondern chaotisch.
Tiefenstaffelung mit Hallgerät
Bei dem Anfügen eines Halls zu einem beliebigen Instrument werden hier die meisten Fehler gemacht. Als erstes sollte man sich die Frage stellen, ob man das Instrument im Hintergrund oder im Vordergrund haben möchte. Im Falle des Lead-Gesangs ist, wie bereits erwähnt, die Entscheidung für den Vordergrund zwingend. Und hier tappen viele in die Falle der voreingestellten Hallpresets am Multi-Effektgerät. Das Stichwort heißt "Delay". Und genau der Delay- bzw. Pre-Delay-Parameter ist am Hallgerät desöfteren falsch für Gesang eingestellt.
Zu allererst hören wir das Originalsignal selbst. Nachfolgende sind die Erstreflektionen (Early-Reflections) wahrnehmbar. Befindet man sich in einem rechteckigen Raum, hört man demnach 6 Erstreflektionen (von Decke, Boden und den vier Wänden). Nachfolgend sind diffuse Mehrfach-Reflektionen zu hören, die von diversen Echos der Wänden herrühren.
Stellen wir uns einen Menschen in einer Kirche vor. Steht diese Person sagen wir 50m weiter weg, hören wir das gesprochene Wort meist gleichzeitig mit einer der ersten Reflektionen. Die Pre-Delay-Zeit ist sehr kurz. Das Original-Signal hat nahezu die gleiche Laustärke wie die Reflektionen. Auch mit geschlossenen Augen wüßten wir, daß unser Bekannter einige Meter von uns entfernt steht.
Steht die Person aber direkt vor uns und spricht uns an, dann hören wir zuerst das gesprochene Wort und danach erst einige Zeit später den Nachhall aus der Kirche, der dann auch vergleichsweise leise ausfällt. Die Pre-Delay-Zeit ist jetzt sehr lang.

Wenn wir also den Gesang in den Vordergrund rücken wollen, reicht es nicht alleine aus, den Hallanteil zu veringern, sondern die Verzögerungszeit des Nachhalls ("Delay" bzw. "Pre-Delay") muß ebenfalls vergrößert werden. Sinnige Werte liegen hier zwischen 50 bis 250ms. Automatisch verlängert sich subektiv die Länge der Hallfahne. Allerdings tritt beim gleichen Mischungsverhältnis der Gesang sofort in den Vordergrund des Geschehens. Diejenigen, die sich bis jetzt nicht getraut haben, einen langen Hall einzusetzen, weil sie Angst hatten, daß sie damit den Mix überdecken, sollten es jetzt mal versuchen. Dem Experimentieren mit den Delay-Zeiten sind keine Grenzen gesetzt. Wer kann, sollte auch mal versuchen, wie in der zweiten Darstellung die Zeit zwischen Erstreflektion und Nachhall zu vergrößern.
Hallveränderung mit Kompressoreinsatz
Sollte der Hall immer noch den Mix vermatschen, kann man sich auch mit altbekannten Hilfsmitteln weiterhelfen. Bei den Tips zum Sound und Mixdown habe ich bereits auf Kompressoren hingewiesen. Komprimiert man einzelne Instrument-Aufnahmen in einer Gesamtaufnahme, treten diese Instrumente bei gleicher Maximallautstärke stärker aus dem Mix hervor, weil wir ihre angehobene Durchschnittslautstärke subjektiv als "aufdringlich" bzw. "laut" empfinden.
Diese Regel läßt sich selbstverständlich auch auf die isolierte Hallfahne anwenden. Komprimieren wir eine Hallfahne, können wir die veränderte Hallfahne leiser als die ursprüngliche Version einpegeln, ohne daß sie zu sehr in den Hintergrund des Mixdowns gedrängt wird. Jetzt sollte sie nicht mehr den Mixdown zumatschen. Interessanter Weise verlängert sich dabei auch die hörbare Halldauer. Die Lautstärkendämpfung des Halls fällt anfangs nur sehr schwach aus, d. h. der Nachhall verliert über die Zeit kaum an Lautstärke. Am Ende der Hallfahne hingegen ändert sich die Lautstärke schneller. Diese Nebeneffekte sollte man mit einplanen.
Special Effects
Ach ja, dieses Thema alleine kann mehrere MB an Webseiten verschlingen. Hier möchte ich nur ein repräsentatives Beispiel geben, das Anstoß zur Nachahmung und zum Experimentieren geben soll.

Ein beliebter Psychoeffekt ist, wenn man die Hallfahne umkehrt. Den Entstehenden Reverse-Hall plaziert man vor dem eigentlichen Signal. Somit wird dem Hörer schon vorweggenommen, was er gleich hören wird. Für einen kalten Schauer über den Rücken ist dies immer gut. Allerdings ist für dieses Beispiel ein Harddiskrecording-Programm zwingend erforderlich.
Wichtige Tips
Harddiskrecording
Wirklich umfassende Editierungsmöglichkeiten für Effekteinbindung in Audio-Spuren bieten sich in PC-Recording- Programmen (z.B. Cakewalk pro Audio oder Cubase VST). Man kann Audio-Spuren zerschneiden, einzelne Song-Stücke unabhängig voneinander löschen, verschieben, kopieren und auf verschiedenste Art und Weise manipulieren. Mit HD-Recording wird z.B. eine zusammengestückelte Live-Aufnahme eines Schlagzeugs überhaupt erst effektiv möglich und ist sogar relativ leicht umzusetzen, wenn der Schlagzeuger sich an ein Metronom halten kann.
Harddiskrecording mit vielen Effekten nicht möglich? Doch!
Viele, die nur ein mittelschnelles PC-System haben, klagen über Streß mit Effekt-Plug-ins, weil vielleicht schon ein einziger Halleffekt die volle Leistung der CPU beansprucht. Nun, CPU-Leistung ist nicht alles! Ein PC mit leistungsfähigen Festplatten (z.B. solche mit hoher Umdrehungszahl, DMA oder/und mit über 1MB großem Cache) kann auch sehr leistungsfähig sein.
Wenn man beispielsweise von der Spur mit einer Mono-Gitarrenaufnahme eine Effektberechnung auf eine Extra-Stereo-Spur berechnen läßt, hat man beim Abspielen des Songs ein vollwertiges Hallplugin für die Gitarre ohne zusätzliche Belastung der CPU. Hinzu kommt, daß dabei das Ausgangsmaterial nicht verändert wird. Diese Editiermethode ist nicht destruktiv! Zusätzlich sind z.B. Parameter wie Mixverhältnis des Halleffektes und die Delay-Zeit immer noch einstellbar. Das einzige, worauf man sich vorher einigen muß, ist der Hallcharakter.
Lautstärke und Delay-Zeit sind beim HD-Recording auch bei nicht in Echtzeit berecheten Halleffekten im Nachinein einstellbar.
Die Intensität des Halls regelt man über die Lautstärke der Spuren, die den berechneten Halleffekt wiedergeben. Die Delay-Zeit (also den "Pre-Delay"-Wert des Halls) regelt man über das Verschieben der Hallspur gegen die Originalspur im Millisekundenbereich. Dies läßt sich generell am einfachsten im Event-Fenster des HD-Recording/ Sequenzer-Programms erledingen. Außerdem kann man beim Mixdown die Lautstärke der Hallfahne automatisch regeln, was uns Vorteile beim Mixdown verschafft.
Bliebe zu erwähnen, daß ich unter anderem das Behringer Effektgerät Virtualizer DSP1000 benutze. Allerdings kann ich hier durchaus nicht uneingeschränktes Lob über dieses Gerät verkünden, da es einige Unzulänglichkeiten gibt. Der Hall des Gerätes bzw. die Delay-Effekte klingen zwar durchweg gut. Allerdings lassen die Modulationseffekte, allen voran der Rotary-Speaker, stark zu Wünschen übrig.
Es gibt inzwischen einige andere Effektgeräte in dieser Preisregion von 300.- bis 500.-DM, unter anderem von Digitech und von Lexicon, die ihr Geld wert sind. Allerdings ist bei der momentanen Kampfpreispolitik von Behringer bei chronischer Geldarmut der Kauf eines inzwischen überarbeiteten Virtualizers Pro für ca. 300.-DM überdenkenswert. Dieses Gerät dürfte wohl eindeutig das günstigste Hallgerät sein, das proffessionelle symmetrische XLR-Buchsen neben den normalen Klinkenbuchsen bietet.
So, das wars jetzt aber endgültig von mir .............!!!!!
Greetings @all
Tom
Tom

Noch 'n Tip

Beitrag von Tom » Fr 26. Jan 2001, 16:31

Noch was:
Die Aufnahme des Gesangs erscheint vielen als besonders schwierig, ja sogar als außerodentliche Kunst. Dem kann ich etwas den Zauber nehmen, vorausgesetzt man beachtet einige Grundregeln. Bereits bei der Aufnahme des Gesangs hebe ich die Höhen ab 12kHz an. Es hat sich gezeigt, daß diese Manipulation generell beim Mixdown vorgenommen werden muß. Und es ist mir nicht nur einmal unterlaufen, daß +15dB vom Poti am Mischpult nicht ausreichten, um dem Gesang die nötige Präsens zu verleihen. Also ists besser, man tritt dem bereits bei der Aufnahme entgegen. Außerdem spart man so auch etwas Rauschen vom Signalweg (via Mikrokabel, Vorverstärker, Mixer, AD- Wandler) ein.
Der Einsatz einer Chorus-Stereo- Verbreiterung führt dazu, daß ein Hintergrund-Chor sich sehr gut ins Gesamtbild des Songs integrieren läßt.
Interessant ist der Vergleich von unkomprimierter und komprimierter Gesangsspur. Hier fällt eine deutliche höhere Präsens der Stimme auf. Zusätzlich habe ich einen Deesser benutzt. Ein Phänomen der Gesangskompression ist unter anderem, daß höhenreiche S- und T- Laute sehr in der Lautstärke angehoben werden und unangenehm im Vordergrund stehen. Ein Deesser gleicht dieses Problem wieder aus.
MfG
Tom
Tom

Re: Tips für Gesangsaufnahmen???

Beitrag von Tom » Fr 26. Jan 2001, 16:19

Hallo Jona!
Bei Gesangsaufnahmen sollte zunächst auf die ordentliche Qualität des verwendeten Mikrofons geachtet werden. Will man eine halbwegs druckvolle und dynamische Gesangsspur haben, sollte das verwendete Mikro ab DM 500,-- aufwärts kosten und entsprechend hochwertig sein. Man erspart sich dadurch viel Schrauberei am Mischpult.
...
Bei der Auswahl des Mikros sollte dieses natürlich zu der Stimme des Sängers passen. Ob dies der Fall ist, kann der Sänger selbst nur sehr begrenzt beurteilen. Wir alle kennen die Überraschung, wenn man zum ersten mal seine aufgenommene Stimme hört. ?Das bin doch nicht ich!" Es ist daher dringend davon abzuraten, als Sänger alleine loszuziehen, um ein Mikro zu kaufen. Ebenso ist es ein hoffnungsloses Unterfangen ohne jahrelange Erfahrung, den eigenen Gesang abmischen zu wollen.
Bei der Auswahl des Mikros sollte weiterhin darauf geachtet werden, dass man kein Bühnenmikrofon kauft, wenn man nicht wirklich eins haben will. Während das Mikro auf der Bühne ausreichend nah an den Mund muss (beim Zäpfchen sollte dann aber schon Schluss sein), damit die restliche Schall auf der Bühne möglichst nicht eingefangen wird, ist die Situation im (Studio) eine andere. Hier soll der Gesang möglichst natürlich übertragen werden. Störquellen (außer zu lauter Restschall aus den Kopfhörern) spielt keine Rolle. In der Regel wird der Sänger im Studio daher einen größeren Abstand zum Mikro haben als auf der Bühne. Dem entsprechend muss das Mikro in der Lage sein einen größeren Bereich zu erfassen, als ein Bühnenmikrofon. Wer also schon ein gutes Bühnenmikrofon hat, wird trotzdem in der Regel nicht umhin kommen, sie ein Studiomikrofon kaufen oder ausleihen zu müssen. Dies gilt jedenfalls dann, wenn die Gesangsaufnahme halbwegs amtlich klingen soll.
Für das Mikro ist also gesorgt. Fehlt nur noch ein Kleinigkeit: der Gesang.
Viele sind der Meinung, dass man bei der Gesangsaufnahme das Playback so richtig schön laut hören muss, damit man ins Feeling kommt. Das ist totaler Blödsinn. Das wichtigste bei der Gesangsaufnahme ist ?der Gesang", oder? Das Playback sollte nur so laut zu hören sein, dass man im Timing bleibt und natürlich die zu singende Tonhöhe erkennen kann. Nur so ist gewährleistet, dass der Sänger auch die ?Farbe" seiner Stimme bestimmen kann. Ein Sänger, der gegen ein zu lautes Playback singen muss, wird niemals einen sauberen Gesangspart abliefern. Er hat höchstens hinter Hals- oder Ohrenschmerzen.
Da der Sänger seine Stimme je kennt, kommt ihm diese über den Kopfhörer vielleicht ?fremd" vor. Deshalb haben viele Profis beim Einsingen nur eine Seite des Köpfhörers auf dem Ohr platziert. Dadurch verlieren sie ihre Klangfarbe nicht. Genau diesen Verlust der Klangfarbe hat möglicherweise auch, wenn man seinen eigenen Gesang in voller Dröhnung auf die Ohren bekommt. Da man seine eigene Stimme nur so kennt, wie sie über den indirekten Weg und die Körperresonanz wieder zum Ohr kommt, stellt der Weg über Mikro, Pult etc. und Köpfhörer eine Verfremdung des Höreindrucks dar. Es besteht dann die Gefahr, dass der Sänger seinen Gesang so verändert, dass das klangliche Ergebnis auf seinen Köpfhörer dem entspricht, was er sonst ohne Kopfhörer hört. Das Ergebnis wird in der Regel weder ihn noch Zuhörer überzeugen. Deshalb Vorsicht mit zu lautem Gesang auf dem Köpfhörer.
Singen heißt nicht nur Mund auf, Mund zu. Singen bedeutet, dass man den ganzen Körper in eine Schwingung versetzt. Was dann aus dem Mund (dieser sollte voll Zähne sein) kommt, ist nur die Spitze des Eisbergs. Jeder Sänger sollte sich ebenfalls im klaren sein, dass gute Aussprache nicht nur dann zu beachten ist, wenn er zufällig gerade mal vor dem Mikro steht. Er kann nämlich zu jeder Zeit seine Artikulation üben. Hierzu gibt es auch gute Literatur im Fachhandel.
Durch das Singen will man etwas ausdrücken (hoofentlich). Was aber nicht drin ist, kann nicht raus. Deshalb immer dran denken: Nur in einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist. Das heißt: Wenn der/die Sänger/in schlecht drauf ist ? stark belastende Probleme irgendwelcher Art hat, sie ihre Tage hat, er Frust mit der Freundin ? dann sollte man das Singen verschieben. Also immer regelmäßig zum Sport gehen und den Körper fit halten.
Bei Singen ist es wichtig, dass der Körper entspannt ist. Dazu gibt es in der Fachliteratur gute Beispiele.
Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen,
CU
Tom

Broken Chains (my band)
bonton

Re: Tips für Gesangsaufnahmen???

Beitrag von bonton » Di 30. Jan 2001, 14:46

du benätigst:
1 gescheiten mic-preamp gibt's von dm 500,- bis dm 6000,-, also je nach geldbeutel
1 gescheites kondensator-micro mindestens dm 500,- besser ist es, hier ein bißchen länger zu sparen und sich was richtiges zu kaufen (neumann tlm 103, akg c 414, beide so um di dm 1400,-)
1 pop-schutz, damit dir nicht tieffrequente pop-geräusche die schönste aufnahme versauen.
1 kompressor um die unterschiedlichen dynamiken beim singen im rahmen zu halten. der kompressor verleiht der stimme einen festeren platz im mix und läßt sie sich besser durchsetzen. aber vorsicht: auch hier ist weniger oft mehr!
weiterhin: 1 kopfhörer und 1 kopfhörerverstärker, mixer, aufnahmegerät, aber diese sachen hast du ja sicher schon.
dann kann's losgehen. am besten du nimmst nicht in der toilette auf sondern in einem möglichst etwas gedämpften raum. du kannst dir auch eine eigene "gesangskabine" bauen: baumarkt: 2 holztürplatten 180 x 70 cm, mit scharnieren verbinden und mit noppenschaum bekleben - aufstellen; schon fertig! dort stellst du dich und das mikro rein. hinter dir hängst du am besten noch eine gardine auf, um weitere refelxionen zu schlucken. so erhältst du recht neutrale aufnahmen, die sich gemessen am aufwand echt hören lassen können.
der abstand zum micro sollte bei gesangsaufnahmen zwischen 30 und 50 cm betragen, bist du zu nah, bekommst du den übel klingenden nahbesprechungseffekt, bist du zu weit weg, kriegst du u.umständen zuviel von deinem raumklang auf die aufnahme, was meistens nicht gut klingt.
achte auf gute aufnahmepegel und schraube am anfang noch nciht soviel am pult herum. versuche erst, mit möglichst ohne technik (erstmal ohne kompressor und eq auf linear) ein bestemögliches ergebnis zu erzielen und setze dann noch die technik zusätzlich ein. überlege dir, ob du das vor der aufnahme machst oder hinterher: alles was du vorher machst, läßt sich nicht mehr rückgängig machen und wenn der beste take, den du jemals gesungen hast hinterher zuviel kompressor draufhat, wirst du dich schwarz ärgern! der satz: "das machen wir nachher im mix" ist einer der dümmsten sprüche von studioleuten, der mittlerweile schon zum musikerwitz avanciert ist ;o)
tja, das sind so meine gedanken und auszüge aus meiner aufnahmephilosophie. alles natürlich subjektiv aber auch erprobt. kannst ja mal unter www.peter-reimer.de nachgucken. da gibt's immer mal mp3 von mir zum kostenlosen download.
und nun ganz viel erfolg und spaß!! ;o)
gruß
bonton
ThomasT

Re: Tips für Gesangsaufnahmen???

Beitrag von ThomasT » Di 30. Jan 2001, 20:54

"gesangskabine" bauen: baumarkt: 2 holztürplatten 180 x 70 cm, mit scharnieren verbinden und mit noppenschaum bekleben - aufstellen; schon fertig! dort stellst
Also ich h abe die Erfahrug gemacht, dass kleine Räume - selbst in einigermaßen professionellen Studios - immer diesen topfigen, kleine Räume-klang haben. Dann lieber einen nicht so bedämpften größeren Raum.
just my 2 cents
bonton

Re: Tips für Gesangsaufnahmen???

Beitrag von bonton » Fr 2. Feb 2001, 17:44

"gesangskabine" bauen: baumarkt: 2 holztürplatten 180 x 70 cm, mit scharnieren verbinden und mit noppenschaum bekleben - aufstellen; schon fertig! dort stellst
Also ich h abe die Erfahrug gemacht, dass kleine Räume - selbst in einigermaßen professionellen Studios - immer diesen topfigen, kleine Räume-klang haben. Dann lieber einen nicht so bedämpften größeren Raum.
just my 2 cents
hi,
jaja, da hast du sicher recht. aber hierbei handelst es sich ja um keinen geschlossenen raum, sondern um eine art verbesserte "spanische wand" mit gewissen akustischen eigenschaften. du hast ja die möglichkeit, hinter dir genügend platz zu lassen. die erwähnte gardine muß ja nicht am hinterkopf anliegen sonden kann auch 1 oder 1,5 m weiter hinten hängen. eine "geschlossene-raum-ambience" entsteht dadurch nicht. es dient vor allem dazu, die überakustischen anteile eines raumes zu reduzieren. ich hoffe, daß relativiert meine info
gruß
bonton
Jona

Tips für Gesangsaufnahmen???

Beitrag von Jona » Fr 26. Jan 2001, 13:33

Hallo!
Kann mir jemand ein paar Tips geben auf was ich bei Gesangsaufnahmen am meisten achten sollte? Welches Equipment man dafür einsetzen sollte? Oder sonstige 'Geheimtips'???
Vilen Dank im Voraus
MfG
Jona
Gesperrt
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