Breite Niere - technisches Prinzip?

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HermannP

Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von HermannP » Fr 19. Jan 2007, 18:50

Hallo! Gibt es im Netz irgendwo Diagramme, wie eine Breite Niere (z.B. Schoeps MK21) aufgebaut ist? Das Prinzip von Niere und Kugel ist mir klar und auch, dass bei der Breiten Niere ein Laufzeitglied für den Druckgradientenanteil sorgen müsste. Was ich aber gerne hätte, wäre eine relativ detaillierte Zeichnung, wie das technisch realisiert wird. Es gibt da zum Beispiel in "The Microphone Book"von John Eargle eine techn. Zeichnung der mechanisch umschaltbaren MK6, die die Funktionsweise klar erkennen lässt. Etwas ähnliches für Breite Niere wäre super, vielleicht kann mir da jemand weiterhelfen.
Danke
Hermann

Breite Niere - technisches Prinzip?

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Rainer

Re: An alle die bis jetzt geantwortet habn:

Beitrag von Rainer » Sa 20. Jan 2007, 19:27

Liebe Kollegen,

leider stelle ich fest, daß Ihr die Fragestellung des Threadstarters nicht richtig gelesen habt.
Die Theorie dazu, daß der Gradientenanteil geringer sein muß als bei der Niere leuchtet völlig ein. Aber das war ist auch dem Fragesteller klar.
Seine Frage ging doch dahin, WIE wird es technisch realisiert? d.h.: Wie ist der Kapselaufbau einer einmembranigen Sub-Niere gegenüber einer gewöhnlichen Niere? Das hat bis jetzt keiner beantworten können.
Zugegeben: Ich weiß es auch nicht wie die betreffende Kapsel von Schoeps oder von Neumann aufgebaut ist.
Ich könnte mir aber vorstellen, daß vor dem akustischen Laufzeitglied noch ein frequenzunabhängiges akustisches Dämpfungsglied liegt um den rückwärtig einfallenden Schallanteil zu dämpfen und damit die Niere in ihrer Wirkung abzuschwächen.
Bei der elektrischen Realisierung durch Doppelmembrankapsel ist es kein Problem: Man gibt der rückwärtigen Membran eine geringere Polarisationsspannung als der vorderen. Macht man diese negativ, erhält man eine Superniere.
Grüße
Rainer
pkautzsch

Re: An alle die bis jetzt geantwortet habn:

Beitrag von pkautzsch » So 21. Jan 2007, 23:44

Wäre es da nicht einfacher (re: frequenzunabhängiges Dämpfungsglied), einen Teil der Kapsel geschlossen (--> Druckempfänger) und den anderen Teil offen mit Laufzeitglied (--> Niere) zu gestalten?
Oder handelt man sich da nur Probleme mit Membranabstimmung und/oder Resonanzen ein?
Linkfix

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von Linkfix » Fr 19. Jan 2007, 20:07

Hier ist das selten zu sehende Schnittbild einer mechanisch umschaltbaren Kleinmembrankapsel MK 6 der Firma Schoeps mit den festen Richtcharakteristiken: Kugel - Niere -Acht.

Die Kapsel MK 6 arbeitet mit nur einer Membran. Es ist möglich, zwischen drei verschiedenen Richtcharakteristiken zu wählen. Die Umschaltung erfolgt rein mechanisch ohne nutzbare Zwischenstellung mit einem an der Stirnfläche angebrachten Schalter, wobei sich die Position "Niere" - ohne Unterschied - zweimal ergibt.
Es handelt sich in Stellung "Kugel" um einen Druckempfänger mit konstantem Frequenzgang bis hin zu tiefsten Frequenzen. Die MK 6 zeigt im Polardiagramm die für Kugeln typische, bei hohen Frequenzen einsetzende, zunehmende Richtwirkung.
Wie bei der MK 8 liegt die Besprechungsrichtung seitlich, also senkrecht zur Mikrofonachse. Die 0°-Achse ist durch einen roten Punkt am unteren Rand der Kapsel gekennzeichnet. Ein schwarzer Punkt kennzeichnet die 180°-Richtung.
Wie für Mikrofone mit umschaltbarer Richtcharakteristik typisch, ist der Frequenzgang auch der MK 6 nicht ganz so eben und erstreckt sich nicht so weit zu den höchsten Frequenzen, wie Mikrofontypen mit nur einer Richtcharakteristik. In Stellung "Acht" entspricht die Kapsel MK 6 weitgehend der Kapsel MK 8.
Linkfix

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von Linkfix » Fr 19. Jan 2007, 20:33

Die genaue Beschreibung der Schaltstellungen a, b und c beim Schnittbild der mechanisch
umschaltbaren Kleinmembrankapsel MK 6 der Firma Schoeps mit den festen Richtcharakteristiken:
a = Schaltstellung Niere
b = Schaltstellung Kugel
c = Schaltstellung Acht
Die Zwischenstellungen sind nicht zu benutzen!
HermannP

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von HermannP » Fr 19. Jan 2007, 20:47

Danke Linkfix, das ist die Zeichnung vom MK6, die ich aus dem erwähnten Buch kenne :-)
Interessant wäre jetzt etwas entsprechendes für die MK21 oder eine entsprechende Kapsel eines anderen Herstellers.
Beste Grüße
Hermann
Monnerjahn

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von Monnerjahn » Fr 19. Jan 2007, 22:34

Bei den Kleinmembranmikrofonen ist die Auswahl in der Richtcharakteristik "Breite Niere" (hypocardioid, broad cardioid) weltweit sehr gering. Neben dem Schoeps-Mikrofon MK 21 gibt es nur das Neumann-Mikrofon KM 143.
http://www.schoeps.de/D-2004/wide-cardioids.html
http://www.neumann.com/?lang=de&id=curr ... km100_data
GerhardS

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von GerhardS » Fr 19. Jan 2007, 22:41

Einspruch !!!
MBHO KA300 http://www.mbho.de/pdf/ka100lk_ka100dk_ka300nb.pdf
LG
Gerhard
Tonzauberer

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von Tonzauberer » Fr 19. Jan 2007, 22:45

ebenfalls Einspruch!!
DPA 4015 (meinen Ohren nach leider die Beste...)
http://www.dpamicrophones.com/module.ph ... escription


Tonzauber - einfach klassisch!
HermannP

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von HermannP » Fr 19. Jan 2007, 23:13

Einspruch!!! ;-)
Ich kenne die genannten Kapseln (ausser der MK21 natürlich nur aus dem Katalog), aber eigentlich wollte ich ja wissen, wie die Charakteristik im Detail erreicht wird? Nieren haben ja an der Rückseite der Membran ein Laufzeitglied, das einen gewissen Druckgradientenanteil einführt. Entsteht die Breite Niere dann durch so etwas wie "ein bisschen weniger" Laufzeitverzögerung?
Gruß
Hermann
jeff

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von jeff » Sa 20. Jan 2007, 00:31

moin!
---Entsteht die Breite Niere dann durch so etwas wie "ein bisschen weniger" Laufzeitverzögerung?---
vermutlich eher durch "ein bischen anders"
und bei "noch ein bischen anders" wird´s ne hyperniere.
bei akg hab ich schon öfter service unterlagen mit detailierten zeichnungen gesehen.
versuche dein glück:
http://www.akg-acoustics.com/site/power ... at,11.html
ups neue seite.... der link geht direkt zu den service unterlagen
grüße
Tonmaus

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von Tonmaus » Sa 20. Jan 2007, 12:56

Vereinfacht kan man es so sagen.
Die Extreme sind ja nicht Kugel/Niere, sondern Kugel/Acht. Alles andere sind Mischformen. Man kann es akustisch machen (Einmembrankapsel) oder elektrisch (Dopplemembran, wobei diese immer 2 Nieren als Grundsatz haben, nicht zwei Achten.). Breite Niere ist halt weniger Acht und mehr Kugel als Niere. Es sind um 50% mehr Kugel als bei der Niere um genau zu sein. Guckst Du auch bei Sengpiel.
Grüße,
Tonmaus
HermannP

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von HermannP » Sa 20. Jan 2007, 17:32

Hallo jeff, cooler Link! Danke!
Hermann
Slavko

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von Slavko » Sa 20. Jan 2007, 19:02

Breite Niere ist halt weniger Acht und mehr Kugel als Niere.
Es sind um 50% mehr Kugel als bei der Niere um genau zu sein.
http://www.sengpielaudio.com/Mikrofonda ... swerte.pdf
Bei der "Breiten Niere" sind es 2/3 Kugelanteil (66%) und 1/3 Achteranteil (33%).
Bei der "Niere" halten sich Kugel und Acht die Waage mit je 50 %.
Tonmaus

Re: Breite Niere - technisches Prinzip?

Beitrag von Tonmaus » Sa 20. Jan 2007, 19:54

.. das kommt raus wenn man 50% Kugel und 50% Niere mischt :-I
Tonmaus
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