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von Janko Ramuscak » Di 1. Mai 2001, 11:45
Hallo Swin,
mit Verlaub, aber Thomas hat den Sachverhalt meiner Ansicht nach nicht ganz richtig dargestellt. Wenn man auch darüber streiten kann, ab welchem Grad des musikalischen Anspruchs man von Behringerteilen auf höherwertiges Equipment wechseln sollte, für Sprache taugen sie allemal.
Ich will das für dein Beispiel mal praxisnah schildern. Du sagst, deine Redner haben keine Mikrofondisziplin.
Das wird zum einen bedeuten, daß sie keinen halbwegs festen Abstand zum Mikrofon einhalten, also bisweilen das Mikro viel zu weit weg halten. Dagegen ist sowieso kein Kraut gewachsen. Wobei man gerade bei einer Protestkundgebung davon ausgehen kann, daß es im größten Interesse des Redners ist, von den Anwesenden soweit möglich auch verstanden zu werden. Dazu ist es natürlich wichtig, das alles möglichst laut übertragen wird (zunächst einmal). Und das geht am besten, wenn der Redner zumindest einen gleichbleibenden, möglichst kleinen Abstand zum Mikrofon einhält. Ich glaube, daß man das den Leuten schon glaubhaft machen kann.
Es bleibt ein zweites Problem: Deine Redner werden vermutlich zwischen normaler Lautstärke und "wütendem" Schreien wechseln. Das ist problematisch: Stellt man die Anlage fürs sehr laute Reden richtig ein, dann hört niemand mehr was wenn der Typ mal leise spricht, macht mans andersrum, fliegen den Leuten die Ohren weg wenn die Herrschaften da oben sich mal etwas lauter äußern. Genau hier kommt der Kompressor ins Spiel. Mit seiner Hilfe kann verhindert werden, daß bei plötzlichen lauteren Passagen die Anlage bis zur Unverständlichkeit verzerrt/beschädigt wird bzw. die Leute umgeblasen werden. Und das geht "auch" mit einem Composer ganz hervorragend. Punkt.
Vorgehen ist wie folgt:
Schleife den Kompressor in den Mikrokanal des Sprechers ein. Der Kompressor muß zu diesem Zeitpunkt auf Bypass stehen. Der Composer zeigt auch jetzt schon an, was er machen "würde", wenn man den "IN" Schalter drücken würde. Die Expander/Gate Sektion kanns du getrost vergessen, für diese Anwendung wirst du sie nicht brauchen. Den Output-Gain Regler stellst du auf Mitte, den Peak Limiter auf Rechtsanschlag und bei Attack und Release kannst du ruhig auf "Auto" drücken. Den "Ratio"-Regler kannst du auf einen recht hohen Wert einstellen, bis etwa 10:1. Jetzt kannst du, beim Rechtsanschlag beginnend, den "Threshold"-Regler langsam nach links drehen. Beobachte dabei die "Gain Reduction" Anzeige. Bei leisen und "normal-lauten" Passagen sollte sich hier noch nichts tun. Erst wenn der Sprecher seine Stimme über die normale Lautstärke hinaus erhebt, sollte die Kompression einsetzen. Der "Output-Gain" sollte aber immer noch in der Mittelstellung bleiben. Du kannst jetzt auch den "IN" - Schalter drücken, um den Kompressor tatsächlich in den Signalweg einzuschleifen. Es sollte bei den nomalen Passagen kein Unterschied hörbar sein. Fängt der Redner das Schreien an, dürfen ruhig 6 - 9 dB an Kompression zusammenkommen. Reicht das noch immer nicht, kannst du den "Peak Limiter"-Regler immer weiter nach links drehen, so daß bei den lautesten Passagen auch der Limiter anspricht. Wenn du den Eindruck hast, daß keine große Gefahr von Rückkopplungen besteht (Sprecher/Mikrofon stehen immer HINTER den Boxen, das verstärkte Signal klingt ok und KLINGELT nicht), kannst du vorsichtig mit dem "Output-Gain"-Regler noch ein bisschen Stoff geben. Das gesamte Signal sollte sich dann noch lauter anhören. Bemerkst du aufkommende Rückkopplungen, dann drehe den "Output Gain" wieder zurück.
Die Werte für Threshold und Output Gain müssen unter Umständen für verschiedene Sprecher nachjustiert werden. Aber immer mit dem Gain vorsichtig sein, zuviel Output Gain erhöht die Feedbackgefahr beträchtlich.
Was die Mikrofone angeht, solange man die Sprecher dazu kriegt, so nah wie möglich ranzugehen, empfehlen sich Mikros mit Supernierencharakteristik, wie zum Beispiel fast alle von den Sennheiser-Gesangsmikros oder das Shure BETA58 oder ähnliches. Die bieten die größte Rückkopplungssicherheit.