Filterung Tonband-Aufnahmen

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hi

Filterung Tonband-Aufnahmen

Beitrag von hi » So 1. Jul 2007, 21:16

Welche Filterung wird bei Tonband-Aufnahmen eingeschleift und warum?
Kann mir jemand darauf eine Antwort geben?

Filterung Tonband-Aufnahmen

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Tonmaus

Re: Filterung Tonband-Aufnahmen

Beitrag von Tonmaus » Mo 2. Jul 2007, 11:35

Hallo,
Es gibt mehere Normen die bei der Tonbandentzerrung angewendet werden. Grundsätzlich findets Du die entsprechenden Parameter hier:
http://www.sengpielaudio.com/Zeitkonsta ... equenz.pdf
Der Zweck liegt schlicht in der Verbesserung der Systemlinearität. Analoges Tonband hat im gewünschten Frequenzbereich eben keine linearen Speichereigenschaften.
Einen kompakten Grundlagenartikel habe ich jetzt auf die Schnelle nicht gefunden, kann Dir aber die Lektüre einer älteren Ausgabe der Dickreiter Tonstudiotechnik Band 1 zu dem Thema empfehlen. Jede gut sortierte Kommunalbibliothek sollte das im Bestand haben.
Grüße,
Tonmaus
Hans-Joachim

Re: Filterung Tonband-Aufnahmen

Beitrag von Hans-Joachim » Mo 2. Jul 2007, 16:53

Hi hi,
deine Frage verrät gewisse Distanz zum klassischen, nun 66 Jahre alten Speicherverfahren des Hf-Magnetofons nach Braunmühl & Weber (63. Todestag Webers am 18. Juli 2007), das zwischen 1942 und 1990 mehrheitlich Stand der Tonspeicherdinge war.
Die Geschichte der Entzerrung des prinzipbedingt außerordentlich unlinearen Magnetaufzeichnungsverfahrens ist dabei aber ein eigenes Kapitel, das du bei
Peter van Bommel, Die Entzerrung in der magnetischen Schallaufzeichnung. Leverkusen 1973
in seinen neuzeitlichen Ausprägungen recht genau dargestellt findest.
Grundlegender im Hinblick auf das magetische Speicherverfahren allgemein -und glänzend lesbar(!)- schreibt dazu auch
Friedrich Engel, Schallspeicherung auf Magnetband. Leverkusen 1975.
Eberhards Grafik stammt übrigens aus Bommel, S. 33.
Ansonsten ist die Literatur zwischen Friedrich Krones und Fritz Winckel, Ernst Altrichter und Christian Scholz Legion. Die nurmehr antiquarisch und mühselig beizuziehenden Texte von Bommel und Engel existieren als PDF.
Unser guter Johannes Webers hat eine recht schöne Grafik zum Thema Ver- und Entzerrung des analog-magnetischen Speicherprozesses in den diversen Auflagen seines magnum opus bis hin zur aktuellen 8. (dort S. 436) publiziert. Da erfährt man prinzipiell und recht anschaulich, was Sache ist, und warum 'eben nur 60 dB gehen'.
Obgleich die Ver- und Entzerrungsvorgänge beim Magnetofon natürlich Filterungsvorgänge sind, würde ich sie aufgrund des aktuell szenengängigen Jargons nicht als solche bezeichnen, weil sie keine willkürlichen, gestalterischen Maßnahmen vorstellen, sondern aus vielfältigen, logischen Erwägungen aufgrund physikalischer Phänomene entstanden (Amplitudenstatistik, Magnetbandverhalten, Typica des Modulationsvorganges, Optimierung des Geräuschspannungsabstandes etc.) und schließlich genormt wurden. Die Entzerrung ist demnach integraler Bestandteil des Magnetofonprinzips per se.
Dieses Lernen am Prozess begleitet die ersten anderthalb Jahre der Geschichte des Hf-Magnetofons recht auffällig, denn der Qualitätsgewinn zwischen 10. Juni 1941 (erste öffentliche Vorführung) bis zum 31.12.1941 (erhaltene Liedaufnahmen Grieg/Schmitt-Walther/Raucheisen der RRG) aufgrund optimerter Entzerrung ist eindrucksvoll. Für Detailbetrachtungen zur Entwicklung der Entzerrung über die 1940er bis 70er Jahre (Normen gab es heirzulande schwarz auf weiß erst ab 1954/55) solltest du mich persönlich ansprechen, da dies hier zu weit führte.
Übrigens greifen auch die ab 1975 letztlich unverzichtbaren Rauschminderer eigentlich in die Entzerrung ein, weshalb sich das Thema bis zur Aufgabe der Technologie nie gänzlich erschöpfte.
Hans-Joachim
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