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kölner dom in berlin (wellenfeldsynthese?)

Verfasst: So 16. Nov 2008, 11:50
von shiva
hallo- ich las kürzlich von einer wohl vielbeachteten übertragung eines orgelkonzertes aus dem kölner dom nach berlin (TU?).
kann mir jemand mal näher erläutern, was da eigentlich gemacht wurde? wieviel kanäle wurden "gefahren", bzw. nach welchen prinzipien wurde denn welches wellenfeld aufgebaut?

und: ist hier wirklich etwas qualitativ revolutionär neues geschehen, oder kann man nicht mit hausüblichen stereophonen oder quadrophonen mitteln eigentlich dasselbe machen?

neben den hintergründen interessiert mich auch der "fortschritt" zur normalen stereophonie.
lg matthias

Re: kölner dom in berlin (wellenfeldsynthese?)

Verfasst: So 16. Nov 2008, 14:46
von pkautzsch
Hier gibt es einen Thread aus dem Schwesterforum dazu.

Re: kölner dom in berlin (wellenfeldsynthese?)

Verfasst: So 16. Nov 2008, 19:22
von shiva
danke! jetzt verstehe ich zum einen mehr und zum anderen auch, daß meine nachfrage mehr als berechtigt ist/war.... :-)

für die skeptiker dort sei aber gesagt, daß ich die sache-falls sie einmal gestalt annehmen sollte, auf jeden fall als DIE soundtechnologie des kinos sehe!!!!!

stereo-kino wird langsam hoffähig, bzw. die letzten entwicklungen gehen dank digitaltechnik nun gewaltig in diese richtung. ein soundsystem was holografisch die klänge zuordnet, also unabhängig von der eingenommen platzierung im kino ist dazu die erste wahl.

trotzdem bleibt ein unverständnis über den zusammenhang zwischen binauralen hörens (und dementsprechnder AUFNAHMEtechnik und der wellenfeldsynthese als solcher, die mir zwar wiedergabeseitig einleuchtet, aber aufnahmetechnisch mir noch nicht so recht einleuchtet.

man wird sehen. lg matthias

Re: kölner dom in berlin (wellenfeldsynthese?)

Verfasst: So 16. Nov 2008, 23:23
von ebs
shiva hat geschrieben:Trotzdem bleibt ein Unverständnis über den Zusammenhang zwischen binauralem Hören (und dementsprechnder AUFNAHMEtechnik und der Wellenfeldsynthese als solcher, die mir zwar wiedergabeseitig einleuchtet, aber aufnahmetechnisch mir noch nicht so recht einleuchtet.
Mir fällt deutlich auf, dass die Wellenfeldsynthese einem größeren Publikum werbewirksam allein von der Wiedergabeseite wie ein "Jahrmarktstrick" präsentiert wird. Als Tontechniker erfährt man über die Aufnahmetechnik nur sehr wenig. Da gibt es größere Probleme, die man aber kaum oder nur hinter vorgehaltener Hand anspricht. Die lautstarke WFS-Orgelwiedergabe in Berlin war klug gewählt. Eine "Orgel" klingt bei einer Übertragung irgendwie immer noch nach Orgel, selbst wenn einiges am Klang verändert bzw. hinzugefügt wurde. Wie wäre der übertragene Klangeindruck bei einem Streichquartett, einem Klaviertrio, einem Chorstück oder gar bei einer Symphonie gewesen?
Ich warte auf die euphorischen Berichte der Tonmeisterstudenten, die jetzt aus Leipzig von der Tonmeistertagung zurückkommen. Möglicherweise möchten sie jetzt nur noch voll elektronische Musik "trocken" nach dem WFS-Verfahren aufnehmen ;)

Viele Grüße ebs

Re: kölner dom in berlin (wellenfeldsynthese?)

Verfasst: Mo 17. Nov 2008, 12:05
von Tomte
shiva hat geschrieben: trotzdem bleibt ein unverständnis über den zusammenhang zwischen binauralen hörens (und dementsprechnder AUFNAHMEtechnik und der wellenfeldsynthese als solcher, die mir zwar wiedergabeseitig einleuchtet, aber aufnahmetechnisch mir noch nicht so recht einleuchtet.

man wird sehen. lg matthias
Ich hab's so verstanden, dass man bei der Aufnahme nah mikrofoniert und dann die Quellen im Raum platziert und Hall dazugibt (evtl. auch durch Impulsantworten des Raumes, wo die Aufnahme stattgefunden hat). D.h. bei der Aufnahme passiert eigentlich nichts besonderes.

Re: kölner dom in berlin (wellenfeldsynthese?)

Verfasst: Mo 17. Nov 2008, 18:09
von ebs1
tomte hat geschrieben:Ich hab's so verstanden, dass man bei der Aufnahme nah mikrofoniert und dann die Quellen im Raum platziert und Hall dazugibt (evtl. auch durch Impulsantworten des Raumes, wo die Aufnahme stattgefunden hat). D. h. bei der Aufnahme passiert eigentlich nichts besonderes.
Schön, wenn bei der Aufnahme nichts Besonderes passiert. Mir wurde etwas anderes geflüstert. Jedenfalls stört mich das nahe Mikrofonieren schon, wenn ich z. B. einen klassischen Lied-Sänger aufzunehmen habe. Auch tut mir der Künstler leid, wenn man ihn in einen trockenen Raum drängt, damit sein Signal raumlos technisch sauber aufzunehmen geht, um hinterher richtig einen Raum "falten" zu können. Meine Künstler lassen sich so etwas nicht gefallen. Möglicherweise hat man mir ja etwas Unrichtiges erzählt und das ist alles überhaupt nicht wahr. Als Sound-Architekt unterstütze ich leicht kritisch die Weiterentwicklung der elektro-akustisch gestaltenden Tonaufnahmetechnik.

Viele Grüße ebs

Re: kölner dom in berlin (wellenfeldsynthese?)

Verfasst: Mo 17. Nov 2008, 20:16
von shiva
also ich hab mir das jetzt noch mal durchdacht.
eigentlich funktioniert die ganze sache nur dann wenn an genau den punkten im schallfeld die mikrofone stehen, wo dann im hörsaal die lautsprecher stehen!

nur dann gebe ich doch das schallfeld mit exakten laufzeit-,phasen- und amplitudenverschiebungen/änderungen wieder. wenn die mikrofonaufstellung nichts mit der lautsprecheranordnung zu tun hat, wie werden dann die unterschiede im aufgenommenen schallfeld adäquat auf die lautsprecher "geroutet"?

das klingt mir nach viel psychoakustik-also akustische täuschung, die die hörerfahrung des ohres mißbraucht, um darüber hinwegzutäuschen, daß mitnichten ein schallfeld "korrekt" wiedergegeben wird.

sicher wird am ende ein künstliches wellenfeld generiert-das ist schon klar und als virtueller effekt kann ich das verstehen- aber im sinne einer naturgetreuen wiedergabe, gar einer "holografischen" aufnahme, leuchtet es mir nich nicht ein.

vielleicht aber war nun genau dieses experiment ein etwas unglückliches mit den 2700 lautsprechern? gab/gibt es evtl. dazu experimente wo wirklich einmal z.b. 8 mikrofone im gleichen abstand um ein streichquartett aufgestellt wurden um dann über 8 im gleichen abstand aufgestellte lautsprecher das schallfeld naturgetreu zu simulieren? sowas könnte ich mir vorstellen.

doch was, wenn die mikrofone z.b. kreisförmig mit 6 metern abstand aufnehmen, die lautsprecher jedoch später dann 30 meter auseinander sind? das muß doch jegliche laufzeit verzerren.

vorstellen könnte ich mir aber bei genormter "abhörsituation" (z.b. kino, 30 lautsprecher in definierten abständen) daß man quasi einen 3d-panpot hat um kanäle/schallquellen per regler punktgenau ins schallfeld zu setzen. für rein elektronische produktionen sicher machbar.

aber um das umzusetzen bräuchte es doch absolut definierte "wellenfeldanlagen" mit konkret benannten wandlern im definierten abstand. oder? grobe denkfehler?

lg matthias