Gast hat geschrieben:Hallo Kollege,
das es kein Kochrezept gibt ist mir völlig bewusst.
Nach späterem überlegen ist mir ebenfals klar geworden, das ich eine sehr ungenaue Beschreibung der Verhältnise gegeben habe.
? Wo?
Also der Chor besteht aus einem Bass, drei Tenören, sechs Altistinnen und sechs Sopranistinnen. Es ist ein a capella-Chor mit sehr lebendigen Stücken. Sie werden im Block in S-A-T-B-Aufstellung stehen.
Zu dieser Choraufstellung und der Anzahl der Stimmen wirst Du kein befriedigendes Ergebnis erwarten können: Die ganze Aufnahme wird totsicher zu sopranlastig. Der Chor hat das heute typische Problem des Männerstimmenmangels. Ich kenne selbst das Problem sehr gut, weil ich auch mal in einem solchen Chor dieser Größenordnung mitgesungen habe.
Die Frauenstimmen erdrücken die Männerstimmen, weil letztere in der Minderheit sind. Das zweite ist, daß Du mit der Aufstellung S-A-T-B
immer eine Linkslastigkeit bekommst aufgrund des höphysiologischen Phänomens daß wir hohe Stimmen lauter empfinden als tiefe Stimmen.
Der Männerstimmenmangel wird auch nicht dadurch kompensiert, daß man entsprechend angeordnete Stützmikrofone einfach lauter macht! (Ein Problem das K.H. Stockhausen nie kapiert hat!). Die Folge ist nämlich nur, daß die durch Stützmikrofon verstärkten Männerstimmen wie "aus einem Loch kommend" in der Stereobasis erscheinen.
Bessere Lösung: Versuche den Dirigenten dazu zu bewegen, daß er die Männerstimmen in die Mitte des Chores stellt und die Frauenstimmen an die Seiten - also so: S - T/B - A. Dann klingt der Chor zumindest hörphysiologisch ausgewogen.
Dann stelle nicht 4 sondern nur 3 Mikrofone vor den Chor ( bei 12 Chormitgliedern lohnen sich keine 4 Mikrofone - man verbessert dadurch nichts, sondern man muß den Chor dazu bringen, ein ausgewogenes Chorklangbild abzugeben).
Meine Vorstellung ist jede Stimme mit einem Mikrofon einzeln abzunehmen und zusetzlich auf eine höhe von 3 bis 5 Metern und einem Abstand von ca. 2 bis 3 Metern zum Chor, den Raumklang mit einem extra Mikro auf einer extra Spur einzufangen. Somit glaube ich den sehr warmen halligen Raumklang, den der Zuschauer in der Kirche vermittelt kriegt einfangen zu können. (Für den Raumklang ein Großmembranmikrofon?)
Wie gesagt: Nimm nicht 4 sondern nur 3 Mikrofone, weil sich diese differenzierter mischen lassen, weil sie weiter auseinander stehen und bei 4 Mikrofonen das akustische Übersprechen größer ist als bei nur 3 (wegen des gegenseitigen Abstandes). Die Höhe für das Raummikrofon bringt nicht viel, sondern mach es eher umgekehrt und nimm nur 2...3 Meter Höhe, aber dafür die 5 Meter lieber als Abstand. Nimm für die Raummikrofone kleinmembranige
Druckempfänger (Kugelcharakteristik). Großmembranige Mikrofone bringen keine Verbesserung - schon gar nicht als Druckempfänger.
Unsicher bin ich mir bezüglich der Mikrofone. Ist es sinnvoll Richt-Mikros zu verwenden um so die einzelnen Stimmen klar aufnehmen zu können?
I.A. kann man für die oben erwähnten 3 Stützen Nieren nehmen, aber vorsichtig aufziehen, sonst verhunzt Du Dir den Raumklang wenn Du sie mit den Raummikrofonen mischst.
Wenn der Chor in der Kirche schon einen ausgewogenen Chorklang zustande bringt (was bei einen so kleinen Chor schwierig ist), würde ich sogar versuchen mit nur 2 Druckempfängern aufzunehmen. Setzt allerdings ein probieren mit dem Abstand voraus.
Kompressoren: Laß dieses Ding auf jeden Fall weg! Was soll das bringen? Ich habe in 38 Jahren Aufmahmepraxis noch kein einziges Mal einen Chor mit Kompressor aufgenommen und würde es auch nicht tun. Lasse Dich da nicht von ein paar übertriebenen Fans verleiten.
Mfg
Rainer