Hi.
Ich wollte nur einen kurzen Senf zu einem alten kontroversen Thema dazugeben:
Das leidige "muss ich Notenlesen?"-Thema.
Ich hatte mir ja erlaubt, in der depremierten Erwartung im Leben mit nichts anderem als Electronica und HipHop konfrontiert zu sein, zu behaupten, man müsse Noten ja gar nicht unbedingt sooo gut können. Es reicht ja auch so ne Art "Musikverständnis"...
Well. Damn You, klassische Musik! Du kriegst mich doch!
Heute ist meine allererste Partitur von der jungen Oper samt den Terminen für die Proben reingeflogen.
Die Leute dort hatten - ich hatte ja reaktionäre, gehörnte Bildungsdemonen im Frack erwartet - nicht die geringsten Probleme mit meinem Werdegang, waren nett und aufgeschlossen und haben direkt Vertrauen in mich gesetzt... Warum nur??
Ich habe jetz diese Partitur überflogen.... Mein Gott ich habe keine Ahnung was da drin steht!!! Ich kann vielleicht die Zauberflöte ein bisschen mitlesen, aber moderne Oper!! Ich bin im Ar**+ !
Die nächsten Wochen werd ich mit einem klaviervirtuosen Freund und etlichen Büchern, die er noch empfiehlt verbringen... Wünscht mir Glück
An alle selbsternannten "Tontechniker", die denken sie würden Noten eh nicht brauchen, weil die Deathmetalband die sie aufnehmen (hey ich habe nichts gegen die Musik von "virginslaughter troops of serious destroyance"... Die Jungs haben Ahnung von Schminke!) keine Noten braucht.....
Täuscht euch nicht.
Schafft euch Notenlesen drauf! Im ernst!
Es kann nicht schaden. Ausserdem - und das ist was schönes - werden die Jungs, die die Noten lesen können besser bezahlt (wieso hat mir das keiner früher gesagt ?!?), oder haben den besseren, lässigen job bei der Stadt!
Versuch mal im Deathmetalstudio per Betriebsratsbeschluss zu streiken..
Hurra für Noten!
Trällert.... Nikita
Glück auf
Ich hasse meine Ignoranz
Re: Ich hasse meine Ignoranz
Hallo Nikita,
ein paar Tipps.
1., Uebe Dich im Taktwechsel. Kannst zur Uebung auch Rhythmus klopfen. zB. 5/4 dann 9/8 dann 7/4 etc. Falls Takte ueberhaupt notiert sind... Bei den meisten modernen Werken ist Rhythmus das Um und Auf. Das wird fuer Dich beim Lesen das Wichtigste sein, damit Du nicht aussteigst! Tempowechsel mit Metronom ueben.
2., Buntstifte verwenden. Mach nach Moeglichkeit eine Privatkopie der Partitur. Setze Dich mit dem Dirigenten zusammen und trage das, was er in seiner Partitur farblich eingetragen hat, in Dein Exemplar ein. Das ist blosses Abmalen. Nicht nur seine Hinweise, wie er zu schlagen hat, koennen Dir beim Rhythmus hilfreich sein. Auch die Einsaetze (oftmals rot eingetragen) und die Dynamik (oftmals blau eingetragen) helfen Dir beim Erlernen weiter.
Gruss,
Mathematiker
ein paar Tipps.
1., Uebe Dich im Taktwechsel. Kannst zur Uebung auch Rhythmus klopfen. zB. 5/4 dann 9/8 dann 7/4 etc. Falls Takte ueberhaupt notiert sind... Bei den meisten modernen Werken ist Rhythmus das Um und Auf. Das wird fuer Dich beim Lesen das Wichtigste sein, damit Du nicht aussteigst! Tempowechsel mit Metronom ueben.
2., Buntstifte verwenden. Mach nach Moeglichkeit eine Privatkopie der Partitur. Setze Dich mit dem Dirigenten zusammen und trage das, was er in seiner Partitur farblich eingetragen hat, in Dein Exemplar ein. Das ist blosses Abmalen. Nicht nur seine Hinweise, wie er zu schlagen hat, koennen Dir beim Rhythmus hilfreich sein. Auch die Einsaetze (oftmals rot eingetragen) und die Dynamik (oftmals blau eingetragen) helfen Dir beim Erlernen weiter.
Gruss,
Mathematiker
Re: Ich hasse meine Ignoranz
Hey danke dir! Hilfreiche Antwort.
Ich werde das mit den Farben auf jeden Fall mal machen.
Da es aber ne Uraufführung ist, muss ich dann warscheinlich mit dem Komponisten reden, von dem krieg ich ja Vorab - Noten.... Ist das eigentlich üblich?
Lustigerweise kommt das Stück auf den ersten 40 Takten oder so ohne Taktart aus und danach sinds auch nur 4/8. Schließlich ists ja die junge Ope: Die Chöre sind Laien (Schüler von einem "Musikgymnasium").
Aber das Blatt enthält halt etliche Zeichen, die ich einfach nicht kannte und natürlich eine Flut an Pausenzeichen und Cresendi.
Am Anfang wird der Rythmus vom Atmen der Chöre (Wort wörtlich) vorgegen, später erst kommt langsam das Orchester hinzu. Dazu wird eine Szenen gestellt, in der zwei normale Schauspieler sprechen, nicht singen.
Ich glaub der Komponist hat einfach samt seinen Pausenzeichen das Problem den Sprechrhythmus in das Ensemble einzubetten.
Also für alle weiteren Tips wär ich irre dankbar.
Mach et juut
Nikita
Ich werde das mit den Farben auf jeden Fall mal machen.
Da es aber ne Uraufführung ist, muss ich dann warscheinlich mit dem Komponisten reden, von dem krieg ich ja Vorab - Noten.... Ist das eigentlich üblich?
Lustigerweise kommt das Stück auf den ersten 40 Takten oder so ohne Taktart aus und danach sinds auch nur 4/8. Schließlich ists ja die junge Ope: Die Chöre sind Laien (Schüler von einem "Musikgymnasium").
Aber das Blatt enthält halt etliche Zeichen, die ich einfach nicht kannte und natürlich eine Flut an Pausenzeichen und Cresendi.
Am Anfang wird der Rythmus vom Atmen der Chöre (Wort wörtlich) vorgegen, später erst kommt langsam das Orchester hinzu. Dazu wird eine Szenen gestellt, in der zwei normale Schauspieler sprechen, nicht singen.
Ich glaub der Komponist hat einfach samt seinen Pausenzeichen das Problem den Sprechrhythmus in das Ensemble einzubetten.
Also für alle weiteren Tips wär ich irre dankbar.
Mach et juut
Nikita
Re: Ich hasse meine Ignoranz
"Da es aber ne Uraufführung ist, muss ich dann warscheinlich mit dem Komponisten reden, von dem krieg ich ja Vorab - Noten.... Ist das eigentlich üblich?"
hm... naja
ohne Noten hätten's die Musiker und Sänger (grins!) schwer zu proben... natürlich gibt es auch vor der Uraufführung schon Noten (wenn auch selten vollständig und/oder fehlerfrei).
Tonzauber - einfach klassisch!
hm... naja

Tonzauber - einfach klassisch!
Re: Ich hasse meine Ignoranz
Wegen Rhythmus Übungen und Notenlesen:
Sehr extrem aber sehr gut/lehrreich fande ich immer die Patterns Series von Gary Chaffee. Insbesondere Rhythm and Meter Patterns ist super... für Schlagzeuger allerdings.
Grüsse, Leif
Sehr extrem aber sehr gut/lehrreich fande ich immer die Patterns Series von Gary Chaffee. Insbesondere Rhythm and Meter Patterns ist super... für Schlagzeuger allerdings.
Grüsse, Leif
Re: Ich hasse meine Ignoranz
Hallo,
es sollte schon so sein, das auch der "Tonmensch" ein Exemplar der jeweiligen Partitur erhält. Obwohl ich an unserem Konservatorium fast jedes Konzert aller 5 Orchester des Hauses seit Jahren aufnehme , muß ich jedesmal um Noten und Programmablauf betteln. Sei froh und mach Dir unbedingt eine eigene Arbeitskopie.
Viel Erfolg, viele Grüße
Torsten
conanima
es sollte schon so sein, das auch der "Tonmensch" ein Exemplar der jeweiligen Partitur erhält. Obwohl ich an unserem Konservatorium fast jedes Konzert aller 5 Orchester des Hauses seit Jahren aufnehme , muß ich jedesmal um Noten und Programmablauf betteln. Sei froh und mach Dir unbedingt eine eigene Arbeitskopie.
Viel Erfolg, viele Grüße
Torsten
conanima
Re: Ich hasse meine Ignoranz
Wenn's "nur" eine Konzertaufzeichnung ist, dann nimm Dir die Zeit, die letzten Proben bzw. mindestens die Generalprobe anzuschauen.
Dabei wirst Du zumindest die Stellen kennen lernen, die dem Dirigenten besonders wichtig sind und beim Mitlesen in der Partitur wirst Du dich zumindest an solchen "Schlüsselstellen" orientieren können.
Wesentlich schlimmer wäre eine Produktion, die ausgiebige Schnittarbeiten erfordert. Sollten jedoch aus zwei Konzertterminen eine Fassung zusammengeschnitten werden müssen, fällt Dir sicherlich kein Zacken aus der Krone, wenn Du den Komponisten oder den Dirigenten um Hilfe bittest.
So hinterläßt Du zumindest den Eindruck, daß man mit Dir trotz der (momentan) nicht ausreichenden Notenkenntnis gut zusammen arbeiten kann ...
Dabei wirst Du zumindest die Stellen kennen lernen, die dem Dirigenten besonders wichtig sind und beim Mitlesen in der Partitur wirst Du dich zumindest an solchen "Schlüsselstellen" orientieren können.
Wesentlich schlimmer wäre eine Produktion, die ausgiebige Schnittarbeiten erfordert. Sollten jedoch aus zwei Konzertterminen eine Fassung zusammengeschnitten werden müssen, fällt Dir sicherlich kein Zacken aus der Krone, wenn Du den Komponisten oder den Dirigenten um Hilfe bittest.
So hinterläßt Du zumindest den Eindruck, daß man mit Dir trotz der (momentan) nicht ausreichenden Notenkenntnis gut zusammen arbeiten kann ...
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 12 Gäste