Ich habe immer den Eindruck, manche Elektroniker im Audiobereich fürchten sich regelrecht vor dem Denken in Strömen und dem Arbeiten mit Induktivitäten... ging mir ja auch längere Zeit so...
Allerdings sehe ich das Problem eher beim Pin 1, den immer noch genug Hersteller an Signal-GND legen anstatt an's Chassis. Gegen solche Fehler helfen ja dann auch Übertrager nix; sobald es zu nennenswerten Erd-Ausgleichströmen über XLR-Shield kommt, zwischen mehreren verteilt schutzgeerdeten Geräten, brummt/brizelt es auch.
Zurück zur Themenfrage:
Wirklich erdfrei (aus Anwendersicht) ist ein Mic-In nur dann, wenn es keine oder nur extrem hochohmige Verbindung zu Schutzerde gibt, und zwar von allen Pins, incl. Masse. Dann können nur sehr kleine Berühr-Fehlerströme nach Erde fliessen, in einem Fehlerfall. Insofern ist z.B. ein kleines, ungeerdetes Setup aus Mixer und Recoder erdfrei. Sobald irgendwas mit Schutzerde dranhängt wie eine Endstufe, ist es nicht mehr erdfrei. Es gibt aber die Möglichkeit, Mic-Ins völlig erdfrei zu bauen, auch wenn das Pult irgendwie geerdet ist, dazu muss das Signal plus eine Phantomspeisung ohne Massebezug übertragen bzw. erzeugt werden. Das ganze natürlich trotzdem in einen Faradayschen Käfig gebaut, also XRL-Pin1 auf dem Submodul-Gehäuse liegend, das aber völlig floatend eingebaut ist. Ob es sowas serienmäßig gibt (evtl. als Splitter), weiss ich nicht. Notwendig würde es nur bei Anwendungen, wo strengen medizinischen Isolationsforschriften o.Ä. Folge geleistet werden muss.
Grüße, Klaus
Mikrofoneingang im Mischpult
Re: Mikrofoneingang im Mischpult
Hallo Klaus,
den Horror macher Elektroniker vor Induktivitäten kann ich nur bestätigen. Erst recht wenn der Begriff "Gegeninduktivität" auftaucht.
Wenn ich unsere Studenten nach dem Begriff "Gegeninduktivität" frage bekomme ich meist nur eine sehr verschwommene Antwort und wenn ich frage ob denn die Gegeninduktivität bei einem Trafo eine erwünschte oder unerwünschte Größe sei, dann kommt meist die Antwort: "unerwünschte Größe" die man vermeiden müsse.
Wenn man sich mal klar macht, daß die Reihenschaltung zweier gekoppelter Induktivitäten (ideale Kopplung vorausgesetzt) sich errechnet aus L1 + L2 + 2M, dann erkennt der mathematisch gebildete sofort, daß das "2M" nichts anderes ist als das "2 ab" in der binomischen Formel (a+b)² = a²+2ab+b². Und wenn man weiß, daß die Induktivitäten sich mit dem Quadrat der Windungszahlen ändern, dann erkennt man sofort in dem "a" und "b" in obiger Formel die Windungszahlen.
Diese Zusammenhänge - was ich als "Analogiedenken" bezeichne, erkennen viele Studenten nicht. Gerade das aber sollte ein Ingenieur beherrschen.
MfG
Rainer
den Horror macher Elektroniker vor Induktivitäten kann ich nur bestätigen. Erst recht wenn der Begriff "Gegeninduktivität" auftaucht.
Wenn ich unsere Studenten nach dem Begriff "Gegeninduktivität" frage bekomme ich meist nur eine sehr verschwommene Antwort und wenn ich frage ob denn die Gegeninduktivität bei einem Trafo eine erwünschte oder unerwünschte Größe sei, dann kommt meist die Antwort: "unerwünschte Größe" die man vermeiden müsse.
Wenn man sich mal klar macht, daß die Reihenschaltung zweier gekoppelter Induktivitäten (ideale Kopplung vorausgesetzt) sich errechnet aus L1 + L2 + 2M, dann erkennt der mathematisch gebildete sofort, daß das "2M" nichts anderes ist als das "2 ab" in der binomischen Formel (a+b)² = a²+2ab+b². Und wenn man weiß, daß die Induktivitäten sich mit dem Quadrat der Windungszahlen ändern, dann erkennt man sofort in dem "a" und "b" in obiger Formel die Windungszahlen.
Diese Zusammenhänge - was ich als "Analogiedenken" bezeichne, erkennen viele Studenten nicht. Gerade das aber sollte ein Ingenieur beherrschen.
MfG
Rainer
Re: Mikrofoneingang im Mischpult
Zu diesen unverstandenen Gegeninduktivitäten der Transformatoren oder Übertrager gehören auch die schwammigen Verständnisse der dort zu transformierenden Impedanzen.
Kunde zum Händler: Ich brauche einen 200-Ohm-Übertrager. Händler ich habe hier einen 1000-Ohm-Übertrager, der geht sicher auch.
Übermäßig beliebt sind bei Bastlern die 600-Ohm-Übertrager.
Der Unterschied zwischen Eingangsübertrager und Ausgangsübertrager ist auch selten klar.
http://www.roehrentechnik.de/html/nf-ubertrager.html
Kunde zum Händler: Ich brauche einen 200-Ohm-Übertrager. Händler ich habe hier einen 1000-Ohm-Übertrager, der geht sicher auch.
Übermäßig beliebt sind bei Bastlern die 600-Ohm-Übertrager.
Der Unterschied zwischen Eingangsübertrager und Ausgangsübertrager ist auch selten klar.
http://www.roehrentechnik.de/html/nf-ubertrager.html
Re: Mikrofoneingang im Mischpult
Hallo auch,
Selbst die größten Beschallungspulte (und da würde es wirklich Sinn machen) haben weder Eingangs- noch Ausgangsübertrager (!). Aus Kostengründen. Daneben gibt es auch so gut wie keine Kondensator-Mikros mehr mit Übertrager.Ja, das ist leider so. Ich meinte damit natürlich die gängigen Neugeräte.
Re: Mikrofoneingang im Mischpult
Hi,
es wäre zumindest schön, wenn es bei vielen neuen Pultmodellen die Möglichkeit gebeben würde, Übertrager nachzurüsten. Ich denke dabei an eine freigelassenen Platz auf der Eingangsplatine, wo man vor dem elektronisch symmetrierten Eingang noch ein Eingangs-Ü 1:1 vorschalten kann.
Ich habe neulich in einer Zweitschrift eine Unsymmetriedämpfungsmessung von einen sonst ganz ordentlichen Pult gesehen (Namen nenne ich nicht), und da frage ich mich wirklich, warum die Entwickler nicht zumindest größere Koppel-C's am Mikroeingang nehmen.
Viele Grüße
Holger
mobile Tonaufnahmen
es wäre zumindest schön, wenn es bei vielen neuen Pultmodellen die Möglichkeit gebeben würde, Übertrager nachzurüsten. Ich denke dabei an eine freigelassenen Platz auf der Eingangsplatine, wo man vor dem elektronisch symmetrierten Eingang noch ein Eingangs-Ü 1:1 vorschalten kann.
Ich habe neulich in einer Zweitschrift eine Unsymmetriedämpfungsmessung von einen sonst ganz ordentlichen Pult gesehen (Namen nenne ich nicht), und da frage ich mich wirklich, warum die Entwickler nicht zumindest größere Koppel-C's am Mikroeingang nehmen.
Viele Grüße
Holger
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