Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Hier finden sich die Beiträge aus über acht Jahren Tontechniker Forum !
Kontiki

Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Beitrag von Kontiki » Sa 26. Mai 2007, 11:17

Geschätzte Community,
vor einigen Wochen hatte ich einen Thread "Qualitativ kompromissloses Feldrecording" gepostet und umfangreich Antwort auf mein Anliegen erhalten. Danke allen an dieser Stellen nochmals.
Nun, die Situation hat sich mittlerweile etwas gewandelt. Vom Anspruch der "Kompromissliga" musste ich mich angesichts des damit verbundenen Preisniveaus eindeutig trennen. Meine Plan ist aktuell jener, mir einen Fostex FR2 LE zuzulegen (ich benötige weder Timecode noch Digitaleingang) dazu benötige ich nun ein für meine Zwecke passendes Mikrophon. Hier bitte ich euch nochmals um eine diesbezügliche Empfehlung, wenn man folgende Aufnahmesituation berücksichtigt:
Für eine Bestandserhebung zu regionaler Volksmusik sollen vokal Erzählungen, aber insbesondere mehrstimmiger Gesang (polyphon bis zu 4 Sängern), oftmals begleitet von (wenigen, nicht mehr als zwei gleichzeitig) akustischen Instrumenten (meistens Saiteninstrumente Geige, Gitarre, Zither, manchmal einer Trompete) für wissenschaftliche Zwecke aufgezeichnet und archiviert werden. Die Aufnahmesituation ist meistens jene, dass mehrere Menschen an einem Tisch sitzen, der Forscher mit seinem Aufnahmeequipment entsprechend Fragen stellt, bzw. zum Erzählen und Singen auffordert (Die Fragen des Forschers müssen nicht zwingend mit aufgezeichnet werden). Abstand zu den Audioquellen also in der Regel 80 bis 120 cm. Die Raumbeschaffenheit entspricht meist schlichten, unverkleideten Wohnstuben in alten Bauernhäusern, im Grunde also meist Innenaufnahmen. Aufnehmen möchte ich im Broadcast Wave Format 96kHz/24bit Stereo eben mit dem Fostex FR2 LE.
Folgende Prämissen sollten hinsichtlich des Mikrophons berücksichtigt werden:
- Transportfähigkeit für den mobilen Einsatz
- Möglichkeit zur Tischaufstellung
- So unaufdringlich wie möglich, um die Gesprächs/Gesangssituation
nicht übermäßig zu beeinflussen.
Im Grunde ist der gemeinsame Nenner also ein möglichst kompaktes System bei möglichst gutes Qualität.
Ich habe bisher drei Anfragen an Mikrohersteller gerichtet:
- Eine an Schoeps, die haben mir das MSTC64Ug Stereomikrofon empfohlen (also zwei Nieren), plus Tischständer T5 mit einer 100mm Stativstange STR100, plus zwei Besprechungsschutzen B5D, einem Stereokabel KS5U und einem Adapterkabel auf zwei XLR-Eingänge AKSU2U. Tolle Sache, leider auch der Preis, der mit jenseits der EUR 2000 eindeutig meinen finanziellen Rahmen sprengt.
- Sicher eine andere Liga, aber dennoch interessant klingt die Empfehlung von Beyerdynamics mit einem abgestimmten Paar MC930, Tischstativ und Stereoschiene um knappe EUR 700. Dies läge schon eher in meinem Bereich.
- Von Rode entweder das NT55 oder NT4 oder NT5 abgestimmtes Paar
Tja, nun bin ich Laie mit meiner Weisheit wieder soweit, dass ich mich vertrauensvoll an das Forum wende und euch um Empfehlung/Meinung zu dem Sachverhalt bitte:
Grundsätzlich wäre das Schoepssystem was die Kompaktheit (und sicher auch die Qualität betrifft) sehr vielversprechend, ist aber im Augenblick schlichtweg nicht leistbar. Gibt es ähnliche Kompaktsysteme in niedrigeren Preissegmenten? Falls nicht gibt, die Mikros müssen nicht hyperkompakt sein, sollen aber auch keinen Riesenaufbau darstellen, der die Aufnahmesituation zu sehr irritieren würde (es kostet ohnehin genügend Überzeugungsarbeit, diese Menschen überhaupt aufnehmen zu dürfen). Kurzum, die beste Kombination aus Kompaktheit, Qualität und Preis wär mein Wunschkandidat (Bitte keine Kommentare über eierlegende Wollmilchsäue - das ist mir sehr wohl bewusst, aber vom Idealsystem ausgehend kann man sich ja schrittweise wegbewegend entlanghanteln ;-)
Vielen Dank schon mal an die Experten,
Kontiki

Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Anzeige

SAM
Anzeige
 

Machiko

Großmütterchen ...

Beitrag von Machiko » Di 29. Mai 2007, 22:48

@GerhardS.
Also ich habe mein Großmütterchen mit dem Fieldrecorder aufgenommen, und es hat sehr wohl gereicht.
Habe ich nicht oft genug das File von meiner Großmutter im Forum verlinkt?

Liebe Grüße,
Machiko
Machiko

Ich würde das Geld für einen externen MVV sparen ...

Beitrag von Machiko » Mo 28. Mai 2007, 17:09

@GerhardS.
Der Fostex FR-2 LE dürfte alleine schon reichen. ;)
http://filmerforum.de/Forum2/viewtopic. ... 1931#41931

Liebe Grüße,
Machiko
Machiko

MBHO

Beitrag von Machiko » Sa 26. Mai 2007, 12:26

@Kontiki.
Wenn hervorragende Qualität zum günstigen Preis gefordert wird, dann würde ich MBHO nehmen. Erdie hatte mal ein System mit Wechselkapsel zum Besuch mitgebracht, und es war auf kurzer Distanz (die der von Dir erwähnten Distanz gleich kam) kein Unterschied zum Schoeps zu hören (und im Wave-File zu sehen).
(Vieleicht äußert er sich ja noch zu seinen hervorragenden Mikrofonen, die Deinen Vorstellungen von Preis/Leistung erheblich näher kommen. ;-)
http://mbho.de/t2.htm
Den einzigen Nachteil den ich bei den MBHOs sehe ist der Außendurchmesser. Der beträgt 21mm. Somit sind keine günstigen Windschütze von Rycote für Außenaufnahmen möglich (Schoeps 20mm und Neumann 22mm). Allerdings könnte man mit etwas handwerklichen Geschick die 20mm vom BabyballGAG erwerben und mir Schmirgelleinen dann auf 21mm weiten. Oder man preßt einmal das Mikrofon in den Babyball hinein, und läßt es darin. Das Mikrofon dürfte dann aber äußerst stramm drin sitzen. Aber die Wandstärke vom MBHO müßte das nach meiner einschätzung aushalten (bei Neumann hätte ich größere Bedenken).
Und für das Wechselkapselsystem gibt es dann auch noch Kugeln, diverse Nieren und eine Acht.
Liebe Grüße,
Machiko
Juppy

Nachtrag: Schärfe bei seitlich einfallendem Schall

Beitrag von Juppy » Mi 30. Mai 2007, 22:28

Bei Stöbern bin ich über das AKG perception 150 gestolpert. Das in dem Benutzerhandheft veröffentlichte Polardiagramm mag die "Schärfe" bei seitlich einfallendem Schall erklären:



Anleitungsheft AKG perception 150
leifislive

Nun ja, MBHO....

Beitrag von leifislive » So 27. Mai 2007, 19:37

Nun ja,
ich hatte sie auch die MBHO, und habe sie mittlerweile alle verkauft. Angefangen hatte es damit, dass ich beim Blech immer eine "Schärfe" gehört habe...
Ich habe daraufhin die gängigen SDC Mikro mir kommenlassen und "getestet". Was sich zeigte war, dass alle Mikros bis auf Schoeps und Neumann unter 90 Grad mehr oder minder deutlich eine Resonanz im hohen Mittenbereich haben. Ich denke dass ist der Grund, warum ich Neumann und Schoeps immer einen Tick "offener" im Klang finde. Gerade bei Blechbläsern....
Im Gearslutzforum habe ich die Files für Ride-Becken mit Nieten hochgeladen. Gerade Becken finde ich eignen sich sehr gut. Jeder File ist ein X vs. Schoeps mk4.
http://www.gearslutz.com/board/remote-p ... 5-mk4.html
Natürlich ist MBHO kein Mist, aber es stimmt einfach nicht, das MBHO Schoepsqualität zum halben Preis bietet. MBHO ist das preisgünstigste komplett Modulare System für das Geld was es kostet. Aber Schoeps ist dennoch einfach besser. Was los war, dass ihr keinen Unterschied feststellen konnte kann ich nicht nachvollziehen. Möglicherweise euer Geräusch und möglicherweise nicht off-axis. Keine Ahnung.
Grüsse
Leif
GerhardS

Re: @M. Hein

Beitrag von GerhardS » Sa 26. Mai 2007, 18:41

Lieber M. Hein,
die Idee mit den Übertragern ist ja nicht so schlecht...
aber: Phantomspeisung ?? Zusätzliches Gehäuse, Kabel, Steckverbindungen.
und: passen dann noch die Impedanzen? Wenn du Pech hast, ist dein ganzer 'Gewinn' wieder beim Teufel.
LG
Gerhard
Kontiki

Re: Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Beitrag von Kontiki » Sa 26. Mai 2007, 11:27

Zusatz zum Hauptthread: Ich habe bei den Rode Empfehlungen das kompakte NT6 vergessen, das wäre also auch ein Kandidat.
Holger

Re: Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Beitrag von Holger » Sa 26. Mai 2007, 11:41

Hi,
mit den Mikrofonen kann ich folgendes sagen: Sind Aufnahmen zur kommerziellen Veröffentlichung geplant, dan kommen zumindest beim Hauptmikrofon, was Deiner Zwei-Mikrofon-Applikation entspricht, nur die Absolute Spitzenklasse in Betracht. Dazu zählen Meiner Meinung nach Schoeps, Sennheiser MKH, DPA und Neumann KM.
Als Stützmikrofon (Klassik) ist "erlaubt", was den Klang der zu stützenden Stimme entgegenkommt. Hier muss es nicht unbedingt ein Mikrofon der abssoluten Spitzenklasse sein.
Hier tun auch gute Mikros der Mittel- bis Oberklasse einen guten Dienst. Neben den Rode NT5 und den Beyer MC 930 würde ich mich beim Mikrofonbau Haun, Microtech Gefell umsehen.
Günstige Mikrofone, die auch anzutesten Sind sind die Marshall MXL 603 als Stereopärchen, Kostenpunkt ca. 280?.
Als Stützen sind sie sehr gut zu gebrauchen. Oder ein Kleinmenbranpärchen von sE. Mit den MXL 603 und den sE 1A habe ich auch selber gearbeitet und kenne sie daher gut.
Auf jeden Fall würde ich von Grossmenbranmikros die Finger lassen wegen ihrer Färbung und mich auf die Kleinmenbraner konzentrieren. Alle Mikros, die ich aufgelistet habe, sind echte Kondensatoren.
Jedoch kann kommst Du um das Testen selber nicht herum. Ich weis auch nicht, was für Ansprüche an die wissenschaftlichen Aufnahmen gestellt werden.
Ein weiterer Aspekt ist die Phantomspeisung und der abgegebene Phantomspeisungsstrom, den das Gerät zu liefern vermag. Die MXL 603 reagieren z. B. auf eine bestimmte Welligkeit der Phantomspeisung empfindlicher als die Haun und Sennheiser MKHs.
Womit man auf jeden Fall aufpassen muss, sind Mikrofone von Earthworks, die eine Stromaufnahme von 10mA haben sollen, was dem Maximalwert des vom IRT 3/5 geforderten Phantomspeisungsstromes entspricht. Das ist meiner Meinung nach definitiv nichts für Batteriebetriebene Geräte.
Viel Erfolg !
Holger


mobile Tonaufnahmen
Holger

Re: Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Beitrag von Holger » Sa 26. Mai 2007, 11:55

Nachtrag:
Beyerdynamic hat auch eins bis zwei Stereomikrofon im Angebot. Das könnte für Dich auch eine alternative sein. Dito Sennheiser. Auf jeden Fall sind bei diesen Exemplaren aber die teueren Varianten zu wählen. Die günstigeren sind eher für Minidisc und MP3 gedacht.
Holger


mobile Tonaufnahmen
GerhardS

Re: Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Beitrag von GerhardS » Sa 26. Mai 2007, 12:52

Wenn ich mich recht erinnere, baut Haun (MBHO) auch ein von der Kapsel getrennten Impedanzwandler (648A ?)
Ist schön klein und alle Wechselkapseln aus dem MBHO Programm passen.
LG
Gerhard
Thilo

Re: Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Beitrag von Thilo » Sa 26. Mai 2007, 12:57

Hallo.
Ich denke nicht, dass Du unbedingt so tief in die Tasche greifen musst. Ich habe ähnliche Aufnahmen mit einem NT5 Stereopaar gemacht, welche mit Neumännern oder Sennheiser Mikrofonen sicher nicht besser geworden wären. Das Problem bei Aufnahmen wie Du sie vorhast ist, dass die Umgebungsgeräusche wie Straßenlärm, Kühlschränke oder andere Haushaltsgeräte (auch wenn sie nicht im selben Raum stehen), Nachbarn, allgemeine Unruhe im Raum usw. eigentlich immer so stark sind, dass die feinen Nuancen, die z.B ein MKH 40 von einem NT5 unterscheiden, wohl eher nicht ins Gewicht fallen. Wenn Du Gespräche aus 1-1,5 m aufzeichnen willst, solltest Du allerdings viel Wert auf hochwertige Preamps legen, da man diese bei leiseren Sprechern sehr weit aufreißen muss, was schnell zu übermäßigem Rauschen führen kann. Ich kenne die Fostex Preamps nicht, aber vielleicht hilft Dir ja der Ehrfahrungsbericht mit diesen Geräten weiter unten weiter. Ich bin aber der Meinung, dass Du gerade dieses in einem Vergleichstest selber herausfinden solltest. Du kennst Deinen Anspruch am besten. Was den Kompromis betrifft, der jetzt doch eingegangen werden soll, würde ich bezüglich der Batterieleistung überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, mit 96 kHz aufzunehmen. Sicherlich hat Dir irgendjemand gesagt, dass nur so wirklich authentische Aufnahmen zu machen sind, allerdings scheiden sich hier die Geister und ohne jetzt eine Grundsatzdiskussion lostreten zu wollen behaupte ich, dass 96 kHz für Deine Zwecke Quatsch sind.
Gruß Thilo
frieder

Re: Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Beitrag von frieder » Sa 26. Mai 2007, 13:08

Ich habe ähnliche Aufnahmen 2003 in Nepal gemacht, damals mit einem portablen Tascam DAT und einem Paar Neumann km 184. Die bekommst Du beim Ton Aldi als Paar mit Schiene, Windschutz und Holzkästchen für 1099 Euro. Und es ist ne Anschaffung fürs Leben....
Viel Spass bei Deinen Aufnahmen, Bartok ist ja seinerzeit auch in einer ähnlichen Mission unterwegs gewesen. Lass uns dochmal wissen, was daraus geworden ist.
Frieder



icke bei myspace
Kontiki

Re: Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Beitrag von Kontiki » Sa 26. Mai 2007, 13:15

Hallo Thilo,
danke für die Antwort. Kurzer Einwurf, woher die 96kHz kommen, nämlich als Idealrichtwertsvorgabe jener Institution, welches die Tonaufnahmen archivieren wird. Allerdings räumen die selber ein, dass gutes Equipment, entsprechende Aufnahmesituation die im Grunde eigentlichen Qualitätsfaktoren sind ... (also nicht zwingend 96 kHz - danke für den Hinweis).
Kontiki
M. Hein

Re: Fieldrecording revisited - Jetzt muss ich's nochmal wissen

Beitrag von M. Hein » Sa 26. Mai 2007, 13:27

Moin Kontiki,
ein Freund von mir macht fast nur Filmton bei allen möglichen Wetterlagen. Hier haben sich die Sennheiser MKH-Mikrofone bestens bewährt, weil sie aufgrund der verwendeten Hochfrequenzschaltung nicht so feuchtigkeitsempfindlich wie einige andere Kandidaten sind.
Mein tip zur nahezu Erhöhung der Eingangsempfindlichkeit lautet immer wieder: Eingangsübertrager 1:2 ... 1:3 vorschalten, funktioniert fast immer, nimmt keinen Platz weg & kostet weniger als eine gute Vorstufe.
Für einen Einsatz soweit weg von der Heimat würde ich nur Markenmikrofone von Sennheiser, Beyer, Neumann, Haun & Schoeps kaufen.
Gruß
M. Hein
Gesperrt
phpbb3 styles templates skins online demo

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 8 Gäste