Mozart Requiem

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Segovia
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Mozart Requiem

Beitrag von Segovia » Mi 4. Nov 2009, 13:52

Hallo Zusammen,

ich werde am Wochenende ein Konzert aufnehmen in dem unter anderem das Mozart Requiem gespielt wird.
Freue mich schon - ist eines meiner Lieblingsstücke.

Das Konzert ist in einer Kirche. Besetzung: 4 Gesangssolisten, Orchester und gemischter Chor (P.s. die Basso Continuo Stimmen werden auch vom Orchester gespielt). Genau in dieser Reihenfolge stehen die Musiker auch hintereinander.

Nun meine Frage: Hat jemand das schonmal aufgenommen? Ich muss mich wohl oder übel auf sehr wenig Zeit für Aufbau und Soundcheck einstellen. Einmal wegen dem Kirchenbetrieb und zudem wird auch die Bühne erst kurz vor der Generalprobe aufgebaut (die wiederum nur kurz vor dem Konzert stattfindet - alles am gleichen Tag).

Ich kann maximal 24 Spuren aufnehmen, werde mich aber wohl aufgrund der knappen Zeit auf deutlich weniger beschränken. Meine Idee war es bei Chor und Solisten weniger Kompromisse einzugehen als beim Orchester (das beim Requiem meines Erachtens eher begleitende Funktion hat). Also dem Chor 5 Mikrofone zu spendieren (je nach Aufstellung), den Solisten jeweils ein eigenes und beim Orchester mit Decca Tree, und vielleicht 3 bis 4 Stützen für Bässe, Holz und Pauken auszukommen. Das ganze wollte ich dann durch ein Groß AB ergänzen und evtl. zwei "Raummikrofone" hinterm Chor.

Natürlich werde ich erst am Konzerttag sehen, ob dieser grobe Plan wirklich schlau ist oder nicht. Aber vielleicht hat ja von Euch schon jemand Erfahrungen mit dem Requiem (oder ähnlichen Besetzungen) gemacht und hat ein paar Tipps oder Erfahrungsberichte, die mir zusätzlich helfen könnten.

Vielen Dank schonmal.
Gruß,
Lars
Zuletzt geändert von Segovia am Fr 6. Nov 2009, 11:58, insgesamt 1-mal geändert.

Mozart Requiem

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rosevalley
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Re: Mozard Requiem

Beitrag von rosevalley » Mi 4. Nov 2009, 14:22

Hallo Lars,

helfen kann ich dir leider nicht, weil ich noch nicht in der Größenordnung bzw. mit so der Besetzung aufnehmen konnte.
Aber ich wünsche dir viel Erfolg und einen kühlen Kopf im Aufbau-Stress, damit du deine Aufnahme zufriedenstellend über die Bühne bekommst.
Ich mag das Mozart Requiem auch sehr, und drücke dir deshalb die Daumen, dass alles klappt.

Nur als Anmerkung, weil du "Bässe" schriebst; Vermutlich kennst du das Prinzip schon, aber ich würde dich gerne darauf hinweise, dass Kontrabässe lieber nur ein Stützmikrofon bekommen. Eberhard (ebs) erläutert das in diesem Dokument sehr schön:
http://www.sengpielaudio.com/Unterschie ... tuetze.pdf

Also viel Erfolg, ;)

rosevalley
RainerG
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Re: Mozard Requiem

Beitrag von RainerG » Mi 4. Nov 2009, 14:55

Hallo Lars,


Ich habe das Werk schon mal aufgenommen, ist aber schon einige Jahre her. Grundsätzlich: Spendiere dem Chor durchaus 5 Mikrofone (irgendwo im Netz gibt es da von mir ein Artikel wo ich über Mikrofonierung von Choraufnahmen geschrieben habe) - bewährt hat sich da so eine "M-förmige" Anordnung und zwar 3 vor dem Chor und 2 über dem Chor über den Männerstimmen.
Ebenso 2 Mikrofone für die Solisten. Du brauchst nicht für jeden einzelnen Solisten ein Mikrofon - es genügen da 2 Stück vor den Solisten in ca. 1 Meter Abstand.
Das Orchester bzw. den Gesamtklang mit einer A/B-Anordnung fangen und Stützen in das Orchester. Wie schon Rosevaley sagt: Nur eine Stütze für die KB's. Die übrigen Stützen für die entfernteren Instrumente verwenden.
Den Rest nach Gehör!


MfG
Rainer
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rosevalley
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Re: Mozard Requiem

Beitrag von rosevalley » Mi 4. Nov 2009, 16:10

Hier ist das Skript zu finden, das Rainer über Chormikrofonierung schrieb:
http://web.archive.org/web/200509120753 ... tages6.htm
Und hier findest du noch Tipps zu Choraufnahmen aus Wolfgang Hoeg und Klaus Wagner, "Stereofonie-Aufnahmetechnik":
http://www.sengpielaudio.com/Choraufstellungen01.pdf
http://www.sengpielaudio.com/Choraufstellungen02.pdf

Viele Grüße,
rosevalley
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Re: Mozard Requiem

Beitrag von pkautzsch » Mi 4. Nov 2009, 16:46

Daß das Orchester "untergeordnet" sei, kann ich so nicht bestätigen. Insbesondere in den Solo-Stücken spielen v.a. die Holzbläser eine wichtige Rolle und interagieren sehr stark mit den Gesangsstimmen. V.a. die "Klarinette" (Bassett!) ist ja bei Mozart allgemein recht wichtig, und schon im Introitus ganz entscheidend. Das sollte nicht in einem allgemeinen Orchesterbrei untergehen.

Mit dem Decca-Tree kann man sehr vieles falsch machen. Nicht unbedingt die beste Wahl, wenn die Zeit knapp ist und die Akustik der Kirche mit Publikum sich doch möglicherweise stark von der einer leeren Kirche unterscheidet. Kennt man die Kirche in vollem Zustand, und ist sie dann nicht zu hallig, dann ist es kein Problem, ein Mozart-Rq. (live und ohne große Eingriffsmöglichkeiten - die Balance dem Ensemble überlassend) mit 8 bis 10 Mikrofonen aufzunehmen, wie ich es vor ein paar Jahren gemacht habe in einer größeren, aber recht trockenen Kirche mit 1,2 Sec. Nachhallzeit: AB mit Kugeln, zwei Nieren als Quasi-Flanken über den Streichern - allerdings durchaus die Bläser "mitnehmend", zwei breite Nieren überm Chor, zwei Solistenstützen, Kontrabass, Pauke. Wenn die Pauke günstig steht, braucht man sie in diesem Werk nicht unbedingt zu stützen, und die Flanken können je nach Orchestergröße evtl. auch entfallen (vielleicht zugunsten eines Center-Mikrofons über Mozarts Lieblingsinstrument).
Man kann dasselbe allerdings auch mit 32 Mikrofonen machen: Tree+Flanken+Zumisch-AB (zusammen 7x), 5x Chor, 9x Streicher (Kb. 1, alle anderen je 2), 4 Solisten, 3x Holz, 3x Blech, 1x Pauke. Da hat man dann viel mehr Arbeit, aber die volle Kontrolle... :lol:

Die Frage, ob die Aufnahme die räumliche Situation (Chor hinterm Orchester) widerspiegeln soll, oder ob sie Chor und Orchester gleichberechtigt "vorne" darstellen will, ist wohl eher eine ästhetische. Begründbar ist beides - ich persönlich tendiere bei so bekannten Texten eher dazu, den Chor räumlich entfernter darzustellen als das Orchester: Es handelt sich um EINE von VIELEN Vertonungen des Textes, und damit m.E. um die MUSIKALISCHE Sicht des Komponisten auf den Text. Die "Message" ist also bekannt, und es geht v.a. um die "Verpackung" derselben.
Anders mag das bei Kantaten oder Liedern aussehen, insbesondere wenn es sich um Neudichtungen auf bereits vorhandene Musik handelt (Bach war ja auch ein Recycling-Meister!) - oder wenn das Werk musikalisch nicht sooo viel hergibt, jedoch einen witzigen oder ergreifenden Text hat.
RainerG
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Re: Mozard Requiem

Beitrag von RainerG » Mi 4. Nov 2009, 20:53

Segovia hat geschrieben:Hallo.

Also wo ich mir hauptsächlich sorgen mache, ist die Trennung von Chor und Orchester. Ich befürchte, dass das Orchester relativ stark auf die Chormikrofone übersprechen wird? Und wenn ich dem durch nähere Mikrofonierung des Chores entgegen wirke , könnte der Chor "auseinanderbrechen" und dünn wirken. Hat jemand das Erfahrungswerte?
Und die zweite Sorge ist fast das Gegenteil: Ich befürchte, dass der Chor auf der Aufnahme zu sehr separiert wirken könnte, weil er tief im Altarraum steht und so vielleicht eine eigene Räumlichkeit entwickelt??? Orchester und Solisten erstrecken sich voraussichtlich bis weit vor den Altarraum. Ist die Sorge begründet?

Hallo Lars,


Das Übersprechen von Orchester auf die Chormikrofone ist nach meinen Erfahrungen nicht mal so problematisch, weil doch in den meisten Fällen die Chormikrofone vom Orchester weg zeigen bzw. weit genug entfernt sind.
Eher das umgekehrte ist hin und wieder der Fall, daß zuviel Chor über die hinteren Orchester-Stützmikrofone mitgenommen wird. In diesem Fall wende ich dann (wenn auch nur sehr ungern) eine relativ brutale Methode an: Die nahe beim Chor stehenden Orchesterstützen in Achtcharakteristik zu betreiben, wobei die Nullebene der Acht zum Chor hin zeigt.
Hat bis jetzt immer Wunder gewirkt!


MfG
Rainer
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Re: Mozart Requiem

Beitrag von Segovia » Mi 4. Nov 2009, 18:03

Hallo.
Danke schonmal für die vielen Tipps,
hier ist ja wieder richtig was los im Forum! Gefällt mir!

Bei den Kontrabässen stütze ich natürlich nur einen. Und die "M-Aufstellung" beim Chor war auch mein erster Gedanke (daher die angedachten 5 Mikrofone), so komme ich relativ nahe heran und habe hoffentlich nicht zu viel Übersprechung vom Orchester. Natürlich nur, wenn der Chor nicht von links nach rechts S-A-T-B- aufgestellt ist. Sons wird´s wohl was anderes. Mit "Holz" stützen meinte ich natürlich vornehmlich das Bassett-Horn (wenn es denn eins ist).

Also die Grundlagen sind mir schon klar, ich mache das ja auch nicht zum ersten mal. Nur in dieser Kombination - Chor, Orchester, Solisten - hatte ich bisher noch nicht, bzw. nur in kleinerem Rahmen.

Die Problematik des Decca sehe ich auch. Trotzdem will ich das eigentlich riskieren, eben weil ich hoffe, dass das Orchester durch die relativ nahen Mikrofone so etwas präsenter wird. Im Prinzip sehe ich das dann aber nicht als mein Hauptsystem an, sonder nur zum Zumischen, um bei Bedarf etwas mehr Präsens zu bekommen. Hauptsystem soll eine AB-Austellung mit ca. 1 Meter Basis (nach Gehör) und ca. 2-4 Meter vor dem Orchester (ebenfalls nach Gehör) werden. Und dann zusätzlich noch ein Groß AB (4-8 Meter Basis) hinter Orchester und Chor, falls der Kunde am Ende doch noch mehr Volumen möchte (mache ich mitlerweile sehr gerne - Tip kam glaube ich auch ursprünglich von der Sengpiel Seite).

Ich kenne die Kirche durch eine andere Aufnahme, das war allerdings nur Chor und Orgel. Im Prinzip ein recht angenehme Akustik, Kirchentypischer Nachhall aber nicht aufdringlich. Also nicht so problemtisch wie in manch anderer Kirche. Problematisch wird eher mein Abhörplatz. Ist zwar ein separater Raum, aber sehr hallig. Ich werde wohl oder übel viel über Kopfhörer machen müssen. Zum Glück ist ein Tag vorher bereits eine Probe in der Kirche (allerdings ohne Bühne). Da werde ich schonmal ein paar Testaufnahmen mit 2 bis 4 Mikrofonen in verschiedenen Aufstellungen machen und abends in meinem Studio auswerte.

Noch mal kurz zu den Solisten: 2 oder 4 Mikrofone ... werde ich auch vor Ort noch entscheiden können. Das ist ja relativ schnell aufgebaut. Kommt denke ich darauf an, wie sie letztlich stehen und wie homogen sie als Gruppe singen. Aber ihr habt schon recht, ich werde es erstmal mit zweien versuchen.

Also wo ich mir hauptsächlich sorgen mache, ist die Trennung von Chor und Orchester. Ich befürchte, dass das Orchester relativ stark auf die Chormikrofone übersprechen wird? Und wenn ich dem durch nähere Mikrofonierung des Chores entgegen wirke , könnte der Chor "auseinanderbrechen" und dünn wirken. Hat jemand das Erfahrungswerte?
Und die zweite Sorge ist fast das Gegenteil: Ich befürchte, dass der Chor auf der Aufnahme zu sehr separiert wirken könnte, weil er tief im Altarraum steht und so vielleicht eine eigene Räumlichkeit entwickelt??? Orchester und Solisten erstrecken sich voraussichtlich bis weit vor den Altarraum. Ist die Sorge begründet?

Wo ich schonmal dabei bin: Im selben Konzert wird auch eine Orgelkonzert von Haydn zu hören sein. Die Orgel steht rechts neben dem Orchester. Beim letzten Konzert habe ich die Orgel in dieser Kirche mit einer art ORTF Aufstellung allerdings übereinander und nicht nebeneinander und auf etwa 5 Meter Höhe gestützt. Das Volumen im Bassbereich kam dann aber hauptsächlich über das AB vom Chor. War OK - Kunde war sehr zufrieden. Aber ganz perfekt fand ich das noch nicht. Hat jemand da noch eine Idee was man mal ausprobieren könnte?

Gruß,
Lars
Zuletzt geändert von Segovia am Fr 6. Nov 2009, 12:02, insgesamt 1-mal geändert.
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