Hallo Zusammen.

Ich wollte fragen, wie man einen EQ am besten einsetzt, damit Dinge klingen, als ob sie von weiter hinten kommen.
Bei Musikproduktionen, zb. um eine Snare nach hinten zu verlagern ziehe ich etwas mehr im unteren Bereich weg und lass das Ganze durch einen Reverb laufen.

Jetzt bearbeite ich aber gerade einen Film und da kann nicht sehr viel mit Hall arbeiten.
Hat vielleicht jemand Tipps wie ich hier etwas entfernter klingen lassen kann?


LG Jim

Hi!
Mir fällt nur ein klares Beispiel ein, wo man diesen Effekt eindeutig identifizieren kann:
Kennst Du "wish you were here" von Pink Floyd?
In einem der Teile benutzen sie für die akustische Rhyhthmusgitarre am Anfang eine Art Lo-Fi-Filterung, d.H. es klingt ungefähr wie aus Volksempfänger.
Die Sologitarre (akustisch) setzt dann in "HiFi", aber sehr trocken ein.
Ich finde, für die damaligen Möglichkeiten wurde hier ohne großen Halleinsatz ein erstklassiger Hinten-Vorne Effekt erzielt.
Ob sich das allerdings auf eine Snare übertragen läßt - ich kanns kaum glauben.
Den Versuch könnte es immerhin Wert sein.
mdG, Mathias

So, jetzt nochmal die Details: Platte: "Wish you were here", Gruppe Pink Floyd,
Titel Nr.4: "Wish you were here",
http://www.musicload.de/pink-floyd/wish ... e/284462_4

Viel Spaß beim Hören (obwohl's vielleicht etwas kostet, das Hörbeispiel bei m.load steigt in der Mitte des Songs ein)!

Ich würde außerdem mal probieren, die Höhen mit einem Shelving-Filter abzusenken.
Zudem kannst du auch den Hall equalizen. Auch hier kann eine Höhenabsenkung den gewünschten Effekt erzielen.
Solltest du also doch Hall einsetzen kannst du auch mit mehreren Predelays arbeiten.
Je länger das Predelay, desto näher wirkt das Signal und umgekehrt.

Vielleicht solltest du auch nochmal im Filmer Forum unter dem Abschnitt "Ton" posten.
Da sind auch einige sehr fähige Menschen, die eventuell ein paar Kniffe verraten, wie sie bei einem solchen Vorhaben vorgehen.

Außen: High-Shelf ist prinzipiell die erste Wahl. Man ist manchmal erstaunt, wie tief die Einsatzfrequenz sein muß, damit der Entfernungseindruck entsteht. Auch die Tiefen kann man evtl. etwas absenken. Je nach Umgebung der Szene können evtl. leise kurze Echos (Häuser!) zu einem Entfernungseindruck beitragen - man denke an klare kalte Tage, wo man auf einem Feld sehr klar Echos vom nahen Dorf oder Waldrand hören kann.
Innen wird man in der Tat mit Hall arbeiten, hat aber meistens (zumindest auf dem Angelton) sowieso eher zu viel Hall als zu wenig.
Es geht auch nicht immer um "natürliche" = plausible Entfernungswirkung. Zuerst soll man verstehen, was die Leute sagen!
Stereo-Hall ist auch eher unüblich, wenns um "natürliche" = plausible Wirkung geht: Dialog kommt mono aus dem Center (egal ob O-Ton oder ADR). Ebenso auch wichtige Geräusche (Hard FX, Foley, viele SFX). Wenn nicht, muß man einen guten Grund dafür haben. Denn nur der Center führt auch auf den seitlichen Kinositzen noch zu einer Lokalisation "auf der Leinwand". Seltsam wäre, wenn die Tür in der Bildmitte zuknallt, und der rechts vorne sitzende Zuschauer hört die Tür von rechts.
Stereo sind Atmos, absichtlich auffällige Spezialeffekte, dramaturgische Überbetonung bestimmter Geräusche o.ä., subjektives Überempfinden eines Charakters in POVs, Rückblenden (Hall, Echos, wenns Klischee-Fernsehen sein soll...) und solche Dinge.