... naja ich denke die Musikbranche wird auf Dauer genauso wie das schon lange im Sport üblich ist auf Sponsoren angewiesen sein. Die "Nokia Night Of The Proms" gibt's ja schon länger und derartige Sachen werden in Zukunft immer häufiger kommen. Vielleicht sieht man bald auch Punkbands die von Warsteiner gesponsort werden und Metalbands die auf ihren Kutten die Aufnäher ihrer Sponsoren tragen (vielleicht von BeBe - für zarte Haut ). Mit der freien Meinungsäußerung und Systemkritik ist es dann natürlich passé !

Josch

Jörg, Dein Artikel kommt etliche Jahre zu spät. Die meisten Fragen haben sich von selbst beantwortet.
Nein, der Tod der Musikindustrie findet nicht statt, nur eine Schrumpfung und Wandlung, und nein, wir als Tontechniker sind davon nur mittelbar betroffen. Große Studios sterben, aber die Nachfrage nach bezahlbaren Dienstleistungen steigt eher, als das sie stagniert. Auch REM und Radiohead haben Tontechniker beschäftigt.
Das Konzert/Touring-Geschäft (und die Eintrittspreise) melden neue Rekorde, so dass speziell wir als Veranstaltungs(Ton-)techniker hier sogar besseren Zeiten entgegen sehen könnten.
Kurz: Es gibt keine pauschalen Auswirkungen auf die Tontechniker-Zunft, aber individuelle Chancen und Probleme.
Und zur Kernfrage: Auch in Zukunft wird man für Musik zahlen. Aber eben weniger für herkömmliche Tonträger und angemessenere Preise. Der Massenmarkt der Einheitsbrei (Teenie-)Musik wird sich allerdings dank File-Sharing und Dauerberieselung nicht wieder erholen. Und das ist gut so.

Gruß,

Christopher

Hey Christopher,

ich habe nicht vom "Tod der Musikindustrie" gesprochen, sondern (wie Du) von einem Wandel. Dieser Wandel kündigt sich schon länger an das ist sicherlich richtig, aber die Reichweite der Auswirkungen wird immer dramatischer. Vielleicht wird es keinen "Knall" geben aber zumindest tiefgreifende Veränderungen.

Die Live-Branche profitiert gerade etwas von diesem Trend, weil für Bands außer den Einnahmen aus dem Tourgeschäft wenig Einnahmequellen übrig geblieben sind. Aber auch hier werden die Gesetze der Marktwirtschaft greifen und wenn das Angebot steigt werden die Preise sinken müssen, was auch die Live-Techniker spüren werden. Also ich würde mir hier nicht zuviel Hoffnung machen, denn der Verbraucher wird für Konzerte nicht auf einmal mehr Geld ausgeben, nur weil das Angebot reichhaltiger wird.

Das Thema Filesharing allerdings als "Strafe" für den Einheitsbrei zu sehen finde ich interessant - das habe ich noch nie so gesehen, trifft aber irgendwo den Punkt. Von einem befreundeten Label im HipHop Bereich weis ich, daß sie in dieser Sparte wahnsinnig Probleme haben überhaupt noch CDs zu verkaufen, weil es für die Konsumenten "uncool" ist und nicht zum "Gangsta" Image paßt Sachen legal zu kaufen . Tja, das haben sich diese "Künstler" auch schön selbst eingebrockt ...

Joerg

Hallo Zusammen,

die Musikindustrie steht ja unweigerlich vor einem großen Wandel. Bands wie Radiohead oder REM veröffentlichten ihre neuesten Releases kostenlos im Internet zum download. Das natürlich sehr zur Freude der Fans aber ich frage mich wer dort noch Geld verdient ? Diese Praxis ist ein Schlag ins Gesicht für alle Labels und Vertriebe die somit obsolet werden. Die klassische Aufgabe vor allem von kleinen Labels junge Talente zu fördern kann so überhaupt nicht mehr wahrgenommen werden. Die CD-Verkäufe sind ja schon lange am Boden, aber zumindest "etwas" ging dort immer noch. Wenn das jetzt so Schule macht und der Distributionsweg an Labels und Vertrieben vorbeiläuft wäre das vielleicht noch verständlich, wenn dort wenigstens noch der Künstler selbst davon profitieren würde ... was ja bei einem kostenlosen download leider nicht der Fall ist.

Was habe ich kürzlich im Musiker Magazin gelesen: EMI will 1000 Stellen abbauen ... wie soll dort dann noch eine vernünftige Künstlerbetreuung möglich sein ? Dazu paßt dann auch die Klage eines deutschen Rappers, der jetzt drei Personen wegen illegalen filesharing verklagt: Dabei sind ein Rentner der noch nie was von dem "Künstler" gehört hat und eine Familie die zum Tatzeitpunkt nachweislich nicht zu Hause war ... ganz großes Kino !

Angefangen hat das alles sicherlich damals die Tatsache, daß die Computer CD-Rom kompatibel zur Audio-CD war und man für 90 Pfennige einfach eine Kopie ziehen konnte. Ich frage mich immer noch warum man nicht einfach die beiden Medien mechanisch inkompatibel gemacht hat ? Naja aber wahrscheinlich hätte das die Entwicklung nur verzögert, denn die "Erfindung" des MP3-Formates wäre sicherlich so oder so gekommen (ironischerweise auch noch mit staatlicher Förderung).

Wer von euch jetzt für die "deutsche Grammophon" produziert hat sicherlich (noch) nicht so die Probleme, aber für alle anderen kommen die "Einschläge" immer näher !

Was meint ihr dazu: Wer wird uns/euch in Zukunft bezahlen, wenn es keine Labels mehr gibt und nur noch kostenlose Musik Abnehmer findet ... ? Auf die Musiker/Bands selbst ist wohl nicht zu hoffen, denn deren Finanzdecke ist ja bekanntermaßen auch nicht gerade gut ... was bleibt dann noch !?

Joerg