Klassische Gitarre mit Großmembran

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PeGo

Klassische Gitarre mit Großmembran

Beitrag von PeGo » Di 25. Dez 2007, 10:54

Hallo,
ich würde gerne von euch wissen, welche Erfahrungen mit Großmembranmikros für die Aufnahme von klassischer Gitarre bestehen.
Ich habe mit einem Microtech Gefell UM70 / MV692 in Nierenstellung (gerichtet auf den 12. Bund, 30 cm Abstand) einen befriedigenden Klang erzielt, der mir deutlich besser gefällt, als der mit Neumann KM 140 / 185 oder Sennheiser MKH 40 / 50 erzielte. Besonders der Bass scheint mir mit dem Gefell klarer aufgelöst bzw. entspricht meinen Klangvorstellungen.
Gibt es von eurer Seite einen Tip, welche Mikros in der 1000 euro-Klasse ich noch alternativ ausprobieren könnte oder bin ich mit Gefell schon "gut bedient"?
Schon mal Danke, PeGo

Klassische Gitarre mit Großmembran

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Klose

Re: Klassische Gitarre mit Großmembran

Beitrag von Klose » Di 25. Dez 2007, 12:00

Wenn das gehobene Ziel ist, den schönen natürlichen akustischen Klang einer klassischen Gitarre in Stereo aufzunehmen, dann wirst du ohne Frage mindestens zwei Kleinmembranmikrofone mit der Charakteristik Kugel nehmen, die Mikrofone bestimmt nicht näher als 1 m zur Gitarre aufstellen und dir einen dazu passenden nicht zu trockenen Raum aussuchen. Als Mikrofone biteten sich beispielsweise dazu an: Neumann KM 83, KM 130, KM 183, Schoeps MK2S, MK2H, Sennheiser MKH 20, DPA 4006.
Wenn dir aber ein anderer geiler Wunschklang vorschwebt, dann probiere unterschiedliche Großmembranmikrofone mit der Richtcharakteristik Niere aus und gehe recht nah an die Gitarre ran und spiele damit einfach rum. Jeder Zentimeter Änderung bringt etwas Anderes im Klang. Gut ist, was dir klanglich gefällt. Die Geschmäcker sind dabei recht verschieden. Das UM70 / MV692 in Nierenstellung gefällt mir bei einer Gitarrenaufnahme nicht. Das will aber nichts heißen.
pkautzsch

Re: Klassische Gitarre mit Großmembran

Beitrag von pkautzsch » Di 25. Dez 2007, 22:36

Meine eigene klassische Gitarre, eher "gehobene Einsteigerklasse", habe ich einmal mit einem Oktava 219 wesentlich "teurer" und "größer" klingend aufgenommen. Das Mikrofon war allerdings etwa 2 Meter entfernt und etwa 1,8 Meter hoch aufgestellt.
An derselben Stelle stand auch ein AB aus zwei KM183, die als Referenz dienten und mich wesentlich weniger überzeugten.
Ein wirklich gutes Instrument klingt von sich aus schon sehr gut, wenn der Raum dazu paßt. Dann reicht tatsächlich ein AB mit guten Druckempfängern. Will oder muß man stützen, weil man vielleicht nicht so ideale Bedingungen (oder so ausgeprägten Starrsinn...) hat wie Kollege "Klose", scheint mir gerade für klassische Gitarre ein Großmembraner nicht ungeeignet. Ich würde dafür tendenziell eher ein "warm" und nicht zu höhenbetont klingendes Mikrofon wählen. Konkrete Typen kann und will ich gar nicht nennen, denn es kommt auch sehr auf das individuelle Instrument an.
BBlanco

Re: Klassische Gitarre mit Großmembran

Beitrag von BBlanco » Do 27. Dez 2007, 15:09

Hallo PeGo
Ich habe gute Ergebnisse mit dem Mikrofon AKG C414 B-ULS gemacht. Charakteristik auf Niere. Abstand ca. 40 cm. Die Achse vom Steg aus etwa 3cm nach unten und 10cm nach hinten auf den Korpus gerichtet. Der Klang war seidenweich und sehr voll. Die Korpusresonanz habe ich per EQ etwas rausgenommen. Obenrum kam keinerlei Schärfe auf, die Gitarre hat keine bissige Präsenz entwickelt. Der Attack kam ausgewogen. Würde ich jedesmal wieder so machen, wenn es keine Sologitarre sein soll. Jedoch ist diese Art nur für eine Gitarre zu empfehlen die in einem Mix steht.
der Gruss


http://www.bblanco.de
Lars

Re: Klassische Gitarre mit Großmembran

Beitrag von Lars » Do 27. Dez 2007, 15:12

Hallo.
Eine klassische Gitarre mikrofoniere ich grundsätzlich völlig anders als eine Stahlseiten-Gitarre. Meiner Erfahrung nach hat ein Mikrofon über dem Griffbrett da nicht viel Aussicht auf Erfolg. Allein schon wegen den Nebengeräuschen (Griffgeräusche, Anschlagsgeräusche, "Schnaufen" des Gitarristen). Bei Steelstrings ist das oft ein gewünschter Teil des Gesamtklanges, aber klassische Gitarristen üben manchmal Jahrzehnte um diese Nebengeräusch zu minimieren. Wobei ich hier von der echter klassischer Spielweise Rede nicht von Nylonstring Elementen in Rock/Pop (z.B. Eric Clapton).
Wenn Du unbedingt nah mikrofonieren willst/musst dann versuch mal das Mikro von unten leicht unterhalb vom Steg auf die Decke zu richten. So stütze ich fast immer klassische Gitarren. Hat einen erstaunlich ausgewogenen Klang und den Vorteil, dass die Anschlagsgeräusche stark reduziert sind. Außerdem ist dort viel Platz und kein Notenständer im Weg und das Mikro ist aus dem Blickfeld des Gitarristen (der dann möglicher Weise etwas freier und ungezwungener spielt). Ansonsten Stimmt schon die Einschätzung, die hier bereits beschrieben wurden: Guten Raum (Konzertsaal, Kirche etc.) anmieten und dann weiter weg mit den Mikrofonen.
Großmembran oder Kleinmembran ist in jedem Fall eine eher untergeordnete Frage. Beides kann gut funktionieren.
Gruß,
Lars
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