Phantomspeisung entfernen?

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Frank

Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von Frank » Do 17. Jan 2008, 21:20

Hallo,
gibt es eine Möglichkeit die aktivierte Phantomspeisung zu entfernen?
Ich habe ein Pult (Studer 169) bei welchem man nur global für alle 10 Kanäle
die Phantomspeisung aktivieren oder deaktivieren kann.
Nun benutze ich aber neben meinen Kondensator Mikrofonen auch von Zeit zu Zeit ein paar Bändchen Mikrofone, welche bekanntermaßen nicht viel von eingeschalteter Phantomspeisung halten.
Ist es möglich die Phantomspeisung gezielt auf einem Kanal zu "filtern", so dass sie zwar aktiviert ist, aber beim Mikrofon nicht mehr ankommt?
Eine passive Lösung (eine RC Lösung?) wäre schön. Natürlich sollte sie in keinster weise die Qualität beeinflussen.
Vielen Dank im voraus.
Frank

Phantomspeisung entfernen?

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Hans-Joachim

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von Hans-Joachim » Do 17. Jan 2008, 22:05

Lieber Frank,
die beim 169 vollständig DIN-kompatible Phantomspeisung kann keinem wirklich symmetrischen Mikrofon etwas anhaben. Nachdem Bändchenmikrofone grundsätzlich des Übertragers bedürfen, sollte es an der Symmetrie eigentlich am wenigsten hapern.
Andererseits ist es durchaus möglich, bei den Eingangsverstärkern 220/221 (o.ä.) des 169/269 die Phantomspeisung kanalweise abzuschalten. Die 48-V-Sammelschiene wird an PP2-1 eines jeden Mikrofoneingangskanales abgegriffen und an den Platinenpunkt 51 geführt wo -soweit ich mich noch erinnere- ein Verbindungsdrähtchen an den Platinenpunkt 124 geführt ist. Wenn man diese Verbindung unterbricht, ist der entsprechende Kanal phantomspannungsfrei. Weitere Maßnahmen sind nicht erforderlich, die Erdsymmetriequalitäten des Eingangs ändern sich durch die aufgetrennte Verbindung zur 48-V-Sammelschiene nicht.
Bei Verzicht auf den Phasentauschschalter kann man diesen ggflls. und reversibel für die Ein- und Ausschaltung des Phantomspeisespannung verwenden.
Hans-Joachim
Leslie

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von Leslie » Do 17. Jan 2008, 22:09

Nun benutze ich aber neben meinen Kondensator Mikrofonen auch von Zeit zu Zeit ein paar
Bändchen Mikrofone, welche bekanntermaßen nicht viel von eingeschalteter Phantomspeisung halten.
Das ist ein glattes Märchen und galt einmal vor 70 Jahren für die ersten Vintage-Bändchenmodelle; aber da gab es keine Phantomspeisung :-)
Siehe: http://www.digitalaudioservice.de/cms/s ... ribbonmics
Phantastic Phantom Myths - Images of smoke, fire and destruction.
Myth: 'Phantom power will destr-oy a ribbon microphone
'Fact: Not usually. Phantom power correctly applied does so evenly, so there is no net force on the ribbon.
Heute gilt das nicht mehr, steht da auch geschrieben. Die normale Phantomspannung von 48 Volt kommt überhaupt nicht in Verbindung mit dem Bändchen, bzw. dem eingebauten Übertrager des Mikrofons.
Aber einige Firmen und Instruktoren wollen sich wichtig machen und jagen dem Kunden Angst ein.
Lass die Phantomspeing an und alles ist gut.
Leslie
tom_a

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von tom_a » Do 17. Jan 2008, 22:10

Hallo Frank,
wenn Du vom Pult bis zum Mikrofon mit vollständig symetrischem Signalfluss arbeitest sollte sich die Phantomspannung ja sowieso auslöschen. Solange Du das Mikrofon nicht an oder absteckst während die Phantompower an ist "sollte theoretisch nichts passieren". Sollte und theoretisch ;-)
Ganz sicher bin ich mir da allerdings auch nicht (also praktisch), aber R oyer
schreibt auf ihrer Homepage dass ihre Mikrofone eigentlich keinen Schaden nehmen wenn wirklich eine symmetrische Phantomspannung am Mikrofon anliegt die sich vollständig auslöscht. Macht ja physikalisch auch Sinn. Die Frage ist halt nur ob Du das Risiko eingehen willst. Ich habs noch nicht probiert - mir wars auch immer zu gefährlich bei den R oyers.
Einen Filter der die Phantomspannung vor dem Mikrofon herausfiltert kenn ich nicht. Aber sollte doch recht einfach machbar sein oder? Evtl. ist die Signalführung nach dem Filter unsymetrisch aber doch physikalisch mit Übertrager oder ähnlichem Lösbar denke ich. Da müssten sich die Elektroniker mal einschalten.
nicht das was Du hören wolltest, aber evtl eine kleine Hilfe
bG, tom
Tobias

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von Tobias » Fr 18. Jan 2008, 00:32

Jeweils ein Kondensator in jeder Signalleitung trennt die Gleichspannung ab.
Wenn Du Elkos oder eine Paralellschaltung von Elko und Folienkondensator benutzt (ist nicht nötig!?), muß der Plusanschluß der Elkos ans Mischpult und der Minusanschluß an die Signalquelle.
Beim Einschalten fließt durch den noch ungeladenen Kondensator für kurze Zeit Strom. Wenn eine empfindliche Schaltung geschützt werden muß, mußt Du noch jeweils eine Z-Diode (z.B. 3,3 V) vom Minusanschluß jedes Elkos nach Masse schalten. Die Anoden der Z-Dioden gehören an Masse, die Kathoden an die Minusanschlüsse der Elkos.
Tonmaus

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von Tonmaus » Fr 18. Jan 2008, 10:51

Hallo Hans-Joachim,
Die Phantomspeisung ist nur im angeschalteten Zustand symmetrisch. Wenn es irgend welche Zustandwechsel gibt müssen diese nicht unbedingt zu symmtrischen Potentialänderungen führen. Resultat ist, dass ein Strom durch das Bändchen fließt, und es sich in Metalldampf auflöst. Daher sollte man bei Bändchenmikrofonen die Phantomspeisung abdrehen.
Grüße,
Tonmaus
mikroguenni

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von mikroguenni » Fr 18. Jan 2008, 14:13

Moin,
Das genannte Mischpult hat (falls ich mich nicht täusche) einen trafosymmetrischen Eingang. Die Phantomspeisung wird also beim Eingangsübertrager primärseitig eingekoppelt, sehr wahrscheinlich über einen Mittelabgriff. Da müßte dann ein Widerstand mit 3.4 k sitzen, den brauchst Du nur auszubauen oder abzwicken.
mikroguenni

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von mikroguenni » Fr 18. Jan 2008, 14:40

Habe gerade mal das Blockschaltbild heruntergeladen. Es ist tatsächlich ein Widerstand am Mittelabgriff des Eingangsübertragers. Der müßte sich für einen halbwegs vernünftigen Techniker leicht finden und außer Betrieb nehmen lassen.
Download: http://www.studerundrevox.de/download-c ... 4cbd1e4dec
Info zu Bändchenmikrofonen und Phantomspeisung. Bändchenmikrofone sind normalerweise symmetrisch beschaltet und eine Phantomspeisung kann keinen Schaden anrichten, weder im Betrieb noch beim Ein- oder Ausschalten.
Ein Kabel mit einem Schluß nach Masse macht das Mikrofon jedoch unsymmetrisch. Dann läuft der Phantom Speisestrom über den Bändchenübertrager des Mikrofons. Dieser Übertrager tranformiert die Ausgangsspannung des Bändchens herauf, gleichzeitig den Strom des Bändchen herunter. Umgekehrt betrieben wird der Speisestrom der Phantomspeisung herauftransformiert. Zusammen mit dem starken Magnetfeld des Bänchenmikrofons entsteht eine sehr große Kraft, welche zum Abreißen des Bändchens führt.
Gruß Mikroguenni
hafi69

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von hafi69 » Fr 18. Jan 2008, 16:15

Aber doch nur dann, wenn es keinen Übertrager gäbe...?
Hans-Joachim

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von Hans-Joachim » Fr 18. Jan 2008, 17:18

Dem ist vom Standpunkt des 169/269-Kenners schlicht zu widersprechen, denn ich bin temporibus illis jahrelang mit einem 269 durch die Lande gefahren, habe das Pult nachhaltig modifiziert und sitze infolgedessen 'da' noch immer drin, wie wenn es meine Heimat wäre. Dabei ist mein Pult seit 1997 gestohlen.
Die Speiseweiche besteht aus R97 und R98 zu jeweils 6k8, bitte um Vergebung.
Lediglich ein bestimmter Talkbackeinschub (Typ 169.607), den ich nicht besaß, erhielt seitens der Konstruktion eine Speisung über die beim NTM4 -dieser ursprünglich im Werk Mollis gefertigte Übertrager wird noch heute von Neutrik hergestellt- vorhandene Mittenanzapfung nebst 3k3-Vorwiderstand. Doch davon ist hier nicht die Rede.
Nachdem der komplette 169-Ordner bei Studer, Schweiz auf dem Server steht, sollte man vielleicht erst einmal sauber recherchieren, um danach die mehr oder minder großartigen Vorschläge zu entwickeln. Namentlich dann, wenn die wesentlichen Dinge im Diskussionsverlauf bereits en detail zugänglich sind.
Ich bin diesbezüglich allerdings auch nicht ganz schuldfrei, denn die von mir unten namhaft gemachte Verbindung zwischen Platinenpunkt 51 und 124 ist gedruckt, die ebenfalls angesprochene Drahtbrücke liegt dahinter. Trennt man diese auf und setzt an ihre Stelle einen Schalter, kann die Phantomspeisung problemlos kanalweise abgeschaltet werden.
Hans-Joachim
Frank

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von Frank » Fr 18. Jan 2008, 19:00

Hallo,
ich kenne mein 169 mittlerweile auch ziemlich gut.
Über die Umfunktionierung des Phasenumkehr Schalters dachte ich auch bereits nach,
habe mich aber dagegen entschieden. Ich brauche ihn doch zu häufig.
Ich suche eine "externe" Lösung. Eine Art "Filter" Adapter...
Viele Grüße
Frank
Frank

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von Frank » Fr 18. Jan 2008, 19:04

Hallo,
da die Meinungen ja nun auseinander gehen, ob Phantomspeisung nun schädlich sein kann oder nicht, gehe ich den sicheren Weg und plane weiter diese separat abzuschalten bzw. zu filtern.
Welchen Elkowert würdest du empfehlen und warum? (man will ja schließlich wissen, warum man es macht..:-) )
Viele Grüße
Frank
Hase

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von Hase » Fr 18. Jan 2008, 20:50

Höre auf mit dem Pipifax von Elkos in den Mikrofonzuleitungen, um angeblich die Gleichspannung von deinem Bändchenmikrofon abhalten zu müssen. Dort ist keine Gleichspannung. Ich benutze seit über 30 Jahren die Coles 4038 Bändchenmikrofone wie der englische Rundfunk BBC immer mit eingeschalteter Phantomspeiszung.
http://www.wesdooley.com/aea/Coles_Microphones.html
Nie gab es deswegen ein Problem.
Du hast zu viel unnötige Angst. Stecke deine Bändchenmikrofone in den Mikrofonstecker und gut isses. Vergiss die Phantomspannung, die gar nicht an das Bändchen kommt.
Ein alter Hase.
Frank

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von Frank » Fr 18. Jan 2008, 21:32

Hallo mein alter Hase,
ich werde das nun tun. Und wenn mein Bändchen kaputt geht,
faltest du mir ein neues!...:-)
Na, gut. Überzeugt.
Viele Grüße
Frank
pkautzsch

Re: Phantomspeisung entfernen?

Beitrag von pkautzsch » Fr 18. Jan 2008, 22:32

Zitat Mikroguenni: ""Info zu Bändchenmikrofonen und Phantomspeisung. Bändchenmikrofone sind normalerweise symmetrisch beschaltet und eine Phantomspeisung kann keinen Schaden anrichten, weder im Betrieb noch beim Ein- oder Ausschalten.
Ein Kabel mit einem Schluß nach Masse macht das Mikrofon jedoch unsymmetrisch. Dann läuft der Phantom Speisestrom über den Bändchenübertrager des Mikrofons. (...)""
Und genau dieser Schluß nach Masse passiert kurzfristig (aber eben lang genug), wenn man die phantomgespeisten Mikrofoneingänge des Pultes an einer (Klinken- oder TT-) Patchbay hat und dort das von der Stagebox kommende Mikrofonsignal auf einen Pult-Eingang "patcht".
Läßt sich einfach vermeiden:
- nicht über die Patchbay gehen
- oder Phantomspeisung vor dem Stecken ausschalten
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