Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

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Fricke

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Fricke » Di 11. Sep 2007, 07:57

Die Frage des Posters hieß: Ich suche ein Buch oder eine Webseite in der die generelle Mikrofonierung (mit Mikrofonbeispielen) angeführt wird.
Die ordentliche Antwort mit wichtiger Rückfrage von Kirchner war:
... und bei welcher Art von Musik, Sprache oder Geräusch liegt dein Hauptinteresse?
Dann kann man sicher gezielter anworten. Das Gebiet der mikrofonierenswerten Tontechnik ist nämlich unheimlich groß. Möchtest du Außenaufnahmen mit Windschutz machen? Sollen das Akustikaufnahmen in "schönen" Räumen sein? Willst du vielleicht Tonaufnahmen zum Film machen oder deine Gitarre im Wohnzimmer aufnehmen? Bei jeder Richtung gibt es ganz spezielle Besonderheiten zu beachten.
Meine Antwort: Eine generelle Mikrofonierung gibt es nicht und kann es nicht geben - auch nicht mit generellen Mikrofonbeispielen.
Was will der Poster der Urfrage denn nun speziell aufnehmen?

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

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Rainer

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Rainer » Di 11. Sep 2007, 09:04

Wirklich "irre" ist Deine Arroganz, mit der Du uns unterstellst, daß wir keine Ahnung hätten, daß wir Minderwertigkeitskomplexe hätten oder Angst vor Newcomern.
Wenn Du uns schon unterstellst wir hätten keine Ahnung und dies mit dem Satz "(was aus Euren Antworten in Bezug auf entsprechende Mikrofon-Literatur eindeutig hervorgeht)" begründest, dann nenne DU doch bitte geeignete Literatur. Aber allem Anschein nach hast auch Du keine Ahnung davon. Ich hasse diese ewige Herumgemotze selbsternannter Schulmeister.
Ich habe mir die Frage des Threadstarters nochmal durchgelesen. Man weiß wirklich nicht was er denn aufnehmen will. Die Aufnahmetechniken von Klassik, Pop, Techno, Jazz etc. sind so grundverschieden, daß es keine Literatur über entsprechende Mikrofonierung geben kann. Wenn nicht einmal das daraus hervorgeht, was soll man denn da empfehlen.
Du vergißt anscheinend, daß wir alle man Newcomer waren - auch DU. Ich habe 1970 damit angefangen und ähnlich wie der Threadstarter Literatur über Mikrofonierung gesucht und ich habe sehr schnell gemerkt, daß diese Suche völlig unsinnig ist und die gefundene Literatur (siehe mein Posting von Gestern) völlig Tinnef und kalter Kaffee ist.
Die einzig sinnvolle Vorgehensweise ist die, daß man sich zunächst erst mal die physikalischen Grundlagen der (Elektro)akustik einverleibt, damit man weiß, wie ein Mikrofon aufgebaut ist und wie es funktioniert, was es kann und was nicht. Sodann befasse man sich mit musikalischer Akustik um die Musikinstrumente kennen zu lernen wie sie klingen und wie deren Abstrahlcharakteristik ist. Wenn man darüber bescheid weiß, kann man sich gewisse "Herleitungen" machen wie man ein Mikrofon am besten aufstellt unter gleichzeitigem Hinhören, korrigieren und wieder hinhören.
Mikrofonierung lernt man nicht aus Lehrbüchern, sondern man muß sie sich erarbeiten. Das aber begreifen viele Anfänger einfach noch nicht.
Ich habe es bei Aufnahmen hin und wieder mal erlebt wo einer der ausführenden Musiker sagte: "Wir haben schon einige Aufnahmen machen lassen - jeder macht es anders!". Das heißt: Es gibt kein Universalrezept für Mikrofonierungen für gute Aufnahmen. Das müssen Anfänger einfach mal zur Kenntnis nehmen.
Ich habe schon über 100 Aufnahmen in ein und der selben Örtlichkeit gemacht, mit den verschiedensten Ensembles - jedesmal ist die Situation anders und man kann nicht einfach ein Schema einer Mikrofonaufstellung von einer auf die andere Situation übertragen. Wer das begriffen hat, wird gar nicht erst auf die Idee kommen nach entsprechenden Fachbüchern über Mikrofonaufstellung zu suchen.
Als Anfänger sollte man klein anfangen und nicht gleich nach den Sternen greifen.
Anfänger neigen nämlich nur allzuoft dazu, die professionellen Klangbilder des Rundfunks, der etablierten Studios und der phonografischen Industrie nachzuahmen. Leider müssen sie dann erst im nachhinein feststellen, daß dies ihre Möglichkeiten weit übersteigt, sowohl finanziell als auch von der Fachkenntnis her. Beispiele habe ich auf Tonträgern schon oft genug gehört.

Ich habe in einem älteren Thread eine Mikrofonanordnung einer Aufnahme der Stadtkapelle Friedberg (Hessen) beschrieben (siehe Link). Das Bild der Mikrofonaufstellung ist nur als EIN Beispiel gedacht und nicht zur sturen Nachahmung. Wer das stur nachahmt, wird mit Sicherheit ein anderes Ergebnis erhalten wie ich damals, denn es kommt nicht nur auf die Mikrofonpositionen an, sondern auch auf die Raumakustik, auf die Musiker und auf den persönlichen Geschmack des Aufnehmenden.

MfG
Rainer

Aufnahme einer Blaskapelle
Juppy

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Juppy » Di 11. Sep 2007, 13:24

Diese Kochbuchrezepte haben vor allem den Nachteil, daß sie offensichtlich von Idealinstrumenten unter Idealbedingungen ausgehen und dabei meist sehr oberflächlich bleiben.
Manche Rezepte mögen für Experimente eine gute Ausgangsbasis sein - gehen aber am Alltag vorbei:
Nehme ich einen Flügel auf, muß mir auch der Kontext klar sein:
Ist es ein Soloinstrument, dient er zur Liedbegleitung oder ist er im Kammerensemble ein eigenständiges Instrument/Stimme oder erfüllt er "nur" eine Begleitfunktion?
Was für eine Musik wird überhaupt aufgenommen? "Modern" oder "verstaubte Klassik" - oder völlig anders: Jazz?
Gestern hatte ich eine Aufnahme in einem Kulturforum mit einem alten, aber gut gewarteten Steinway B - und er klingt auf der Aufnahme mit 5 Mikrofonen wie ein großer Konzertflügel.
Heute ist in der Stadtbücherei eine Liedermatineee mit einem furchtbaren, knallendem und "holzig" klingenden Schimmel - hier hilft die Mikrofonierung von gestern gar nichts; dafür ist "akustische Schadensbegrenzung" gefordert und die richtige Anpassung an den Solisten.
Und morgen ist ein Konzertmitschnitt in einem akustisch guten Raum mit tollem Flügel - hier paßt und reicht ein KFM6 ...
Gerade die Aufnahme von Flügeln ist ein ungeheuer komplexes Gebiet, bei dem nur Erfahrungen helfen, um zu wissen, welche Mikrofonaufstellung zu welchem Ergebnis führen _kann_.
Wer sich die 3 Seiten zum Thema "Flügelaufnahme" bei Sengpiel anschaut, findet völlig unterschiedliche Mikrofonierungen. Bei einigen ist mein erster Gedanke "Oh Gott! - Das kann doch nichts geben!". Und trotzdem können gerade diese Aufstellungen in dem gegebenen Umfeld und unter Berücksichtigung der Ziele und klanglichen Vorstellungen genau die richtigen Ergebnisse liefern - und die Tontechniker werden sich sicherlich etwas bei ihren Aufbauten gedacht haben.
(Können Tontechniker überhaupt denken?) :-;
Und auch bei "einfacheren" Instrumenten kommt man manchmal nicht umhin, vor Ort durch Verrücken der Mikrofone die beste Klangbalance zu finden. Ich nenne das den "Kampf um cm" ...
pkautzsch

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von pkautzsch » Di 11. Sep 2007, 21:15

...wobei auch da Achten helfen, wenn man die unempfindliche Seite zu den Bläsern ausrichtet.
Achten sind überhaupt was Tolles gegen laute Instrumente(ngruppen). Das funktioniert genauso mit Baßposaune neben Schlagzeug.
Wolfgang

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Wolfgang » Mi 12. Sep 2007, 12:35

"Keines der 4 Bücher hat mir irgenwas genutzt, da ich festgestellt habe, daß die Mikrofonanordnungen die ich mir im Laufe der Jahre aufgrund meiner theoretischen Kenntnisse über Mikrofone und Akustik, meiner Hörerfahrung und durch Experiment erarbeitet habe weitestgehend mit denen in den o.g. Büchern übereinstimmen."
Übereinstimmen? oder "Nicht übereinstimmen"
Falls a) dann wären die Bücher für Anfänger doch sehr hilfreich, oder?
Rainer

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Rainer » Mi 12. Sep 2007, 13:00

Ob Übereinstimmung oder nicht - es nutzt dem Anfänger nichts, weil jede Aufnahmesituation anders ist und eine sture Nachahmung daher keinen Sinn macht. Ich habe übrigens noch das kleine Wörtchen "weitestgehend" eingefügt, womit ich sagen will, daß keineswegs alles was dort geschrieben steht, sich mit meinen Erfahrungen 1:1 deckt.
Ich habe ja auch darauf hingewiesen im Posting "typische Anfängerfehler", daß es nicht sinnvoll ist, gleich sich mit großen Sachen zu befassen, sondern man muß erst einmal klein anfangen und sich systematisch hineinarbeiten.
Wer als Anfänger gleich ein großes Sinfonieorchester - möglichst noch mit Chor (so a la Beethovens 9. Sinfonie) aufnehmen will, wird totsicher Schiffbruch erleiden.
Wenn ich mir heute meine ersten Oratorienaufnahmen von vor 30 - 37 Jahren anhöre, dann höre ich erst mal richtig, wie schlecht meine Aufnahmen damals waren. Und sie wären nicht besser gewesen, wenn ich den "Jecklin" oder die anderen Bücher vorher studiert hätte. Ich habe einige Jahre gebraucht um auf die Qualtität zu kommen, wie ich sie heute meinen Kunden anbieten kann.
Es ist bei weitem nicht nur die Mikrofonaufstellung und -anordnung allein, sondern in hohem Maße die Fähigkeit der gehörmäßigen Beurteilung der Klangbilder um zu einem guten Mix und damit zu einer guten Aufnahme zu kommen.
Der Anfänger muß einfach hören lernen, aus seinen Fehlern lernen (die man einfach mal machen muß!) und nicht einfach Rezepte nachkochen. Wie beim Schach: Auswendig gelernte Eröffnungszugfolgen - und wehe der Gegner macht einen anderen Zug als in der Theorie und die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
Eine Rezeptbuchmikrofonaufstellung auswendig gelernt - und wehe die Saalakustik ist anders oder die Musiker sitzen anders und die Katastrophe nimmt ebenfalls ihren Lauf.
Wie oft sehe ich es bei unseren Studenten: Die wollen gleich große Spielfilme drehen - möglichst noch in 7.1-Surrond-Ton - und wissen nicht mal wie man ein Mikrofon bei einem Interview hält und was am besten dafür geeignet ist oder haben einfach noch kein Gefühl für Bildgestaltung und hören nicht, ob sie mit dem kamerainternen Mikrofon aufgenommen haben oder mit einem externen Mikrofon. Habe ich alles schon erlebt und erlebe es in jedem Semester aufs neue.
Einfach jemand eine Mikrofonaufstellung zu nennen ohne daß der Betreffende den Sinn weiß WARUM es so und nicht anders gemacht wurde, davon halte ich nichts.

Grüße
Rainer
Juppy

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Juppy » Mi 12. Sep 2007, 14:36

... dem ist wenig hinzu zu fügen ...
Ich habe Verständnis dafür, daß ein Anfänger auch gerne "große Sachen" ausprobieren und deshalb "in die vollen gehen" möchte. Aber einen Gefallen tut er sich damit nicht.
Viel mehr wird er erreichen, wenn er mit "Dokumentationen" bei einfacher Technik anfängt und im Laufe der Zeit in kleinen Schritten den Aufwand erhöht und zu beherrschen lernt. Wer glaubt, mit 20 Kanälen anfangen zu können, ist zwangsläufig überfordert. Mit der "passenden" Stereoanodnung hätte er jedoch vielleicht eine annehmbare Aufnahme hinbekommen.
Und leider ist - auch bei einer Zusammenarbeit mit Laienensembles - keine Zeit gegeben, 'zig Mikrofonstellproben und -umbauten durchzuführen. Die Musiker fühlen sich durch den herumkletternden Toni belästigt und das musikalische Ergebnis wird ob der sich einstellenden Ermüdungserscheinungen zwangsläufig beeinträchtigt.
Als ich angefangen habe, selber auch Konzertbeschallungen zu machen, ist mir selber aufgefallen, wie ungenügend meine Abmischungen waren - trotz minimaler Besetzungen. Erst bei dem fünften Konzert hatte ich das Gefühl, ein Ergebnis zu erreichen, das für mich als Publikum zumutbar (!) wäre. Bis ich dann auch im Beschallungsbereich "gut" wurde, hat es bestimmt 20 Konzerte gebraucht. Und ich werde noch heute keine Aufträge in Größenordnungen annehmen, wo Big Bands o.ä. vor über 1000 Zuhörern spielen.
MA

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von MA » Mi 12. Sep 2007, 20:15

Jeder fängt 'mal an und hat das Recht, sich an die Materie heranzutasten und sich einen Überblick der wichtigsten Mikrofonierungstechniken zu verschaffen. Ein wichtiges Hilfsmittel ist Literatur.
Das ist doch die Frage, oder ?
Deshalb möchte ich darauf verzichten, die höchst anfechtbaren und überheblichen Statements von Rainer auseinanderzunehmen.
Ich halte die Bücher von Bartlett, Stereo Microphone Techniques, Dickreiter, Mikrofon-Aufnahme, die bereits zitierte Abhandlung von Jecklin ( vergriffen ), die verdienstvollen Einzelkapitel von ebs und die interaktive Spielerei von Hauptmikrofon.de
für sehr nützlich und auch empfehlenswert.
Man muß kein Anfänger sein, um schlechte Aufnahmen zu produzieren. Ein nicht unerheblicher Teil des Klassikkataloges ist grottenschlecht gemacht z.B. deutlich wahrnehmbarer Kunsthall, vom Kompressor ruinierter Streicherklang etc. ) ! Ich habe jetzt erst wieder eine Aufnahme mit internationalem Spitzenensemble eines Majors in die Hände bekommen mit schrecklichster Verhallung ( alles ertrinkt ).
Man möchte nicht meinen, dass hier Fachleute am Werke waren.Deshalb sollte man sich nicht von oberlehrerhaften Ausführungen verprellen lassen.

Obgleich ich hier sicher ein Sakrileg begehe: Es gibt ( gab )von einer Plattenfirma, von der man sagt, sie würde sehr häufig einen sog. Decca-Tree benutzen, einen CD-Sampler mit Aufnahmebeispielen aus 50 Jahren, die ( fast ) alle gruselig klingen ( wie aus der Röhre ). Leider verbietet es mir das Urheberrecht , das einmal für alle hier im Forum ins Netz zu stellen.
Gut, über Geschmack kann man nicht streiten, aber was ich da höre, verdient nicht die von Marketingstrategen behauptete Qualitätsbeurteilung.
(Um jedem Vorwurf der Polemik entgegenzutreten: Der Decca - Tree ist an sich funktional und klanglich genial, wenn moderne Kugeln verwendet werden, aber bitte nicht mit der Originalmikrofonierung. )
Ich halte daher den erhobenen Zeigefinger ( "was willst Du damit" ) gegen Literatur für unangebracht, vielmehr ist sie der Ausgangspunkt für das Prinzip " learning by doing ".
MA
Rainer

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Rainer » Do 13. Sep 2007, 09:15

Hallo Kollege MA,

Du unterstellst mir "die höchst anfechtbaren und überheblichen Statements". Anscheinend haben die wenigsten hier verstanden, was ich eigentlich aussagen möchte: Ich halte nichts von Rezeptbüchern und sturen Nachahmungen ohne jegliche eigene Überprüfung der Sachverhalte.
Bleiben wir nur mal bei dem Buch von Jecklin: Er beschreibt Aufnahmen, gibt dazu Mikrofonaufstellungsskizzen an, gibt sogar Pegelungen an, Entzerrungseinstellungen und Halleinstellungen. Aber was nutzt das alles dem Anfänger? Der Anfänger übersieht geflissentlich, daß all die von Jecklin produzierten Aufnahmen sich in ganz anderen Räumen mit völlig anderen Ensembles abgespielt haben und mit Jecklins persönlichen Klangvorstellungen produziert wurden. Eine sture 1:1 Nachahmung ist daher sinnlos. Ich will den Anfänger vor der fatalen Denkweise bewahren die da lautet: "So und so muß das gemacht werden - alles andere ist falsch" Und genau diese Denkweise hatte der von mir besagte Kirchenmusiker: Vorgehen nach Schema F !. Er hat es daher auch in seiner ganzen beruflichen Laufbahn auch nicht weit gebracht. Überall ist er - selbst bei seinen eigenen Musikerkollegen - angeeckt, hat x mal die Stelle gewechselt und letztlich hat man ihm gekündigt. Und mir wollte er den "Jecklin" quasi als "Evangelium" verkaufen! Einfach nur lächerlich. Der Anfänger muß begreifen lernen, daß außer der Mikrofonanordnung - und dies gilt insbesondere bei Klassikaufnahmen die unser Freund ja u.a. machen will - der RAUM einen erheblichen Einfluß auf das Ergebnis hat.
Dies macht es u.U. notwendig, eine Aufstellung zu wählen, die vom "Lehrbuch" völlig abweicht.
Die Seiten von ebs sind sehr wohl sehr hilfreich, aber er weist doch immer wieder in seinen Postings darauf hin, daß es keine Rezeptbücher gibt. Ebenso die Seiten "hauptmikrofon.de". Das ist alles ganz schön und gut, aber wer bitteschön rechnet denn wenn er vor einem Ensemble steht den Aufnahmebereich eines Stereomikrofons aus? Ich verstehe diese Seite nur als Lehrseite die aufzeigen soll, was bei bestimmten Einstellungen eines Stereomikrofons bzw. einer Stereo- oder Surroundmikrofonanordnung zu erwarten ist. Die Entscheidung WIE die Einstellung vorzunehmen ist in der jeweiligen Aufnahmesituation nehmen diese Seiten dem Anwender genauso wenig ab, wie diese ganzen Mikrofonaustellungsrezeptbücher.
Tonaufnahmen kann man nicht nach Schema F machen, sondern man muß für jede Aufnahmesituation die optimale Lösung selbst finden. Der Anfänger tut gut daran, selbst mit verschiedenen Mikrofonanordnungen zu experimentieren und zu hören wie es klingt und daraus seinen eigenen persönlichen Geschmack entwickeln.
Ich habe früher auch die eine oder andere Mikrofonanordnung mir vom Rundfunk abgeguckt und nachgeahmt und festgestellt daß bei weitem nicht alles brauchbar ist sondern auch vieles davon einfach Mist ist, zumindest nicht meinem persönlichen Geschmack und meinen Vorstellungen entspricht.
Ich habe bei Aufnahmen die ich von Konzertreihen mache auch hin und wieder Aufnahmen vom Rundfunk (die dazu parallel aufgezeichent haben) übernommen. Ich war keineswegs immer von deren Klangbildvorstellungen überzeugt und hätte es persönlich anders gemacht.
Und genau das muß dem Anfänger klar werden: Entscheidungen über Mikrofonaufstellungen muß er selbst treffen, das nimmt ihm kein Lehrbuch ab. Was all diese Bücher nämlich nicht können: Dem Anwender eine konkrete Aussage zu machen wie es mit der jeweiligen Mikrofonaufstellung klingt. Denn einen Klangeindruck verbal zu beschreiben - das habe ich ja in einem älteren Thread schon mal gesagt - kann man nicht. Oder will mir jemand glaubhaft machen, daß er einem Menschen beschreiben kann wie z.B. eine Stradivari-Geige klingt, sodaß dieser dann sagen kann: "O.K., jetzt weiß ich wie eine Stradivari klingt, das Hören kann ich mir daraufhin ersparen". Das ist doch absurd, selbst wenn Jecklin hin und wieder versucht zu beschreiben wie die von ihm praktizierten Aufnahmen geklungen haben.
Da finde ich die von der Firma Neumannn herausgegebene CD noch mit Abstand am sinnvollsten, denn sie zeigt Mikrofonanordnungen auf UND stellt gleichzeitig dar wie es klingt. Genau DAS kann kein Lehrbuch und keine Formelsammlung.

MfG
Rainer
Juppy

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Juppy » Do 13. Sep 2007, 10:10

Hallo Rainer!
Diese Diskussion artet inzwischen in Selbstzerfleischung aus, ohne daß zu neuen Erkenntnissen kommt - und dies nicht nur von Deiner Seite!
Betrachte diese Kochrezepte einfach als das, was sie auch sein könnten: ERSTE HINWEISE auf eine mögliche Umsetzung. Wenn der Anfänger möglicherweise mehrere Vorschläge unterschiedlicher Autoren ausprobieren kann (das setzt Zeit und Geduld der Musiker voraus sowie auch eine ausreichende technische Ausstattung), dann wird er erkennen, daß zwar viele Wege nach Rom führen, aber auf manchem Weg auch Achsbrüche zu erwarten sind ...
Und wie Du selber schon schreibst: Jeder Tontechniker hat seine Vorstellungen, sowohl vom "Klang" wie auch der "Interpretation". Apropos Klang: Ein Tontechniker muß auch in der Lage sein, die Vorstellungen des Interpreten zu erkennen und umzusetzen. Gerade bei Muiskern, die auf alten bzw. historischen Instrumenten spielen, muß man genau das "einfangen", was sie als Klangvorstellung von ihrem Instrument (meist nur noch Einzelstücke) haben. Bei mir hat dies schon zu mancher unorthodoxen Mikrofonierung geführt ...
Dein Lieblingsvergleich ist das Schachspiel. Ich setze dagegen das DTP. In dem Bereich gibt es einige Bücher, die sich weniger als Kochbücher verstehen, sondern dem Leser Wege zeigen, wie man aus schlechter Seitengestaltung ansprechende Drucksachen gestalten KANN, indem man z.B. Bleiwüsten auflockert und die Lesbarkeit eines Textes oder die Augenfälligkeit einer Anzeige erhöht. Sicher ist man nach der Lektüre dieser Bücher noch lange kein Grafiker, aber man hat wenigstens eine Ahnung bekommen, um gutes von schlechtem Layout unterscheiden zu können - und dies ist immerhin ein Anfang!
Und ich gehe davon aus, daß ein intelligenter Mensch durchaus auch aus Kochrezepten lernen kann. Wer einfach nur nachbaut oder kopiert, mag ein begabter Auswendiglerner sein, aber das betrachte ich nicht als "Intelligenz".
Juppy

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Juppy » Do 13. Sep 2007, 10:33

... Ein nicht unerheblicher Teil des Klassikkataloges ist grottenschlecht gemacht
z.B. deutlich wahrnehmbarer Kunsthall, vom Kompressor ruinierter Streicherklang etc. ) !
Ich habe jetzt erst wieder eine Aufnahme mit internationalem Spitzenensemble eines Majors ...
Die Zeiten der unbegrentzten Budgets für Musikproduktionen sind vorbei.
Früher einigten sich Label und Interpret, gemeinsam eine Produktion zu machen, die vom Plattenverlag auch (vor)finanziert wurde.
Heute hingegen produzieren und finanzieren viele - selbst namhafte - Leute ihre Aufnahmen selber und treten auf die Plattenfirmn zu, um Bandübernahmeverträge zu erhalten. Wird dann endlich eine Auflage von 1.000 bis 2.000 Stück veröffentlicht, müssen die Künstler mitunter 30 ... 50 % zum Händlerabgabepreis übernehmen, um sie z.B. auf Konzerten zu verkaufen. Die Plattenfirmen schieben so jedes Risiko auf die Künstler ab ...
Somit wird verständlich, daß zwangsläufig die Qualität der Aufnahmen sinkt: Entweder werden "preiswerte" Studios beauftragt oder unter Zeitdruck aufgenommen und auf das "Mastering" gesetzt ...
Rainer

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Rainer » Do 13. Sep 2007, 11:28

""Ein Tontechniker muß auch in der Lage sein, die Vorstellungen des Interpreten zu erkennen und umzusetzen. Gerade bei Muiskern, die auf alten bzw. historischen Instrumenten spielen, muß man genau das "einfangen", was sie als Klangvorstellung von ihrem Instrument (meist nur noch Einzelstücke) haben. Bei mir hat dies schon zu mancher unorthodoxen Mikrofonierung geführt ...""
Siehst Du, und genau das ist das Problem. Und diese Dinge sind Erfahrungen die in keinem Lehrbuch stehen.

Grüße
Rainer
Juppy

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Juppy » Do 13. Sep 2007, 12:02

Siehst Du, und genau das ist das Problem.
Und diese Dinge sind Erfahrungen die in keinem Lehrbuch stehen.
Ach, das sehe ich nicht ganz so eng ...
Egal, auf welche Weise DU Deine Fertigkeiten geschult hast - irgendwie hast auch Du sicherlich mit "Standardaufstellungen" angefangen und aus den Erfahrungen die Fähigkeit entwickelt, vor Ort recht schnell eine passende Mikrofonierung aufzubauen.
Das Verstehen und umsetzen Können von Klangvorstellungen erfordert jahrelange Erfahrung und musikalische Weiterbildung. So ist für mich Kammermusik und Liedbegleitung nicht nur Hobby, sondern auch eine "berufliche Investition". Denn wie schult man sein Gehör und die Ausarbeitung von musikalischen Vorstellungen besser als durch eigenes Musizieren?
Was "Musik" ist, steht auch in keinem Lehrbuch, und Werkanalysen mögen sinnvoll sein, sind aber letztlich nur Krücken, die nur bedingt helfen, die Musik zu auszufüllen und "Inhalte" hörbar zu machen.
MA

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von MA » Do 13. Sep 2007, 20:29

Mit dem guten Buch und einer eigenen Ausrüstung, die heute angesichts von Oktava, Rode, Audio Technica, Beyer etc nicht mehr annähernd so teuer ist wie in den 70ern, kommt man schnell zu den notwendigen Erkenntnissen und guten Ergebnissen. Ich wende mich auch dagegen, daraus eine hohe Wissenschaft zu machen. Dann heißt es nur noch "Ohren aufgesperrt". Mein "tontechnischer L ebenslauf" verlief verblüffend parallel zu dem von MarkusP und war keineswegs erfolglos, ich kann seinen Erfahrungen nur beipflichten. Vielen anderen hier wird es ganz ähnlich ergangen sein.
Bekannt e US-Unternehmen wie Telarc oder RR Recordings haben auch nicht anders begonnen, Herr Renner war ein Musikschullehrer, Herr Bishop ist kein Tonmeister, also, was soll's ?
(Eine 16-kanalige Oratorienaufnahme ist m.E. nicht unbedingt das Spiegelbild
höchster Professionalität, ich würde es mich, ehrlich gesagt, " trotz der Lektüre von Dr. Dickreiter und Prof. Jecklin" heute nicht trauen, eine so untermikrofonierte Aufnahme abzuliefern ).
Rainer hat überzeichnet und will's nicht zurücknehmen, das ist hier das Problem.
MA
Rainer

Re: Suche Nachschlagewerk für Mikrofonierung

Beitrag von Rainer » Fr 14. Sep 2007, 08:44

Hallo MA,

"Rainer hat überzeichnet und will's nicht zurücknehmen, das ist hier das Problem."
Ich nehme weder etwas zurück, noch habe ich überzeichnet noch ist das hier ein Problem. Vermutlich hast DU damit ein Problem. Und das fängt doch da schon an wo Du schreibst:
"(Eine 16-kanalige Oratorienaufnahme ist m.E. nicht unbedingt das Spiegelbild
höchster Professionalität, ich würde es mich, ehrlich gesagt, " trotz der Lektüre von Dr. Dickreiter und Prof. Jecklin" heute nicht trauen, eine so untermikrofonierte Aufnahme abzuliefern )."
Da geht doch Dein Rezeptbuchdenken schon los! Wieso muß eine Oratorienaufnahme mit nur 16 Mikrofonen UNTERmikrofoniert sein? Nur weil heute ein paar ausgeflippte Interpreten meinen sie müßten unbedingt z.B. Bach's Weihnachtsoratorium mit einem Chor von 120 Leuten und einem Orchester von über 50 Mann aufführen? (Habe ich in dieser Größe schon gesehen und gehört!)
Ich habe schon Bach's Matthäuspassion mit weniger als 16 Mikrofonen aufgenommen und diese Aufnahme kann - abgesehen von ein paar musikalischen Patzern [war schließlich live] - durchaus hören lassen.
Mir geht es - um es nochmals deutlich zu sagen - darum, den Anfänger zu bewahren nach Schema F rezeptbuchartig vorzugehen.
Dieser von mir genannte Kirchenmusiker ist dafür geradzu ein Schulbeispiel der Vorgehensweise nach Schema F:
So wie er mir erzählte, macht er seine Orgelaufnahmen so, indem er sich den Raum mit dem Metermaß ausmißt und den Hallradius errechnet (!) [ohne das Mobiliar im Raum und andere Einflußfaktoren zu berücksichtigen], dann mit einem "Ultraschallentfernungsmesser"(so seine Angabe) die Enfernung von der Wand zu seinem Standort mißt bis er den angeblichen Hallradius den er sich errechnet hat erreicht hat und dann dort sein Mikrofonpaar (in sturer AB-Anordnung mit 2 Kugeln in 35 cm gegenseitigem Abstand) hinstellt und nun glaubt so wie es anschließend klingt, klänge es optimal!
Solche Vorgehensweise brauchen wir hier ja hoffentlich nicht weiter zu diskutieren...!
Aber seine Geräte mit Meßmitteln zu kalibrieren das lehn er ab und meint man könne dies nach Gehör...!
Dilettantischer gehts nicht mehr!
Und für ihn ist der "Jecklin" die Bibel und das unfehlbare Evangelium für die Tonaufnahme...

MfG
Rainer
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